Masterarbeit

In der Masterarbeit setzen sich unsere Studierenden mit einem aktuellen und relevanten Thema im Bereich Wirtschaft, Psychologie und Management auseinander. Neben der Anwendung der erlernten Inhalte des Masterstudiums bietet die Masterarbeit die Möglichkeit, neue Erkenntnisse für Forschung und Praxis zu generieren.

Die folgenden Kurzinterviews geben einen Einblick in einige der spannenden Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse unserer Absolvent:innen.

Kurzinterviews zu Masterarbeiten

Mit welcher Fragestellung beschäftigt sich Ihre MA?

Globale Entwicklungen und unerwartete Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie stellen Organisationen vor komplexe Herausforderungen. Im Kontext organisationaler Krisen und damit verbundener Unsicherheit sind proaktive Individuen aufgrund ihrer Tendenz, aktiv Veränderungen in ihrer Arbeitsumgebung herbeizuführen, eine unterstützende Kraft. Sie sind in der Lage, belastende Situationen positiv zu reinterpretieren und fühlen sich für konstruktive Veränderungen verantwortlich. Die Studie hat dahingehend Kontextfaktoren untersucht, die proaktives Verhalten in unsicheren Zeiten fördern und eine fehlende proaktive Disposition kompensieren können. Darüber hinaus wurden Implikationen für die Praxis abgeleitet.

 

Wie haben Sie diese Fragestellung untersucht?

Auf Grundlage der Theorien der Merkmalsaktivierung und der situativen Stärke wurden Zweifachinteraktionen zwischen proaktiver Persönlichkeit und der Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden (LMX) bzw. proaktiver Persönlichkeit und situativer Unsicherheit bei der Vorhersage proaktiven Verhaltens in organisationalen Krisen erwartet. Konkurrierende Hypothesen über die Struktur dieser Interaktionen wurden mithilfe eines experimentellen Designs und einem quantitativen Online-Fragebogen bei Arbeitnehmenden (N = 184) unterschiedlicher Branchen getestet. Dabei wurden Krisenszenarien entwickelt, die das Maß der situativen Unsicherheit manipuliert haben. Weitere Konstrukte (z.B. proaktive Persönlichkeit, LMX und proaktives Verhalten) wurden mit etablierten Skalen gemessen.

 

Was haben Sie herausgefunden?

Anstelle der vermuteten Zweifachinteraktionen zwischen proaktiver Persönlichkeit und LMX sowie proaktiver Persönlichkeit und situativer Unsicherheit konnte eine komplexere Wechselwirkung der Variablen in Form einer Dreifachinteraktion gefunden werden. Die Ergebnisse zeigen, dass eine solide Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden in stark unsicheren Krisensituationen einen verstärkenden Effekt auf den Zusammenhang zwischen proaktiver Persönlichkeit und Verhalten hat. Wird die Unsicherheit in der Krisensituation dagegen schwächer wahrgenommen, kann eine positive LMX eine fehlende proaktive Disposition zu einem gewissen Teil kompensieren. Die gewonnenen Erkenntnisse deuten auf die Bedeutung einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden hin, die – in Abhängigkeit der situativen Unsicherheit – sowohl für proaktive als auch weniger proaktive Persönlichkeiten ein motivationaler Faktor für proaktives Verhalten in Krisen darstellt. Für die Bewältigung organisationaler Krisen ist es einerseits empfehlenswert, proaktive Persönlichkeiten im Rahmen der Personalauswahl zu selektieren sowie andererseits Maßnahmen zur Förderung der Beziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden zu implementieren.

 

Kontakt:

Christina Veronica, www.LinkedIn.com/christina-veronica

 

 

Mit welcher Fragestellung beschäftigt sich Ihre Masterarbeit?

In meiner Arbeit vergleiche ich die Wünsche von Neueingestellten an sogenannte Sozialisationstaktiken mit der Ausprägung der Sozialisationstaktiken des am Fraunhofer IEE bestehenden Onboardingprozesses. Anschließend leite ich Handlungsempfehlungen zur Verbesserung des Onboardingprozesses ab. Das Ziel ist, den Erwartungen an die Sozialisationstaktiken möglichst gut zu entsprechen, da diese das Newcomer Adjustment als Teil der organisationalen Sozialisation unterstützen. Das und wieso dies relevant ist, wird in der Arbeit eingehend beleuchtet.

 

Wie haben Sie die Fragestellung untersucht?

