31.01.2019 | Porträts und Geschichten

Kasseler Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und ihre Themen Moritz Merten (35) Stadt- und Regionalsoziologie

Bild: Eva Krämer

In meiner Forschung geht es um Aktivitätsräume von Jugendlichen und wie sie die Stadt nutzen. Den Begriff „Aktivitätsraum“ haben wir aus der Geographie übernommen. Damit sind Orte gemeint, an denen man täglich aktiv ist, aber auch die Wege zur Schule, zur Arbeit oder zu Freunden. Ich schaue mir an, welche Teile der Stadt von Jugendlichen intensiv genutzt werden und welche Wege sie zwischen den einzelnen Orten wie ihrem zuhause oder zu ihren Freizeitaktivitäten nehmen. Daraus ergibt sich ein aussagekräftiges Aktivitätsmuster, dass sich über die ganze Stadt verteilt. An welchen Orten sich Jugendliche besonders oft aufhalten, kann in einen Zusammenhang mit dem Sozialstatus der Eltern gebracht werden. Jugendliche aus eher einfachem Elternhaus halten sich an anderen Orten auf, als Kinder von Akademikern.  In meiner Forschung ist deutlich zu erkennen, dass Deutschland, auch heute noch, immer eine geschichtete Gesellschaft mit geschlossenen Sozialmilieus ist. Das bedeutet, dass die Chancen in eine höhere soziale Schicht aufzusteigen, immer noch gering sind. In der Theorie wäre dies durch gleiche Bildungschancen möglich. Allerdings sehen wir in der Soziologie, dass schon in der Grundschule erste Diskriminierungsschritte – meist unbewusst – passieren. Kinder, die aus Arbeiterfamilien kommen, erhalten weniger häufig eine Empfehlung für das Gymnasium, selbst wenn sie das Potenzial dazu haben. Dies setzt sich dann in der weiteren Schullaufbahn fort. Ähnlich ist es im Studium. Kinder, die aus sozial schwachen Familien kommen, tendieren eher dazu eine Ausbildung zu beginnen. Ihre Eltern sind oftmals finanziell nicht in der Lage, sie in ihrem Studium ausreichend zu unterstützen.
Ich bin schon seit meiner Jugend sehr an politischem und gesellschaftlichem Geschehen interessiert. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich für ein sozialwissenschaftliches Studium entschieden habe. Heutzutage gibt es leider immer noch viele soziale Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten. Ich hoffe, dass ich auf diese Probleme aufmerksam machen und somit auch den Handlungsdruck auf die Politik erhöhen kann.