Das Phänomen der Seitigkeit (Lateralität) stellt in außersportlichen Bereichen ein seit Jahrzehnten etabliertes Forschungsgebiet dar. Im Sport ist es bislang jedoch nur unzureichend erforscht worden. Dabei bieten sich gerade hier interessante Forschungsansätze zu dieser Thematik: Verglichen mit ihrem Anteil von 10-13 % in der Normalbevölkerung (Raymond et al., 1996) sind linkshändige Akteure in interaktiven Sportarten (z. B. Tennis, Cricket, Baseball) zum Teil deutlich überrepräsentiert bzw. überdurchschnittlich erfolgreich (Grouios et al., 2002). Dieses Phänomen wird bevorzugt mit einem strategischen oder taktischen Vorteil von Linkshändern in solchen Sportarten begründet. Durch ihre - im Vergleich zu Rechtshändern - nahezu spiegelbildliche Ausrichtung auf dem Spielfeld werden die von rechtshändigen Gegenspielern gewohnten Aktionen nun von der gespiegelten Seite und mit anderen Spiel-/Schlagwinkeln ausgeführt. Zudem ist die perzeptive Erfahrung von Sportlern mit den Aktionen linkshändiger Gegenspieler aufgrund deren allgemeiner Unterrepräsentation geringer. Dies sollte sich unter anderem darin ausdrücken, dass die Bewegungsabsichten eines linkshändigen Gegenspielers schlechter (bspw. erst sehr spät im zeitlichen Verlauf einer Bewegung oder mit geringerer Genauigkeit) eingeschätzt - antizipiert - werden können als die eines Rechtshänders.
Mit den Worten von Pete Sampras (1998), Rechtshänder und ehemalige Nummer Eins der Tennisweltrangliste, lässt sich das Phänomen des Linkshänders im Sport prägnant zusammenfassen: "Some people just hate playing lefties. There's a certain mystique surrounding left-handed athletes, and the lefties wisely play it up."
Im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts sollen dieses Mysterium eingehender erforscht und die zuvor genannten Erklärungsstränge aufgegriffen werden. Des Weiteren wird überprüft, ob sich die Schlag- bzw. Wurfbewegungen von Links- und Rechtshändern möglicherweise in bestimmten Aspekten unterscheiden (kinematische Analyse von bspw. Gelenkstellungen, Armbeschleunigung).