Mobiles Sprachen-Lernen im Museum: Mit dem Actionbound durch die ‚Neue Galerie’
Deutsch als Fremdsprache- und Zweitsprachunterricht (DaFZ) ist ohne den Einsatz von Bildern kaum vorstellbar. Bilder haben dabei zahlreiche Funktionen, meist jedoch die, die Lernenden auf ein neues Thema einzustimmen, Texte zu illustrieren oder neuen Wortschatz mit Hilfe von Bildern zu erklären. Das eigentliche Bildpotential wird dabei selten ausgeschöpft, z. B. wenn das Bild lediglich als Impuls zum Üben der Sprache eingesetzt wird. Dabei ist der Austausch, beispielsweise vor Kunstbildern, eine authentische Situation: Die Mehrdeutigkeit eines Werkes erfordert Sprache als Schlüssel, um sich dem Bild anzunähern.
Im Rahmen der Veranstaltung ‚Mit Bildern lernen’ der Dozentin Tanja Fohr hatten die Studierenden die Möglichkeit, in diesen Situationen verschiedene handlungsorientierte Methoden zur Bilderschließung vor Ort im Museum ‚Neue Galerie’ in Kassel zu entwickeln, zu erproben und zu diskutieren. Dabei ging es im Seminarkontext nicht nur darum, die Bildpotenziale in Bezug auf den Ausbau der sprachlichen Kompetenzen, sondern auch in Bezug auf das eigene Sehen, Wahrnehmen und Begreifen der Kunstwerke zu diskutieren.
Durch die intensive Auseinandersetzung mit Bildern im Museum werden in erster Linie die Bildkompetenzen gefördert und das Sprechen über die Bildgegenstände und die formelle Gestaltung der Bilder sind dabei der Weg, sich dem Bild anzunähern und seine Besonderheiten zu entdecken. Im Seminarkontext wurde der Frage nachgegangen, welche Methoden und mediale Unterstützungen sich dazu eignen, im Museum Schülerinnen und Schülern bei der Erschließung von Kunst(werken) zu unterstützen. Erprobt wurde dazu das interaktive Smartphone-Edu-Game, ‚Actionbound’. Da die App für das erlebnis- und handlungsorientierte Lernen außerhalb des Klassenraums zahlreiche Möglichkeiten bietet, stellte sich im Seminarkontext die Frage, ob sich damit auch die Prozesse vor Kunstwerken des 19., 20. und 21. Jahrhundert im Museum so anstoßen lassen, dass die DaFZ-Lernenden bei ihrer individuellen Bilderschließung und dem Austausch der verschiedenen Perspektiven zum Bild unterstützt werden. Dazu wurden zunächst zahlreiche Methoden zum Bildumgang mit und ohne das App-Angebot sowie im Vorfeld von der Dozentin erstellte Demo-Bounds (siehe Abbildungen im Anhang) für ausgewählte Kunstwerke vor Ort getestet und diskutiert.
In einem nächsten Schritt haben die DaFZ-Studierenden dann in Teamarbeit zwei Kunstwerke ausgewählt und dazu ein interaktives Edu-Game erstellt. Bei der Gestaltung der App-Elemente wurde das übergeordnete Kriterium vorangestellt, dass die Lernenden zum selbstständigen Sehen und Begreifen der Kunstwerke angeregt und nicht in ihrer Bildrezeption dirigiert werden. Dabei achteten die Studierenden darauf, einfache Sprache zu verwenden und die Arbeitsaufträge so zu wählen, dass diese auch ein Gespräch über die verschiedenen Bildeindrücke ermöglichen. Nach der Erprobung und Diskussion wurden die App- Angebot von den Studierenden abschließend modifiziert. Zum Praxistransfer im Rahmen des Seminars ‚Mit Bildern lernen’ werden die überarbeiteten Einzelbounds zusammengeführt und mit ein bis zwei DaFZ-Lerngruppen auf dem Niveau B2 im Museum Neue Galerie in Kassel getestet.
Die Vorstellung und Erprobung des Lernangebotes mit digitalen Endgeräten findet am 11. Oktober 2018 um 14:00 Uhr im Museum ‚Neue Galerie’ in Kassel statt. Interessierte Testerinnen und Tester sind herzlich willkommen. Voraussetzung sind Lust auf eine Entdeckungsreise durch das Museum, ein Smartphone mit Internetverbindung und die App, die kostenlos erhältlich ist (vgl. Abbildung). Um Anmeldung wird gebeten: Tanja Fohr (tfohr[at]uni-kassel[dot]de).
Abbildungen von Demo-Bounds sowie QR-Codes, die zur App führen, finden Sie in der PDF.
Smartphone-Edu-Game, ‚Actionbound’
Das Edu-Game beruht auf Prinzipien der City Bound- Methode, welche als erlebnispädagogisches Instrument für den Stadtraum in den achtziger Jahren entwickelt wurde. Enthalten sind unterschiedliche Features oder Elemente, z.B. Quizz, Information, Umfrage, Aufgabe, Fragen und viele andere mehr. Für den Fremdsprachenunterricht lassen sich auf kreative Weise Arbeitsaufträge medial so umsetzen, dass die Schülerinnen und Schüler diese auf ihrem Smartphone bearbeiten können. Die Ergebnisse, etwa als Audio- oder Videodatei aufgenommene Rollenspiele oder Gedichte, können am Ende der Aufgabe an die Lehrenden gesendet und so für die gemeinsame Reflexion zu einem späteren Zeitprunkt genutzt werden.