Kernaussagen aus der quantitativen Studierendenbefragung (Modul 1)
Präventionsbedarfe aus Sicht der Studierenden nach dem Gesundheitsstatus
- 71,7% der Studierenden sind die Präventionkurse der Krankenkasse im Wintersemester 2021/22 nicht bekannt gewesen.
- Es besteht eine Notwendigkeit in der Sensibilisierung zum Nutzen von Präventionskursen.
- Die am stärksten nachgefragten Präventionskurse zur Stressbewältigung/ Entspannung und Bewegung werden besonders von Studierenden mit Gesundheitsbeeinrächtigungen gewünscht.
- Es besteht Handlungsbedarf im Ausbau von Angeboten zum Suchtmittelumgang, insbesondere für Männer - sie erhalten weniger gesundheitsfördernde Angebote und äußern höheres Interesse an Kursen zum Suchtmittelumgang.
- Studierende mit Gesundheitsbeeinträchtigungen bewerten strukturelle Rahmenbedingungen auf dem Hochschulgelände kritischer - vor allem die Ausstattung der Seminarräume und Hörsäle sowie das Vorhandensein von ausreichend Ruhe- und Rückzugsräumen.
- Es empfiehlt sich der Aus- und Aufbau eines studentischen Gesundheitsmanagements auf verhaltens- und verhältnispräventiver Ebene unter Berücksichtigung beeinträchtigungsspezifischer Bedarfe.
Die vollständige Publikation von Arnold, J. & Hollederer, A. (2024): "Präventionsbedarfe auf Sicht der Studierenden nach dem Gesundheitsstatus" finden Sie unter der Rubrik "Vorträge und Publikationen".
Psychische Gesundheit der Studierenden aus Sicht der Akteure – Experteninterviews an der Universität Kassel
- Studierende sind durch die Coronapandemie vermehrt von psychischen Belastungen betroffen.
- es existieren verschiedene gesundheitsfördernde Angebote, die jedoch teilweise nicht ausreichend genutzt werden.
- der Bedarf nach stärkerer Vernetzung, Bündelung der Angebote und Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Angebote und Akteure wird deutlich.
- insbesondere ist die Sensibilisierung für und Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen und entsprechenden Angeboten wichtig.
- Studierende sind von vielfältigen persönlichen (z. B. Identitätsfragen, Ablösethemen, Depressionen, Unsicherheiten) und studienbezogenen (Studienbedingungen, Studienfinanzierung) Anliegen belastet.
- es empfiehlt sich der der Aufbau eines studentischen Gesundheitsmanagements sowie der Ausbau präventiver und ressourcenstärkender Angebote.
Die vollständige Publikation von Arnold, J. & Hollederer, A. (2023): "Psychische Gesundheit der Studierenden aus Sicht der Akteure – Experteninterviews an der Universität Kassel" finden Sie unter der Rubrik "Vorträge und Publikationen".
Gesundheit und Studienpensum
- 80,5 % der Studierenden bewerteten ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr gut
- signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen wurden deutlich (84,4 % vs. 78,6 %)
- Frauen fühlten sich häufiger seit 6 Monaten bei alltäglichen Aktivitäten gesundheitsbedingt stark eingeschränkt (3,2 % vs. 2,6 %) oder mäßig eingeschränkt (9,6 % vs. 5,7 %)
- auffällig sind die berichteten Prävalenzraten psychischen Erkrankungen der letzten 12 Monate, die bei Frauen wesentlich höher lagen (25,3 % vs. 15,4 %)
- 15,1 % der Studierenden geben an, dass ihr Studienpensum viel geringer war, als in den verschiedenen Studienordnungen vorgegeben
- mittels logistischer Regressionsanalyse wurde ein signifikant gesteigertes Odds Ratio für Studierende mit mäßig bis starken Gesundheitseinschränkungen und einem viel geringeren Studienpensum festgestellt (OR: 1,56 und 2,81)
- Ableitung einer engen Verbindung zwischen Gesundheit und Studienpensum möglich
- es ergibt sich die Notwendigkeit für mehr Gesundheitsförderung und einem Gesundheitsmanagement für Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen bzw. Behinderungen.
Die vollständige Publikation von A. Hollederer (2023): "Gesundheit und Studienpensum: Ergebnisse eines Gesundheitssurveys an der Universität Kassel" können Sie unter der Rubrik "Vorträge und Publikationen" nachlesen.
Effects of disability-related services, accommondations, and integration on academic success of students with disabilities in higher education. A scoping review.
- das Review bietet einen Einblick über die empirische Evidenz zu den Auswirkungen von behinderungsbezogene Angebote, Gesundheitsförderung, Prüfungsmodifikationen, sozialer und akademischer Integration auf den Studienerfolg von Studierenden mit Behinderung.
- es wurden deutsch- und englischsprachige Studien von 2008 bis 2022 in die Auswertung eingeschlossen.
- es zeigten sich gegensätzliche Effekte der Interventionen auf den Studienerfolg.
- qualitative Studien zeigen, dass Studierende die Interventionen als wichtig für die Anpassungen auf dem Campus und dem Studienerfolg bewerteten. Die behinderungsbezogenen Angebote sind wichtig für die Leistungen und den Studienverbleib der Studierenden.
