Gestaltungsimpulse für die hessische Arbeitswelt
Unternehmen und Beschäftigte müssen sich flexibel auf wechselnde Bedingungen sowie neue Anforderungen einstellen, um ihre Resilienz, also Gestaltungs- und Widerstandskraft, zu stärken. Der demografische Wandel erfordert immer wieder neue Akzente zur Förderung alternsgerechter Arbeitsbedingungen sowie zur Stärkung der dualen Ausbildung. So wurden seit 2011 in Hessen 14% weniger duale und schulische Ausbildungsverträge abgeschlossen, im Bundesschnitt waren es nur 12,5%. Auch wenn die berufsschulischen Ausbildungen zuletzt angestiegen sind, bleiben sie deutlich hinter dem Vorpandemieniveau. Zugleich garantiert ein Ausbildungsvertrag noch keinen Abschluss, wie die bundesweite Lösungsquote von über 29,5% in 2022 zeigt.
Im Kontext der Digitalisierung erleben wir derzeit einen tiefgreifenden Strukturwandel von Arbeit, der neben neuen Anforderungsprofilen auch durch eine nachhaltige Veränderung der Arbeitsformen und Arbeitszeiten gekennzeichnet ist. Dazu zählen Angebote wie mobile Arbeit, Plattformarbeit und viele weitere Innovationen. Die Homeoffice-Quote liegt in Hessen 2022 stabil bei 28% und damit vier Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Damit gehen zum einen neue Anforderungen an die sozialintegrative Leistungsfähigkeit der Betriebe einher; zum anderen wird von den Beschäftigten ein zuvor nicht gekanntes hohes Maß an Organisationskompetenz verlangt.
Mit den neuen Anforderungen und Unsicherheiten gewinnen auch Weiterbildungsaktivitäten ständig an Bedeutung. In der Corona-Pandemie ist aber die Weiterbildungsquote der hessischen Beschäftigten von 28% (2019) auf 13% (2021) eingebrochen. Um diese Erwartungen einzulösen, muss nicht nur das Vorpandemieniveau wieder erreicht werden. Insbesondere ist eine bessere Adressierung der schwächeren Gruppen geboten, deren Weiterbildungsbeteiligung auch 2019 schon zwölf Prozentpunkte unter dem Durschnitt lag.
Auch wenn die hessische Arbeitswelt vor großen Herausforderungen steht, kann ein proaktives Vorgehen eine Arbeitswelt gestalten, die für die Beteiligten mehr Unterstützung bedeutet. Die Tagung soll hierzu einen wichtigen Beitrag auf Grundlage wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse liefern. Sie greift dabei in Vorträgen, thematischen Workshops und einer Panel-Diskussion zentrale Ergebnisse des Projektes auf, die in der mehrjährigen Arbeit entstanden sind. Die zahlreichen Veröffentlichungen aus dem Projekt in Form von Factsheets und Policy-Papern können unter https://www.uni-kassel.de/go/awh kostenlos abgerufen werden.