Das Ziel des beantragten Projekts „Social, Economic and Institutional Dimensions of Wastewater Reuse in Agriculture in Tunisia – STEWART“ ist die Entwicklung und Implementierung nachhaltiger strukturbildender Maßnahmen an der Partneruniversität, der Universität von Carthage in Tunis (Tunesien). Den inhaltlichen Fokus bildet dabei das aus wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht hoch relevante Thema der nachhaltigen Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser in der tunesischen Landwirtschaft. Grundlegendes Ziel des Projekts ist die Unterstützung der politischen, sozialen und ökonomischen Transition von Tunesien durch die Etablierung und Umsetzung von strukturellen Erneuerungen und/oder Verbesserungen im tunesischen Lehr- und Forschungssystem. Das tunesische Hochschulwesen soll durch nachhaltige Strukturbildung in universitären Einrichtungen gezielt gestärkt werden. Im Rahmen dieses Projekts werden deutsche und tunesische WissenschaftlerInnen ihre Erfahrungen in Forschung und Lehre austauschen. Gemeinsam mit Masterstudierenden und DoktorandInnen werden Sie an gemeinsam organisierten Strukturmaßnahmen teilnehmen (einwöchiger Policy Learning Workshop einschließlich Vorbereitungstreffen), um innovative Forschungskonzepte und -methoden kennenzulernen und an einem konkreten empirischen Fall anzuwenden und zu diskutieren. Gerade im tunesischen Umwelt und Agrarumweltbereich mangelt es an institutionsökonomisch und Governance orientierten Lehr- und Forschungskonzepten. Mit Hilfe der Erfahrung der Universität Kassel soll ein Beitrag zur Schließung dieser Lücke geleistet werden.
Im Fokus der Forschungskomponente des Projekts steht die Problematik der Aufbereitung und Wiederverwendung von Abwasser in der Landwirtschaft. Dabei sollen technische, sozio-ökonomische und institutionelle Faktoren näher untersucht werden, welche die Entscheidung von LandwirtInnen in Bezug auf die Nutzung von aufbereitetem Abwasser beeinflussen können. Außerdem werden etablierte tunesische WissenschaftlerInnen aber auch DoktorandInnen und Masterstudierende mit Forschungskonzepten und –methoden aus der Institutionenökonomie und der Umweltgovernance vertraut gemacht. Dadurch werden sie später in der Lage sein, ihren Interessen entsprechend, eigenständige Forschungsvorhaben zu konzipieren, zu planen und durchzuführen. DoktorandInnen werden dabei ebenfalls in der Betreuung von Masterstudierenden geschult. Tunesische HochschullehrerInnen (teilweise auch die TeilnehmerInnen an den Strukturmaßnahmen) werden in ihren Lehrmethoden und -konzepten gestärkt. Im Sinne eines inter- und transdisziplinären Forschungsansatzes erfolgt dies vor allem im Rahmen eines einwöchigen Policy Learning Workshops unter Einbeziehung von Praxisakteuren, die sich mit Fragen der Nutzung gereinigten Abwassers in der Landwirtschaft beschäftigen (z.B. Landwirtschaftsverbände, Betreiber von Klärwerken). Zudem wird hier auch gezielt die thematisch relevante Expertise von WissenschaftlerInnen aus anderen arabischen Ländern mit eingebunden und ein entsprechender Erfahrungsaustausch initiiert. Schließlich werden politische EntscheidungsträgerInnen aus den relevanten Bereichen (Landwirtschaft, Umwelt, Wasser, Bildung, Hochschulwesen) zur Abschlussveranstaltung des Projekts (letzter Tag des Policy Learning Workshops) eingeladen, um die Ergebnisse und mögliche Politikoptionen gemeinsam mit den deutschen und tunesischen Projekt- und WorkshopteilnehmerInnen zu diskutieren. Der Policy Learning Workshop soll als strukturbildenden Maßnahme auch dazu dienen weiteren Forschungsbedarf und konkrete Möglichkeiten der Verstetigung der Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu identifizieren.