Wie ist das Studium für Lehramt an Haupt- und Realschulen aufgebaut?

Bild: Andreas Fischer

Die Grundlagenmodule (Modul 1-3)

Gegliedert in drei geschichtliche Hauptabschnitte, Antike, Mittelalter und Neuzeit, vermitteln die drei Grundlagenmodule Ihnen Einblicke in die Charakteristika der Epochen. Sie setzen sich mit den jeweils unterschiedlichen Quellengattungen und deren Interpretation auseinander.

In den Grundlagenmodulen werden Sie mit den wichtigsten epochenspezifischen Nachschlagewerken und Quellensammlungen vertraut gemacht. Anhand von wissenschaftlicher Fachliteratur lernen Sie Grundzüge unterschiedlicher Formen und Theorien der Geschichtsschreibung wie z.B. der Struktur- und Kulturgeschichte kennen. In den anwendungsbezogenen Bausteinen des Moduls üben Sie die eigenständige Wiedergabe und die korrekte Zitation von wissenschaftlicher Literatur und historischen Quellen und ein zielführendes Bibliographieren. Hierdurch werden Sie befähigt, eine historische Fragestellung zu entwickeln und Quellen und Literatur auf diese Frage hin auszuwerten und kritisch zu befragen. 

Informationen zu aktuellen Lehrangeboten in den Grundlagenmodulen:

Imagebild: Drei Studierende stehen zwischen den Bücherregalen in der Bibliothek. Einer der Studierenden hält ein geöffnetes Buch in der Hand, welches sie gemeinsam betrachten.Bild: Jan von Allwoerden

Die Didaktik- und Praxismodule (4-7)

Die Module 4 bis 7 kennzeichnen sich durch einen intensiven Praxisbezug und sind darauf ausgerichtet, Ihnen aktuelle wissenschaftliche Modelle und Inhalte der Geschichtsdidaktik zu vermitteln. Inhaltliche Aspekte werden mit didaktischen Fragestellungen verknüpft, was Sie dazu befähigt, historische Themen sinnvoll und zielgruppenspezifisch aufzubereiten und zu lehren.

In Modul 4 lernen Sie grundlegende Fragestellungen und Kategorien der Geschichtsdidaktik wie „Geschichtsbewusstsein“ und „Geschichtskultur“ kennen. Sie arbeiten mit einschlägigen fachdidaktischen Fragestellungen und Kategorien an ausgewählten Beispielen und entwickeln dabei die Fähigkeit zur (De-)Konstruktion wie auch zur Kritik historischer Sinnbildungen. Sie setzen sich mit aktuellen Forschungskontroversen der Geschichtswissenschaft und -didaktik auseinander und reflektieren, inwiefern die Auseinandersetzung mit Vergangenheit und ihren Repräsentationen Anteil an der lebensweltlichen Orientierung hat. Dabei lernen Sie zu hinterfragen, wie Geschichte für aktuelle (politische) Perspektiven instrumentalisiert werden kann.

Informationen zu aktuellen Lehrangeboten in Modul 4

In Modul 5 setzen Sie sich vertiefend mit epochenspezifischen wie epochenübergreifenden Problemstellungen auseinander und reflektieren dabei die Möglichkeiten und Grenzen der Vermittlung historischer Erkenntnis. In diesem Zusammenhang erfassen Sie die Bedeutung von Geschichte für die Gegenwart und entwickeln auf diese Weise ein vertieftes Verständnis für die Kontinuität und Diskontinuität historischer Prozesse und Probleme. Über problemorientierte fachdidaktische und epochenspezifische Fragestellungen erweitern Sie Ihre Kompetenz zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragen des historischen Lernens und Denkens. Sie sichten, analysieren und interpretieren einschlägige Quellen sowie fachwissenschaftliche und fachdidaktische Forschungsliteratur und erarbeiten themenspezifisch den Stand der wissenschaftlichen Forschungsdiskussion. Dabei ergründen Sie methodengeleitet anhand spezialisierter, epochenspezifischer wie epochenübergreifender Forschungsproblematiken die Bedingungen vergangener wie gegenwärtiger Urteilsbildungen.

Informationen zu aktuellen Lehrangeboten in Modul 5

Das „Praxissemester“ führt Sie in die Schulpraxis aus Sicht von Lehrenden ein. Beobachtend und theoriegeleitet erlernen Sie die Konzeption, Planung und Durchführung des eigenen Unterrichts. Dabei werden Sie ausgewählte Methoden erprobend kennen- und praktizieren lernen. Sie erwerben nicht nur unterrichtlich-erzieherische Handlungskompetenzen, sondern werden mit Ihren eigenen Stärken und Schwächen konfrontiert, die Sie gemeinsam mit Mentor*innen und pädagogischen Mitarbeiter*innen reflektieren und verorten. Zudem erwerben Sie Fähigkeiten, um Lernprozesse und Lernergebnisse von Schüler*innen in ihrer Unterschiedlichkeit zu erkennen. Der Prozess des „Lehrer*inwerdens“ steht im Zentrum des Praxissemesters und findet in Wechselwirkung von Theorie und Praxis statt, weshalb Sie neben der Teilnahme und Durchführung am Schulunterricht begleitende und flankierende Veranstaltungen besuchen.

