Neue Professur zur Geschichte und Bedeutung der documenta
Besetzt wurde die Professur mit der Berliner Kunsthistorikerin Dr. Dorothea von Hantelmann. Sie will in Forschung und Lehre vor allem mit den Beständen des Kasseler documenta-Archivs arbeiten. Die Professur soll darüber hinaus dazu beitragen, das Thema documenta in den vier Jahren bis zur nächsten Ausstellung sichtbarer zu machen.
„Diese Professur ist eine große Chance, die documenta mit ihrem Archiv einerseits und die Kunsthochschule und die Universität andererseits zu verbinden“, erklärte Prof. Christian Philipp Müller, Rektor der Kunsthochschule. „documenta und documenta-Archiv sind ein einmaliger Standortvorteil der Kunsthochschule. Den wollen wir nutzen.“
Die Vizepräsidentin der Universität, Prof. Dr. Claudia Brinker-von der Heyde sagte: „Der Anstoß zur documenta ist aus der heutigen Kunsthochschule Kassel hervorgegangen; die Universität, die Kunsthochschule und ihre Vorgänger-Institutionen sind seit der ersten Schau 1955 bis dato auf enge und vielfältige Weise mit der documenta verbunden. Da ist es naheliegend und folgerichtig, die wissenschaftliche Aufbereitung der weltweit bedeutendsten Schau für zeitgenössische Kunst mit einer Professur am Ausstellungsort Kassel zu fokussieren. Mit Dorothea von Hantelmann haben wir eine profilierte Kunsthistorikerin gewonnen, die mit ihren Forschungsschwerpunkten exakt in unser Wunschprofil passt.“ Die documenta-Professur wird zum kommenden Wintersemester als Gastprofessur für zunächst zwei Jahre geschaffen. Sie wird finanziert aus Mitteln des Hochschulpaktes 2020 und ist an der Kunsthochschule der Universität Kassel angesiedelt.
Von Hantelmann (43) war zuletzt wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“ an der Freien Universität Berlin. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Kunst und Ästhetik der Gegenwart sowie Geschichte und gesellschaftliche Funktion von Museen und Ausstellungen. Die gebürtige Hamburgerin studierte Kunstgeschichte an der FU Berlin und promovierte dort 2006. Derzeit arbeitet sie an einer Habilitation zur gesellschaftlichen Bedeutung von Ausstellungen im historischen Wandel. Zu ihren Publikationen zählt unter anderem „How to Do Things with Art“ (Zürich 2010) sowie „Notizen zur Ausstellung“ in der Serie „Notizbuch“ für die documenta 13 (Kassel 2012).
Von Hantelmann will im Rahmen ihrer Professur eng mit dem documenta-Archiv der Stadt Kassel zusammenarbeiten und das Archivgut für Forschung und Lehre nutzen. „Das documenta-Archiv ist eine Schatzgrube. Es birgt einmalige Quellen, anhand derer Studierende an die Auseinandersetzung mit der Geschichte, Rezeption und Inszenierung der Ausstellungsreihe herangeführt werden können, und die zugleich Auskunft geben über die Bedeutung der documenta als Statement unserer Zeit“, erklärte die Kunsthistorikerin. Den Kern des Archivs bilden die Akten und Materialien der documenta-Organisation. Außerdem beherbergt das documenta-Archiv eine der bedeutendsten Spezialbibliotheken Deutschlands für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und ein Medienarchiv mit 30.000 Fotos und rund 2000 Videos.
„Wir sind hocherfreut über das Engagement der Universität für die documenta als dem herausragenden Markenzeichen Kassels“, sagte Kassels Oberbürgermeister und Kulturdezernent Bertram Hilgen. Die Universität zeige damit auch, dass sie die Bedeutung des documenta-Archivs für die wissenschaftliche Forschung anerkenne. Damit werde es möglich, den „Schatz“ des documenta-Archivs deutlicher an das Licht der Öffentlichkeit zu bringen.
Mit der Professur wird aber auch die documenta selber zwischen den alle fünf Jahre stattfindenden Ausstellungen stärker präsent. Von Hantelmann plant neben den universitären Veranstaltungen auch Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit. „Wir wollen das, was an Material und Forschungsergebnissen vorhanden ist, zeigen, zugänglich machen und darüber mit Bürgern und Künstlern diskutieren“, erklärte die Kunsthistorikerin.
Der Geschäftsführer der documenta-GmbH Bernd Leifeld betonte: „Die Einrichtung einer documenta-Professur ist ein erster Mosaikstein in dem jahrelangen Bemühen, die documenta als Institution auch zwischen den Ausstellungen zu verstetigen und damit zu etablieren. Die neue documenta-Professur kann Anstoß sein, alle Kräfte zu bündeln, um die singuläre Stellung der documenta neben den einzelnen Ausstellungen in der Welt der mehr als 170 Kunstbiennalen bewusst zu machen und durch Kooperation mit anderen Institutionen in der documenta-Stadt und darüber hinaus zu sichern.“
Die documenta ist die weltweit bedeutendste Schau zeitgenössischer Kunst. Sie findet alle fünf Jahre in Kassel statt. Die erste Ausstellung 1955 ging auf eine Initiative von Arnold Bode zurück, Professor an der damaligen Werkakademie, einer Vorgängerin der Kunsthochschule.
Bild von Dr. Dorothea von Hantelmann unter
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Bild: v. Hantelmann
Kontakt:
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Sebastian Mense
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