Ringvorlesung WS 2015/2016:
Digitale Gesellschaft - eine Gestaltungsaufgabe
Das Wissenschaftliche Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) der Universität Kassel veranstaltet im Wintersemester 2015/2016 eine Ringvorlesung, welche die Dimensionen der Gestaltung einer digitalisierten Gesellschaft zum Thema hat. Die einzelnen Vorlesungen beginnen jeweils um 17.00 Uhr und finden im Konferenzraum des ITeG (Raum 0420, Pfannkuchstraße 1, 34121 Kassel) statt. Themen und Kurzfassungen zu den Vorträgen finden Sie hier.
28.10.2015 |
Prof. Dr. Gerrit Hornung, Universität Kassel "Datenschutz im vernetzten Auto" |
Moderne Kraftfahrzeuge sind schon heute rollende Computer. Die verbaute IT und der Zugang zum Internet dienen zunehmend nicht nur der Fahrsicherheit und dem Fahrkomfort, sondern allen möglichen weiteren Zwecken. Viele der durch die heute schon über 100 Sensoren erhobenen Daten haben einen wirtschaftlichen Wert und erzeugen deshalb Begehrlichkeiten bei Herstellern, Zulieferern und neuen Dienstleistern. Die Vorlesung geht der Frage nach, wer über diese Daten verfügen darf und wie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung der Insassen effektiv geschützt werden kann. | |
25.11.2015 |
Prof. Dr. Eva Hornecker, Bauhaus-Universität Weimar "Shared interactions beyond the desktop: how new interface types can support sociable user experiences" |
Teilbarkeit bezieht sich auf die Art und Weise, wie ein System, eine Schnittstelle oder ein Gerät eine Gruppe von gemeinsam anwesenden Nutzern in gemeinsame Interaktionen mit demselben Inhalt oder Objekt einbezieht. Die Teilbarkeit wird durch Einstiegspunkte unterstützt, die Menschen anziehen und zum Mitmachen einladen, sowie durch Zugangspunkte, die es den Nutzern ermöglichen, sich zu beteiligen. Es hat sich gezeigt, dass die neuen Schnittstellentechnologien des Tangible, Gestural und Physical Computing das Potenzial haben, gemeinsame Interaktionen zu unterstützen, wenn sie nach diesen Gestaltungsprinzipien konzipiert sind. In meinem Vortrag werde ich das Prinzip der Teilbarkeit erörtern und Beispiele aus meiner Forschung vorstellen, die zeigen, wie neuartige Schnittstellendesigns Gruppeninteraktionen unterstützen können, einschließlich der Erzeugung gemeinsamer Begegnungen zwischen Fremden in öffentlichen Situationen, zum Beispiel in Museen und öffentlichen Räumen. Der Vortrag wird auf Englisch gehalten. | |
09.12.2015 |
Prof. Dr. Martin Mauve, Universität Düsseldorf "Per Mausklick Politik gestalten – mit Online-Partizipation zu mehr Bürgerbeteiligung?" |
Die Konflikte um „Stuttgart 21“ und das Scheitern der Schulreform in Hamburg sind Beispiele für die Forderung von Bürgern nach einer stärkeren Partizipation. Sie zeigen, dass Betroffene häufig aktiv eine Beteiligung erwarten, die über regelmäßige Wahlen hinausgeht. Das Internet bietet die Möglichkeit, eine solche Teilhabe in Form von Online-Partizipation zu realisieren. Im Rahmen des Vortrags werden die Chancen und Herausforderungen von Online-Partizipation anhand von konkreten Fallbeispielen vorgestellt. | |
20.01.2016 |
Prof. Dr. Alexander Benlian, Technische Universität Darmstadt "Crowdfunding als wissenschaftlicher Mikrokosmos zur Untersuchung ökonomisch-organisatorischer Phänomene – Ausgewählte empirische Analysen" |
Crowdfunding ist in den letzten Jahren als mehrseitige Plattform, die Finanzierungssuchende und Investoren zusammenführt, immer beliebter geworden und wird nachgesagt, einen digitalen Paradigmenwechsel in der Finanzwirtschaft einzuläuten. Mittlerweile werden weltweit über 30 Mrd. Dollar auf unterschiedlichsten Crowdfunding-Plattformen umgesetzt — mit stark wachsender Tendenz. Crowdfunding eignet sich als wissenschaftlicher „Mikrokosmos“ besonders für die Untersuchung zeitlich dynamischer Phänomene, da zahlreiche Real-Daten über eine Fülle an Kampagnen und Investorenentscheidungen auf Tagesbasis gesammelt und mittels Längsschnitt- bzw. Paneldatenanalysen ausgewertet werden können. Der Vortrag führt zunächst in die Prinzipien des Crowdfunding ein und berichtet anschließend die Ergebnisse ausgewählter Einzelstudien zu ökonomisch-organisatorischen Fragestellungen im Umfeld unterschiedlicher Crowdfunding-Plattformen. Der Vortrag wurde auf Englisch gehalten. | |
10.02.2016 |
Prof. Dr. Monika Büscher, University of Lancaster "Social Collective Intelligence in Crises" |
Da Software zu "Everyware" wird, ist sie nicht nur in den alltäglichen Lebensrhythmus, sondern auch in die Störungen des Außergewöhnlichen eingebettet. Die zunehmende Verwundbarkeit rüstet die Gesellschaften schlecht für die Zunahme extremer Wetterereignisse und politischer Konflikte in einem "Jahrhundert der Katastrophen" aus. Doch die Menschen setzen in dieser Phase auch auf einen hoffnungsvollen digitalen Urbanismus. Mit 6,8 Milliarden Mobilfunkteilnehmern weltweit und einem zweistelligen Wachstum sind sie zu Generatoren von Big Data geworden, die ihr Leben bis ins kleinste Detail dokumentieren, und sie wenden Praktiken der sozialen kollektiven Intelligenz an, die in Krisenzeiten von großem Wert sein können. Die am häufigsten anzutreffenden Berichte über den innovativen Einsatz von IT in Krisensituationen loben deren Potenzial, die Effizienz der Katastrophenhilfe zu steigern. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die auf die nachteiligen Auswirkungen von Überwachung, "Qualculation" oder Automatisierung sowie auf den Lärm und die Gerüchte in den sozialen Medien hinweisen. Diese Präsentation ist dadurch motiviert, dass solche binären Rahmungen nicht in der Lage sind, die Mehrdeutigkeiten sozio-technischer Transformationen für eine angemessene Analyse zu erschließen. Um die disruptive Dynamik des digitalen Urbanismus in Krisen zu untersuchen, habe ich mich Designteams angeschlossen, die IKT-Architekturen für mehr Interoperabilität und Informationsaustausch bei der Katastrophenhilfe entwickeln. In diesem Vortrag werden Beispiele und neue Ansätze für verantwortungsvolle interdisziplinäre Sozialforschung und Innovation erörtert. Der Vortrag wird auf Englisch gehalten. |
Der Vortrag von Prof. Dr. Monika Büscher (in englisch) wurde aufgezeichnet.
Link zur Aufzeichnung des Vortrags von Prof. Dr. Monika Büscher.
Die Vortragsfolien von Prof. Büscher können Sie hier abrufen.