Informationen zu aktuellen Lehrangeboten in Modul 6

Weiterführende Informationen zum Ablauf des Praxissemesters

Im Rahmen dieses Moduls sammeln Sie erste praktische Erfahrungen (Schulpraktische Studien II) als angehende*r Lehrer*in. Während eines Semesters nehmen Sie zwei bis drei Stunden am Geschichtsunterricht einer Ihnen zugewiesenen Schule teil. Parallel dazu besuchen Sie ein Begleitseminar, in dem Sie gesammelte Erfahrungen reflektieren und verorten sowie die Relevanz von Theorie und Praxis kennenlernen. Sie gewinnen eine Einsicht in die Komplexität von Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung, einen Einblick in Möglichkeiten und Grenzen der Vermittlung historischer Erkenntnis sowie ein vertieftes Verständnis des Zusammenwirkens fachwissenschaftlicher, fachdidaktischer und pädagogischer Aspekte im Unterricht. Sie lernen die theoriegeleitete Planung, Gestaltung, Durchführung und Auswertung von historischem Lernen kennen und setzen sich ferner mit (Selbst-)Bildern in Hinblick auf die Rolle des Lehrenden auseinander.

Informationen zu aktuellen Lehrangeboten in Modul 7

Praxis und Mobilität

Im Zuge des Lehramtsstudiums müssen Sie verschiedene Praktika absolvieren, die Formate sind allerdings vom jeweiligen Lehramtsstudiengang abhängig. Entscheiden Sie sich für ein L2-Studium, dann nehmen Sie aktuell am sogenannten „Praxissemester“, einem Pilotprojekt des Landes Hessens, teil und müssen kein Orientierungs- bzw. Betriebspraktikum nachweisen.

Weiterführende Informationen zu den Praktika finden Sie auf den Seiten der Hessischen Lehrkräfteakademie und des Referats für Schulpraktische Studien der Universität Kassel

Im Rahmen Ihres Lehramtsstudiums stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten offen, Teile Ihres Studiums im Ausland zu absolvieren. Während eines Praktikums (Orientierungs-, Betriebspraktikum oder den Schulpraktischen Studien), eines Studienaufenthalts im Ausland oder aber als Fremdsprachenassistenz erwerben Sie organisatorische, persönliche und interkulturelle Kompetenzen. Sie können ferner Schwerpunkte, die Sie in Ihrem Studium gesetzt haben, vertiefen. Es gibt zahlreiche Wege ins Ausland: So können Sie auf bereits bestehende Erasmus+ Kooperationen der Fachgruppe Geschichte zurückgreifen oder über den DAAD-Austauschdienst praktische Erfahrungen an ausländischen Schulen sammeln.

Erläuterungen zu Ihren Studienleistungen

Das bildungs- und gesellschaftswissenschaftliche Kernstudium ist, parallel zu den gewählten Unterrichtsfächern, ein Pflichtfach für alle Lehramtsstudiengänge der Uni Kassel. Es vermittelt Grundkenntnisse im Horizont von Kindheit und Jugend, von Schule und Unterricht und deren Entwicklung. Ebenso werden übergreifende politische, historische, kulturelle und philosophische Bezüge der Tätigkeit als Lehrer*in thematisiert. Das Hauptziel des Kernstudiums besteht in Reflexions- und Handlungsfähigkeit im pädagogischen Praxisfeld von Schule und Unterricht. Das Kernstudium bietet historische, pädagogische, politikwissenschaftliche, psychoanalytische, psychologische sowie soziologische Zugänge und Reflexionen bezogen auf die Tätigkeiten von Lehrkräften.

Weitere Informationen zum Kernstudium finden Sie hier

Die im Lehramtsstudium zu erbringenden Studienleistungen können „klassisch“ aus einem Referat, Thesenpapier, einer Rezension, der Teilnahme an studentischen Projekten, einer Gruppenleitung, einer Klausur u.Ä. bestehen. Sie können aber auch neue audiovisuelle und digitale Formate wie Podcasts, Poster oder Blogs umfassen. Im Rahmen Ihrer Schulpraktischen Studien erhalten Sie ferner Beobachtungsaufgaben und erstellen Hospitationsprotokolle, Stundenentwürfe, eigene Unterrichtsversuche, Lerntagebücher u.Ä.. Ihre Prüfungsleistungen erbringen Sie in erster Linie in der Form von Hausarbeiten, Praktikumsberichten und Auswertungen von Unterrichtsbeobachtungen. Aber auch hier kommen kreative Leistungsabfragen, wie das Portfolio, zum Tragen, die Sie praxisorientiert auf Ihre zukünftige Arbeit als Geschichtslehrer*in vorbereiten.

Die Regelstudienzeit für das Lehramt an Haupt- und Realschulen (L2) beträgt – einschließlich eines Prüfungssemesters - dreieinhalb Jahre. Es wird mit der Ersten Staatsprüfung abgeschlossen, deren Gesamtnote sich aus einer Wissenschaftlichen Hausarbeit sowie mündlichen und schriftlichen Prüfungen zusammensetzt. Die Zulassung zur Ersten Staatsprüfung kann jeweils beantragt werden, wenn die erforderlichen Leistungen, die in den Modulprüfungsordnungen festgelegt sind, nachgewiesen werden.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Website der Hessischen Lehrkräfteakademie.

Seminarangebote der Lehrstühle „Didaktik der Geschichte“, „Geschichte Großbritanniens und Nordamerikas“ sowie „Geschichte Westeuropas“ finden mitunter auf Englisch oder Französisch statt, sodass Sie nicht nur inhaltliche, sondern auch sprachliche Kompetenzen erwerben bzw. weiterentwickeln können. Dies eröffnet Ihnen die Perspektive, in Ihrem künftigen Lehrer*innenberuf bilingualen Unterricht durchzuführen. Insbesondere können Sie am fachbereichsübergreifenden Projekt BIKA (Bilingual Kassel) teilnehmen und ein entsprechendes Zertifikat erwerben.

Weiterführende Informationen

Musterstudienplan

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