- quantitative Studien hingegen weisen keine ausreichende Stichprobengröße auf und keine kausalen Beziehungen zwischen den Variablen.
- signifikante Auswirkungen auf den Studienerfolg zeigten sich durch Maßnahmen der Gesundheitsförderung, sowie der sozialen und akademischen Integration. Studierende mit psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen profitieren von gesundheitsfördernden Maßnahmen. Arbeitsbezogene Schwierigkeiten können reduziert und die soziale Integration verbessert werden.
- Mentoring-Programme haben sich in den qualitativen Studien als zielführende Interventionen erweisen, ebenso wie die Peer- und akademische Unterstützung.
- den größten Profit durch die Maßnahmen haben Studierende mit Autismus-Erkrankungen, Lernbeeinträchtigungen sowie Sehbeeinträchtigungen.
- praktische Auswirkungen der Ergebnisse auf das Hochschulpersonal und die behinderungsspezifischen Angebote, um die Förderung des Studienerfolges von Studierenden mit Behinderung zu unterstützen.
Die vollständige Publikation von Römhild, A. & Hollederer, A. (2023): "Effects of disability-related services, accommondations, and integration on academic success of students with disabilities in higher education. A scoping review." können Sie unter der Rubrik "Vorträge und Publikationen" lesen.
Teilhabeförderung im Studium – Ergebnisse einer Studierendenbefragung
- Studierendenbefragung an der Universität Kassel zeigt, dass Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung häufiger Barrieren im Studium wahrnehmen.
- 3 % der befragten Studierenden gaben an eine amtlich anerkannte Behinderung zu haben (90 Studierende), 26 % gaben eine chronische Erkrankung an (869 Studierende).
- Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen erfahren stärkere und andauernde Belastungen im Studium.
- die Belastungen sind dabei vielfältig: sie betreffen die Studienorganisation, Teilnahme an Lehrveranstaltungen und Prüfungen, die finanzielle Belastung und soziale Einbindung
- die größten Probleme im sozialen Miteinander zeigten sich bei Studierenden mit Hörbeeinträchtigungen und psychischen Erkrankungen.
- Studierende mit Erkrankung und Behinderung bewerteten ihre sozialen Kontakte und akademische Integration im Studium tendenziell schlechter - insbesondere Studierende mit unsichtbaren Einschränkungen.
- Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung sind stärker von finanziellen Problemen betroffen und können deutlich weniger auf eigene oder familiäre Ressourcen zurückgreifen. Sie beenden ihr Studium mit einer höheren finanziellen Belastung.
- an Hochschulen bestehen eine Reihe an Unterstützungsangeboten und Vorkehrungen sowie Rechtsansprüche, die nur unzureichend genutzt werden. Unterstützungsangebote können sich positiv auf den Studienverlauf auswirken
- die Zufriedenheit mit den Angeboten und dem Nachteilsausgleich ist sehr hoch.
- 40 % der befragten Studierenden mit einer chronischen Erkrankung und die Hälfte der Studierenden mit einer amtlich anerkannten Behinderung bezogen gesundheitsbezogene Sozialleistungen. Etwas mehr als ein Fünftel waren medizinische Rehabilitationsleistungen. Studierende mit einer chronischen Erkrankung nahmen im Vergleich Teilhabeleistungen weniger in Anspruch.
- insgesamt wurden Sozial- und Teilhabeleistungen nur von einem geringen Teil der betroffenen Studierenden eingelöst. V.a. Studierende mit unsichtbaren Beeinträchtigungen nutzten sie nicht.
- auch weitete Beratungs- und Unterstützungsangebote der Universität Kassel waren zwar bekannt, wurden aber nur von einer Minderheit genutzt. Spezifischere Angebote des Studierendenwerks waren im Vergleich weniger bekannt und wurden weniger in Anspruch genommen.
- die Angebote wurden von Studierenden mit Sinnes- und Bewegungsbeeinträchtigungen häufiger genutzt, als von Mitstudierenden mit psychischen oder anderen Erkrankungen.
- nur etwa 2 % der Studierenden mit einer chronischen Erkrankung und 9 % mit einer amtlich anerkannten Behinderung an der Universität Kassel beantragten einen Nachteilsausgleich im Zulassungsverfahren zum Studium. 3 % beantragten einen Nachteilsausgleich im Studium.
- es besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme einer Beratung zum Nachteilsausgleich und der Antragsstellung.
- es werden vielseitige Gründe für die Nicht-Nutzung genannt: Angst vor Stigmatisierung, Probleme mit Lehrenden und Mitstudierenden, Informationsdefizit sowie Verfahrensprobleme bei der Umsetzung.
- Empfehlungen für die Praxis sind unter anderem die Ableitung von Qualitätsstandards zur Optimierung der Beantragungsabläufe zum Nachteilsausgleich und die Verbesserung der Bekanntheit der Informations- und Beratungsangebote.
Die vollständige Publikation von Hollederer, A., Römhild, A. und Welti, F. (2022): "Teilhhabeförderung im Studium - Ergebnisse einer Studierendenbefragung" können Sie unter der Rubrik "Vorträge und Publikationen" lesen.