Die Hamburger Landwirtschaft ist ein Beispiel für lokale Nachhaltigkeitsherausforderungen des Ernährungssystems: Trotz städtebaulicher Utopien, technologischer Visionen, zivilgesellschaftlicher Initiativen und Forderungen nach einer regionalen, umweltfreundlichen, nachhaltigen Produktion und Vermarktung im Bereich der Agrarwirtschaft werden die Potentiale einer urbanen Landwirtschaft bisher nicht als Momentum für innovative Betriebskonzepte, nachhaltige Lebensstile, Beiträge zu Klima- und Umweltzielen und regionalökonomische Dynamik einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft im stadtregionalen Raum genutzt (Feldmann et. al. 2023). Die umliegenden Betriebe versorgen die wachsende Metropole seit Jahrhunderten mit agrarischen Produkten, insbesondere mit Gemüse, Zierpflanzen und Schnittblumen aus den Vier- und Marschlanden und mit Obst aus dem Alten Land. Trotz dieser Tradition auf der einen Seite und vielen Visionen und Experimenten im Bereich des urban gardening auf der anderen Seite gerät die lokale Landwirtschaft in Hamburg zunehmend unter Druck: Der Bevölkerungszuwachs erfordert mehr Wohnungsbau, teilweise auch auf bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen, wie in Oberbillwerder oder der Neuen Gartenstadt Öjendorf. Expert:innen sind sich einig, dass die Verbindungen zwischen den gärtnerisch interessierten Stadtbewohner:innen und den Akteur*innen des kommerziellen Gartenbaus hergestellt und gestärkt werden muss, um das Spannungsfeld zwischen Urbanisierung, Regionalität und Relokalisierung, Gesundheitsbewusstsein, Urban Gardening und Digitalisierung mit innovativen, integrativen und tragfähigen Konzepten der urbanen Landwirtschaft zu gestalten.
Im Projekt soll ein Innovationsareal für Urbane Landwirtschaft im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung der Neuen Gartenstadt Öjendorf auf bisher agrarisch genutzten Flächen in Hamburg etabliert werden. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern HafenCity Universität Hamburg und dem Julius Kühn Institut erarbeitet unser Fachgebiet einen konzeptionellen Rahmen für die partizipative Entwicklung und Testen plausibler betriebswirtschaftlicher Szenarien für verschiedene Innovationsmodelle der gartenbaulichen Produktion, Wertschöpfung und Vermarktung. Damit soll ein Beitrag geleistet werden, um die große Vielfalt an Formen der urbanen Landwirtschaft kontextspezifisch zu einem tragfähigen übertragbaren Demonstrationsmodell und Entwicklungsprozess für die urbane Landwirtschaft zu integrieren.