Prof. Dr. Stefan Bringezu
Unsere Versorgung muss nicht nur energetisch, sondern auch stofflich regenerativ ausgerichtet werden.
Interview
Was genau erforschen Sie?
Es geht um die Optionen, die physische Basis unseres Wirtschaftens nachhaltig zu gestalten. Dazu müssen und können Klimaschutz und Ressourceneffizienz verbunden werden. Unsere Versorgung muss nicht nur energetisch, sondern auch stofflich regenerativ ausgerichtet werden und unser Ressourcenverbrauch darf die global sicheren Niveaus nicht überschreiten.
[Lesetipp: Prof. Dr. Stefan Bringezu, The World Budget: Safe and fair resource use for global survival and well-being]
Welche konkreten Fragen oder Probleme versuchen Sie derzeit zu lösen?
Wir arbeiten an drei Schlüsselbereichen:
(1) Der nachhaltigen Gestaltung der biobasierten Ökonomie. Hier gilt es die Übernutzung der natürlichen Systeme zurückzufahren und zukunftsfähige Nutzungen von Nahrungsmitteln, nachwachsenden Rohstoffen, Holz etc. zu beschreiben. Ein Monitoring der deutschen Bioökonomie ist ein konkretes Ergebnis (https://www.monitoring-biooekonomie.de/de/.
(2) Der Bewertung von Technologien zur Nutzung von CO2 als Rohstoff. Die Kreislaufführung von Kohlenstoff, verbunden mit der Speicherung von atmosphärischem CO2, ist eine wichtige Zukunftstechnologie. Je nach Produkt und Herstellungsweg werden unterschiedlich viel erneuerbare Energie benötigt, wodurch die ökonomische und ökologische Bilanz entscheidend bestimmt wird (ttps://www.uni-kassel.de/forschung/cesr/forschungsprojekte/co2win-connect).
(3) Der Analyse von ressourceneffizienten und klimaschonenden Infrastrukturen. Das betrifft Technologien des Bauwesens und Energieversorgungs- und Speichersysteme. So kann z.B. Carbonbeton zur Einsparung mineralischer Ressourcen beitragen (https://doi.org/10.3390/ma15144855) und bei der Auslegung der Energieversorgung gilt es, auch bei erneuerbaren Energien den Wasserverbrauch entlang der Vorketten zu beachten (HTTPS://DOI.ORG/10.1038/S43247-022-00521-7).
Welche Methoden wenden Sie in Ihrer Forschung überwiegend an?
Es geht um Systemanalysen auf unterschiedlichen Skalenebenen, von den Prozessketten zur Herstellung Nutzung bis zur Verwertung von Abfällen bis hin zur gesamten Volkswirtschaft. Untersucht werden insbesondere die sogenannten Klima- und Ressourcenfußabdrücke. Sie quantifizieren die systemweiten Treibhausgasemissionen, die Aufwendungen an Primärrohstoffen, Wasser und Land, die mit der Produktion und dem Konsum jeweils verbunden sind. Ihre Größenordnung dient als richtungssicherer Maßstab der ökologischen Nachhaltigkeitsbewertung.