In den letzten Jahren haben wir uns mit der Anwendung eines neuen experimentellen Paradigmas der Blickbewegungsforschung im Sport beschäftigt. In der sportpsychologischen Wahrnehmungsforschung wird untersucht, welche visuellen Informationen von den Sportlerinnen und Sportlern zur Vorbereitung der eigenen motorischen Reaktion genutzt werden (z. B.: An welchen Bewegungsmerkmalen erkennt ein Fußballtorhüter die Schussrichtung eines Elfmeters?). In diesem Zusammenhang wurden Studien zum Blickbewegungsverhalten durchgeführt, um die Fixationsorte der Athleten und Athletinnen in verschiedenen sportlichen Situationen zu erfassen. Eine Schwierigkeit bei der Interpretation der hierbei gewonnenen Ergebnisse besteht darin, dass visuelle Informationen nicht nur foveal verarbeitet werden, sondern insbesondere in den Sportspielen visuelle Informationen aus der Peripherie genutzt werden (peripheres Sehen).
Mit dem von uns und der Universität Münster (Dr. Jörg Schorer und Prof. Dr. Bernd Strauß), der VU University Amsterdam (Dr. Rouwen Cañal-Bruland) und der Universität Hannover (Simone Lotz) entwickelten Verfahren ist es nun möglich, die Menge der peripher sichtbaren Informationen zu kontrollieren. Dazu nutzen wir die sogenannte moving window technique, bei der während der Fixation nur ein geringer Teil des visuellen Feldes um den Fixationspunkt sichtbar ist. Außerhalb dieses Sichtfensters sind keine visuellen Informationen zu erfassen. Bewegt sich nun das Auge bzw. vollzieht das Auge eines Probanden einen Blicksprung, so bewegt sich das Fenster aufgrund der computerbasierten Kopplung der Blickbewegungskamera mit dem jeweiligen Testprogramm mit. Auf diese Weise kann je nach Größe des Fensters sichergestellt werden, dass während einer Augenbewegung nur foveale (2°), parafoveale (bis zu 5°) oder noch periphere Informationen visuell aufgenommen werden können. Durch einen Vergleich mit der Kontrollbedingung ohne Sichteinschränkung kann die Bedeutung der unterschiedlichen Regionen abgeschätzt werden.