Es wurden zwei quantitative Online-Erhebungen durchgeführt, um sowohl die Wünsche an die Sozialisationstaktiken zu erfassen als auch die derzeitige Ausprägung am Fraunhofer IEE zu erfahren. Für die Emittlung der organisationalen Sozialisationstaktiken wurde die deutsche Übersetzung der 30-Item-Skala von Jones (1986) verwendet, die in der Dissertation von Zdravkovic (2011) erschien. Zur Beantwortung der vier Forschungsfragen und zwei Hypthesen wurden unter anderem Mittelwerte und Konfidenzintervalle gebildet. Außerdem wurden nach eingehender Prüfung der Voraussetzungen Clusteranalysen durchgeführt und Stichprobenunterschiede mithilfe von Mann-Whitney-U-Tests ermittelt.

 

Was haben Sie herausgefunden?

Es wird ersichtlich, dass sich die 105 (potenziell) Arbeitnehmenden von Energieforschungsinstituten kollektive, sequentielle, fixierte, serielle und aufbauende Taktiken wünschen, jedoch keine Präferenz bezüglich der formal-informal Taktiken besitzen. Der Einarbeitungsprozess am IEE stellt derzeit eine serielle und fixierte Sozialisation sicher. Durch den Vergleich beider ergeben sich insbesondere Implikationen für die Umsetzung kollektiver Taktiken. Das verwendete Vorgehen kann zur Validierung von Onboarding-Prozessen genutzt werden.

Mit welcher Fragestellung beschäftigt sich Ihre Masterarbeit?

Meine Masterarbeit untersuchte, inwiefern die Integration von Social Nudges in Web-Based Trainings den Lernerfolg steigern kann. Social Nudges sind meist aus anderen Kontexten bekannt, wie zum Beispiel dem Einkauf auf Online-Seiten (z.B. „Andere Personen kauften auch …“) oder der Förderung von umweltfreundlichem Verhalten (z.B. „85 Prozent unserer Hotelgäste benutzen ihr Handtuch ein weiteres Mal“) – immer mit dem Ziel, das Verhalten von Personen in eine bestimmte Richtung zu „schubsen“ (engl. to nudge). Im Online-Lernen ist der Einsatz von Nudges jedoch noch wenig erforscht, sodass sich meine Masterarbeit darauf fokussierte, lernförderliches Verhalten mit Social Nudges, wie „Max und 95 andere Lernende haben ihr Wissen mit dieser Übungsaufgabe geprüft“, anzuregen und den resultierenden Lernerfolg zu beobachten.

 

Wie haben Sie die Fragestellung untersucht?

Meine Fragestellung habe ich mithilfe eines Online-Experiments untersucht. Versuchspersonen durchliefen ein selbstkonstruiertes Web-Based Training, in welches keine Social Nudges (Kontrollgruppe) bzw. verschiedene Social Nudges (Experimentalgruppen) integriert wurden. Nach Abschluss des Trainings wurde der Lernerfolg im Rahmen eines Wissenstests erhoben.

 

Was haben Sie herausgefunden?

Mit meinem Experiment konnte ich eine wesentliche Verbesserung im lernförderlichen Verhalten, induziert durch die Integration von Social Nudges, erreichen. Versuchspersonen haben häufiger Übungen in Anspruch genommen, ihr Wissen getestet, reflektiert oder sich Zusatzmaterialien angesehen. Dieses Verhalten mündete darüber hinaus in gesteigertem Lernerfolg. Meine angenommene Hypothese, dass Social Nudges die Leistungen im Wissenstest verbesserten mediiert über mehr lernförderliches Verhalten, konnte bestätigt werden. Es zeigte sich außerdem, dass Versuchspersonen, welchen Social Nudges präsentiert wurden, mehr intrinsische Motivation während des Lernens mit dem Web-Based-Training verspürten. Aus der Masterarbeit resultierte ein Konferenzbeitrag auf der Hawaii International Conference on System Sciences (https://hdl.handle.net/10125/102634).

 

Kontakt:

Laura Schlegel, schlegel@uni-kassel.de

Mit welcher Fragestellung beschäftigt sich die Masterarbeit?

