WS 17/18

WS 17/18

In Bezug auf eine qualifizierende Innenentwicklung wachsender Großstädte stellt sich die Kernfrage nach geeigneten Flächen zur Nachverdichtung. Welche Lagen können noch erschlossen werden? Und wie kann diese Verdichtung zu einer Aufwertung des Umfeldes führen? Das Konzept der „Siedlungsebene 2.0“ nimmt eine neue Perspektive auf Zentrumslagen ein und verweist auf das Potential großmaßstäblicher Dachflächen als Bauland.

Kommerz, Kultur und Dienstleistung prägen das Zentrum – die „City“ – großer Städte. Was fehlt sind Anwohner und der kleinteilige Nutzungsmix der Quartiere. Kaufhäuser, Bürogebäude und Parkhäuser sind wiederkehrende Typologien, die zu unbelebten Orten nach Geschäftsschluss werden. Am Beispiel der Kasseler City sollen im Projekt Bebauungs-, Gestaltungs- und Nutzungskonzepte für die Dachflächen dieser Architekturen entworfen werden. Die Besiedelung der „Brachen über den Dächern der Stadt“ erfordert das Nachdenken über geeignete Typologien für diese besonderen Lagen und Programme, die zur Belebung der City beitragen. Im interdisziplinären Team sollen städtebauliche, architektonische und freiräumliche Entwurfsansätze erarbeitet werden, die individuell vertieft werden.

Im Rahmen des Schinkel Wettbewerbs werden den Studierenden die Grundlagen des Entwerfens, das Arbeiten mit unterschiedlichen Typologien und Maßstabsebenen und das Einordnen ihrer Entwürfe in einen konzeptionellen Rahmen vermittelt werden. Für zukunftsorientierte Planungsaufgaben sollen die Studierenden einerseits innovative, nachhaltige Lösungen aufzeigen, andererseits mit ihren Lösungen den betreffenden Stadt- und Landschaftsraum weiter entwickeln und gestalten.

Das Bearbeitungsgebiet liegt in der Spandauer Wilhelmstadt, im Südwesten Berlins. Es ist gekennzeichnet von ehemaligen Kasernengebäuden im Norden sowie großflächigem Einzelhandel und Kleingartennutzung im Süden. Kleingewerbe bzw. Leerstand ehemaliger Gewerbebauten sowie untergenutzten Flächen finden sich im gesamten Bearbeitungsgebiet. 

Im Fokus der Aufgabenstellung steht in der Fachsparte Städtebau die Neuordnung des Gebietes zu einem gemischten, innovativ urbanen Wohnquartier mit integrierten Gewerbeeinheiten-und Bildungsstandorten. Öffentlicher Stadträume sowie Gemeinschaftseinrichtungen sollen zur Stabilisierung und Identitätsförderung beitragen und durch ein Rad- und Fußwegesystem miteinander verknüpft werden. Für die stadträumliche

Integration neuer Mobilitätsformen und die Weiternutzung des ehemaligen Munitionsdepots gilt es innovative Vorschläge zu erarbeiten.

Die Aufgabenstellung der Fachsparte Architektur befasst sich mit der Entwicklung eines zukunftsweisenden Konzepts für die städtische Nahversorgung. Im Bereich des bestehenden Supermarkts soll im Sinne einer „stadtoase“ ein Kommunikations- und Schaffensplatz als Handels- und Versorgungsstelle entwickelt und architektonisch formuliert werden. Hier ist eine innovative Kombination von Wohnen, Arbeiten, Gewerbe, Handwerk, Handel usw. gefragt, welche die Strukturen und Gestalt bestehender Vollversorger hinterfragt und weiterentwickelt.

Öffentliche Räume sind Orte des Kollektiven - für Begegnung und Austausch, Dialog, für Sozialisation und Versammlung. Es sind Alltagsräume, die für Lebendigkeit und Permanenz sorgen, gleichzeitig auch besondere Orte - auch Monumente -, die Kultur und Identität prägen. Die Relevanz öffentlicher Räume für das synergetische Zusammenleben der Gesellschaft ist offensichtlich: „Der öffentliche Raum versammelt Menschen und verhindert gleichzeitig, dass sie gleichsam über- und ineinander fallen.“ Hannah Arendt, Vita Activa

Vor dem Hintergrund verschiedener gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen – u.a. Diversifizierung, Wissenskultur, neue Arbeitswelten, Mobilität, Digitalisierung - wird das Erfinden neuer bzw. die Weiterentwicklung öffentlicher Bauten notwendig. Im Seminar erforschen wir Typologien mit „dichtem“ Programm, also Gebäude und Komplexe, die sich durch neuartige, teils auch überraschende Nutzungskombinationen auszeichnen. Es werden Hintergründe und Anforderungen an zeitgemäße öffentliche Bauten recherchiert und diskutiert sowie „Pionierbauten“ des 20. Jahrhunderts und Fallbeispiele der Gegenwart beschrieben, analysiert und reflektiert. Die Auswahl der Fallbeispiele umfasst internationale Projekte, Neu- und Umbauten, verschiedenen Maßstabs  Die Erkenntnisse dienen der eigenen Entwurfspraxis - erste Ideen zur Transferfähigkeit werden im Seminar gemeinsam umrissen.