Automatisch affektive Prozesse
Seit einigen Jahren beschäftigen wir uns im Arbeitsbereich mit automatisch affektiven Prozessen (Ekkekakis & Brand, 2021). Es gibt verschiedene Verfahren, die versuchen, solche unbewussten Prozesse zu erfassen. Neben dem weit verbreiteten Implicit Association Task (Greenwald et al., 1998) und seinen Varianten hat Fazio (1986) das Evaluative Priming entwickelt, was wir an unserem Arbeitsbereich benutzt, auf den sportlichen Kontext adaptiert und wiederum weiterentwickelt haben. Grundsätzlich geht es darum, dass Proband*innen auf ein Target, z.B. ein Wort oder ein Bild, so schnell wie möglich per Tastendruck reagieren sollen und dabei dieses als positiv oder negativ bewerten. Zuvor wurde ihnen ein Prime dargeboten (z.B. ein Bild oder Wort). Der Prime wird nur für einen kurzen Zeitraum (z.B. 150 ms) dargeboten oder auch unter der Wahrnehmungsschwelle präsentiert (subliminales Priming). Die Idee hinter dem Evaluativen Priming liegt darin, dass der Prime durch Assoziationen, die durch ihn hervorgerufen werden, gleich bewertete Gedächtnisinhalte aktiviert. Dadurch ist davon auszugehen, dass die Reaktionszeit kürzer ist, wenn Prime und Target die gleichen (positiven oder negativen) Affekte auslösen. Ist das der Fall, spricht man davon, dass sie kongruent sind. Hingegen fällt die Reaktionszeit länger aus, wenn Prime und Target unterschiedliche Affekte auslösen, z.B. wenn der in der Grafik dargestellte ein Prime – ein Fahrrad- einen negativen Affekt auslöst (möglicherweise bedingt durch einen vorangegangenen Sturz) und der Target (wie in der Grafik ein lachender Smiley) aber positiv zu bewerten ist. So würde man davon sprechen, dass Prime und Target inkongruent sind. Führt man viele Versuche dieser Art durch, ist davon auszugehen, dass ein Priming-Effekt berechnet werden kann, aus dem sich wiederum schlussfolgern lässt, ob ein (eher) positiver oder (eher) negativer automatisch affektiver Prozess vorliegt.
Bisher haben wir u.a. Läufer*innen mit anderen Sportler*innen sowie Nicht-Sportler*innen verglichen, um herauszufinden, ob die automatisch affektiven Prozesse sportartspezifisch sowie in Abhängigkeit von der Häufigkeit der Sportausübung sind.
Darauf aufbauen haben wir uns angeschaut, ob sich Sportler*innen, die primär in unterschiedlichen Sportarten (Mountainbiken und Fitnesssport) aktiv sind voneinander unterscheiden lassen.
Außerdem haben wir ein Verfahren weiterentwickelt, was mit Kindern im Alter von 8-10 Jahren durchgeführt wurde und deren körperliches Aktivitätsverhalten durch ihren (eher) positiven oder (eher) negativen automatischen Prozess zum Teil vorhergesagt werden konnte.