Die Digitalisierung verändert die Arbeit im Büro: Tätigkeiten wandeln sich und die Anforderungen steigen. Daher rückt die Erholung während der Arbeit zunehmend in das Forschungsinteresse. Der Einschub von weniger anstrengenden Routineaufgaben zwischen komplexen Arbeitsaufgaben könnte Entlastung bringen. Jedoch sind Routinen bei der Arbeit und die zugrunde liegenden Prozesse noch weitgehend unerforscht. Um diese Lücke zu schließen, untersuchte die Masterarbeit erstmalig, wie sich die Unterbrechung einer komplexen Aufgabe durch eine Routineaufgabe auf Erschöpfung, Motivation und Aufgabenfokus auswirkte.

 

Wie haben Sie diese Fragestellung untersucht?

Die Studie richtete sich an Personen, die ihre Arbeit am Schreibtisch ausübten. Es wurde ein Online-Experiment mit einer komplexen Kreativitätsaufgabe und einer Routineaufgabe entwickelt. Die Teilnehmer:innen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt:

Gruppe 1 wurde aufgefordert, die Kreativitätsaufgabe kurz zu unterbrechen, zur Routineaufgabe zu wechseln und danach die Kreativitätsaufgabe zu beenden,

Gruppe 2 bearbeitete erst die Kreativitätsaufgabe und wurde danach automatisch zur Routineaufgabe geleitet (kein Aufgabenwechsel).

 

Was haben Sie herausgefunden?

Die Ergebnisse zeigten, dass die Unterbrechung einer komplexen Aufgabe durch eine Routineaufgabe a) die wahrgenommene Erschöpfung reduzierte und b) die Motivation für die Aufgabenbearbeitung sowie den Aufgabenfokus erhöhte.

Darüber hinaus zeigte sich, dass individuelle Präferenzen eine wichtige Rolle zu spielen scheinen: die Teilnehmer:innen profitierten nur dann von dem Aufgabenwechsel, wenn sie angaben, gerne während ihrer Arbeit zwischen Aufgaben zu wechseln.

Zusammenfassend lässt sich vermerken, dass Routinen bei der Arbeit statt Langeweile eine sinnvolle Abwechslung und Entlastung bieten können.

 

Kontakt:

Christina Nuhn, christina.nuhn44@gmail.com

Mit welcher Fragestellung beschäftigt sich Ihre Masterarbeit?

Wissenschaftliche Fragestellungen werden immer komplexer und interdisziplinärer. Daher steigt auch die Zahl von Co-Autorenschaften oder Verbundprojekten stetig an. Doch was passiert eigentlich davor? Wie und warum kommen Forschende in Kontakt, was verhindert den Blick über den Tellerrand und was befördert ihn und welche Bedeutung haben solche informellen Interaktionen (ohne monetären, projektbezogenen Hintergrund)?  In meiner Forschung ging es darum, diese Erfolgsfaktoren und Barrieren für informelle Interaktionen zu ermitteln – am konkreten Fall der angewandten Forschung. Das Ziel war es herauszufinden, wie sehr die wissenschaftlichen Mitarbeitenden bereits informell zusammenarbeiten, sich austauschen und vernetzen und welche Vor- und Nachteile sie in diesem Verhalten sehen sowie was dieses Verhalten bedingt.

 

Wie haben Sie die Fragestellung untersucht?

Durch eine qualitative Forschung konnte ich verschiedene Einflussfaktoren identifizieren. Ich orientierte mich hierbei an dem Case Study Design von Yin (2014) und an der strukturierten Inhaltsanalyse von Kuckarzt (2018). Hierfür führte ich elf Interviews mit Gruppen- und Projektleitungen aus verschiedenen Forschungsinstituten durch. Die Interviews gingen im Schnitt 55 Minuten und wurden über einen Zeitraum von vier Wochen erhoben. Ich transkribierte die Interviews mit Hilfe von Word und nutzte MAXQDA für die Auswertung (das kann ich sehr empfehlen).

 

Was haben Sie herausgefunden?

Zunächst einmal wird der Aufbau und die Pflege eines Netzwerkes als sehr wichtig angesehen und gerade im fachspezifischen Bereich auch betrieben (Stichwort Fachcommunities). Jedoch verhindern beispielsweise Konkurrenzstrukturen, Zeit- und Finanzierungsdruck, thematische und sprachliche Differenzen sowie fehlende attraktive Begegnungsorte und durch Covid-19 ausgefallene Präsenzveranstaltungen einen niedrigschwelligen Zugang zu einem fachübergreifenden Austausch. Zusammenfassend habe ich ein theoretisches Modell mit dreizehn Einflussfaktoren aufgestellt, das es nun in zukünftiger Forschung zu testen gilt.