SoSe 18

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Projekt "Brachen II. Reclaim the Streets"

Die Verkehrsinfrastruktur ist ein funktionaler Grundbaustein der städtischen Struktur. Leistungsstarke Ringe, Tangenten und Knoten prägen in vielen Großstädten das Stadtbild. Straßen und Schienen verbinden Orte, bilden aber auch räumliche und akustische Barrieren. Diese Barrierewirkung wird durch Leerräume verstärkt, die als Rest-, Abstands- oder überdimensionierte Flächen entlang großer Straßenräume entstehen. Im Projekt wird das Potential dieser infrastrukturellen Brachen anhand eines konkreten Raumes in Hannover untersucht: Der autogerechte Wiederaufbau des kriegszerstörten Hannovers prägt die Stadtstruktur bis heute maßgeblich. Der damals großzügig ausgebaute Cityring umschließt die Innenstadt und verbindet sie über Schnellwege als Tangentensystem mit dem (über-)regionalen Erschließungsnetz. Gleichzeitig trennt der teils sechsspurig ausgebaute Ring die Innenstadt von den umliegenden Stadtteilen. Das Projekt nimmt die Randlagen „an, über, unter und zwischen“ den Verkehrsflächen des Cityrings in den Blick, um Bereiche und Orte zu identifizieren, die als Stück Stadt zurückerobert werden können. Das erfordert das Nachdenken über innovative Programme, Typologien und Gestaltungsweisen, um Belastungen wie räumliche Isolation oder Immissionen (Lärm, Luftschadstoffe) auszugleichen und einen Mehrwert aus diesen besonderen Lagen zu generieren. Die Spannweite möglicher Lösungen reicht von temporären Bespielungen, künstlerischen Installationen über Brückenbauten bis zu Lärmschutzarchitektur und -städtebau. Im interdisziplinären Team werden städtebauliche, architektonische und freiräumliche Entwurfsansätze erarbeitet, die individuell vertieft werden. Die Teilnahme am Seminar „In Bewegung. Verkehrsflächen kapern“ wird empfohlen.

Seminar "In Bewegung. Verkehrsflächen kapern"

Im Zuge von Nachverdichtungsprozessen in wachsenden Städten, aber auch durch neue Mobilitätsmuster rücken Verkehrsinfrastrukturen in innerstädtischen Lagen in den Blick von Planern und Gestaltern. Es stellt sich die Frage, ob und wie Verkehrsflächen „gekapert“ und mit neuen Nutzungen kombiniert werden können. Dabei wird nicht in jedem Fall Verkehrsfläche reduziert - das Kapern umfasst eine Vielzahl an Aufwertungs- und Entwicklungsstrategien wie das „Heranrücken, Säumen, Überbrücken, Zwischensetzen“ usw. Das Thema Immissionsschutz (Lärm, Luftschadstoffe) spielt für diese Lagen eine besondere Rolle. Im Seminar wird dazu Grundlagenwissen erarbeitet. Zudem werden Chancen und Risiken des Kaperns diskutiert sowie geeignete Raumsituationen analysiert und typisiert. Anhand von Fallbeispielen aus Kunst, Design, Architektur, Landschaftsarchitektur und Städtebau werden Lösungen zur Aufwertung und Transformation innerstädtischer Verkehrsflächen aufgezeigt und reflektiert.

Projekt "Mobility Hubs – Studio Kassel III"

Mobilität und deren Wandel ist ein zentrales Zukunftsfeld von Städtebau und Stadtplanung. Durch zunehmende Alternativen zum Automobil und durch verändertes Mobilitätsverhalten werden neue Gebäude-Typologien erforderlich, die eine Kultur des Umsteigens fördern. Konzipiert werden neue 3-dimensionale Verkehrsarchitekturen an Knotenpunkten des Kasseler Verkehrssystems, die auch mit einer Nutzungsmischung auf die jeweilige Situation reagieren.

Die Verkehrswende ist für die Städte auf Grund von Klimaschutzzielen und der Reduzierung von Luftschadstoffen unabdingbar. Viele Menschen verzichten zudem freiwillig auf den privaten PKW. Mit Rad, Bus und Bahn ist man in den Städten meist schneller, günstiger, komfortabler und gesünder unterwegs. Dasselbe gilt für Pendler im Fernbahnnetz der Bahn. Ein Schlüsselaspekt der Mobilitätswende ist daher der Ausbau gemischter Verkehrsinfrastrukturnetze: Es geht darum, städtebauliche und architektonische Konzepte zu entwickeln, die eine Verknüpfung von langsamen Verkehrsteilnehmern (Fußgänger, Radfahrer) mit kollektiver Mobilität (ÖPNV, Sharing-Konzepte) und dem System des motorisierten Individualverkehrs (MIV) unterstützen. Knotenpunkte in diesem multimodalen Netz sind ”Mobility Hubs” – Umsteigeorte von einem Verkehrsmittel zum nächsten, die sich verbinden lassen mit weiteren Dienstleistungs-, Einkaufs-, Kultur-, Bildungsangeboten, etc. In einigen Städten übernehmen neu konzipierte Bahnhöfe und Fernbusstationen diese Funktion für den gesamtstädtischen Maßstab. Auf Ebene der Stadtteile und Quartiere fehlen solche hybride Knoten aber bislang.

Ziel des Projekts ist es, neue Gebäudetypologien für eben solche, stadtteilbezogenen Mobility Hubs zu entwerfen. Untersuchungsgebiet ist das Kasseler Verkehrssystem mit einem Fokus auf die Kasseler City. Transformiert bzw. neu bebaut werden bestehende, innerstädtische Parkhäuser, Parkflächen und Tankstellen sowie Schnittstellen am Stadtrand zur Aufnahme von Pendlerströmen. Dabei stellen sich folgende Kernfragen: Welche Verkehrsmittel werden hier vernetzt und wie? Welche Mobilitätsdienstleistungen werden angeboten und welche weiteren Programme lassen sich kombinieren? Wie lassen sich diese neuen Nutzungskonzepte räumlich-gestalterisch umsetzen? Wie werden Mobility Hubs in ein stadtteilbezogenes Mobilitätsnetz eingebunden? Antworten auf diese und weitere Fragen sollen durch architektonische und städtebauliche Entwürfe skizziert und vertieft werden.