23.10.2019 | Campus-Meldung

Zwischenbericht zu Migration und Behinderung in Hessen

Am 22. Oktober ist der Zwischenbericht „Verbesserung der Teilhabe von Menschen in der Schnittstelle von Migration und Behinderung in Hessen (MiBeH)“ veröffentlicht worden. Prof. Dr. Manuela Westphal (Fachgebiet Sozialisation mit dem Schwerpunkt Migration und interkulturelle Bildung) von der Universität Kassel hat im Rahmen des Forschungsprojekts „Migration und Behinderung in Hessen“ die wissenschaftliche Arbeit des Projekts geleitet und wir sie weiter fortsetzen. Auch die Kooperation der Beauftragten der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderung und des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration mit der Universität Kassel wird damit fortgeführt.

Bild: privat.

Die Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, Frau Müller-Erichsen, referierte am 14.10.2015 im Rahmen des Integrationsbeirats über das Thema „Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund“. Ihr Vortrag stieß auf großes Interesse seitens der Politik und der Mitglieder, hieraus entstand eine Kooperation zwischen der Beauftragten, dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und der Universität Kassel.

In der Fachwelt besteht Konsens, dass über das Zusammenspiel von Behinderung und Migration wenig bekannt ist. Die Datenlage ist unbefriedigend, es wird eine hohe Dunkelziffer von Personen vermutet, die zwar eine Behinderung haben, aber über Behandlungs- und Unterstützungsleistungen nicht informiert sind. Viele Einrichtungen der Behindertenhilfe verzeichnen eine geringe Inanspruchnahme ihrer Leistungen und Angebote durch Menschen mit Migrationshintergrund. Generell ist davon auszugehen, dass der Anteil der Menschen mit Behinderung an der Bevölkerung – auch derer mit Migrationshintergrund – in den nächsten Jahren zunehmen wird.

Vor diesem Hintergrund wurde das Forschungsprojekt „Migration und Behinderung in Hessen“ in Kooperation zwischen der Beauftragten, dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und der Universität Kassel ins Leben gerufen. Mit Mitteln aus dem Integrationsfonds des Landes im Zeitraum von 4/2017 bis 4/2019 konnte eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle für das Forschungsprojekt mit einem Mitarbeiter mit Migrationshintergrund und Behinderung besetzt werden.

Parallel zur wissenschaftlichen Arbeit wurden zwei Workshops zum Thema „Migration und Behinderungen“ organisiert, um die Praxis einzubinden. Der erste Workshop wurde im Juni 2017 unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Westphal mit fachlichen Expertinnen und Experten aus den praktischen Selbsthilfeorganisationen, Vertretungsorganisationen und Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund an der Universität Kassel durchgeführt. Hierbei wurde angefragt, welche Erfahrungen mit diesem Personenkreis bestehen. Der zweite Workshop fand im November 2017 unter der Leitung der Beauftragten im Hessischen Ministerium des Innern und Sport statt. Bei diesem Workshop nahmen Menschen mit Behinderungen (alle Behinderungsformen) als Experten in eigener Sache sowie deren Angehörige und Selbsthilfeorganisationen teil. „Wir als Kooperationspartner wollten wissen, welche Aspekte bei einer interkulturellen Beratung zu berücksichtigen sind“, so Müller-Erichsen.

In einem weiteren, praxisorientierten Schritt wurden im Rahmen dieses Forschungsprojektes im Mai und September 2019 zwei weitere Workshops mit Experten aus Beratungsstellen und weiteren Einrichtungen der Behindertenhilfe abgehalten. Bei diesen Workshops wurde erörtert wie behinderten Menschen, vor allem denen mit Migrationshintergrund, durch kultursensible Beratung und Angebote verbesserte Teilhabechancen am gesellschaftlichen und beruflichen Leben ermöglicht werden können. Dabei wurden auch die Inhalte für einen Wegweiser für Menschen mit Behinderungen diskutiert. Der Wegweiser soll im Jahr 2020 in mehreren Sprachen erscheinen. „Unser Ziel ist, allen Menschen in Hessen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen“ erklärte Kai Klose, Minister für Soziales und Integration, er betonte: „Dieser Wegweiser ist ein weiterer Schritt hin zur Chancengleichheit für alle.“

„Das Projekt stellt sowohl national als auch international die erste umfängliche Studie dieser Art her und betritt in vielen Bereichen inhaltliches und methodisches Neuland. Gemäß der Forschungsziele verfolgt das Projekt einen partizipativen, teilhabeorientierten Ansatz. Menschen mit Migrationshintergrund und Behinderungen, ihre Vertretungsorganisationen, Unterstützernetzwerke, Selbstorganisationen und Schlüsselpersonen aus den Hilfesystemen werden in den gesamten Forschungsprozess eingebunden“, so Frau Prof. Dr. Westphal von der Universität Kassel (Professorin für Sozialisation mit dem Schwerpunkt Migration und interkulturelle Bildung).

Das Forschungsthema erwies sich als äußerst fruchtbar. Die geplante Projektlaufzeit war daher nicht ausreichend, die Fülle der erhobenen Daten vollständig auszuwerten. Um die Wartezeit bis zur Veröffentlichung der Forschungsergebnisse zu verkürzen, wird ein Zwischenbericht (siehe Anhang) mit interessanten und teilweise unerwarteten ersten Ergebnissen publiziert. Die wissenschaftliche Arbeit wird unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Westphal an der Universität Kassel fortgesetzt. Im Rahmen des wissenschaftlichen Projektes ist erneut eine Mitarbeiterin mit Behinderung und Migrationshintergrund aus dem Integrationsfonds beschäftigt. Somit wird auch die Kooperation der Beauftragten der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderung und des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration mit der Universität Kassel fortgeführt.

 

Kontakt:

 

Prof. Dr. Manuela Westphal

Universität Kassel

Fachgebiet Sozialisation mit dem Schwerpunkt Migration und interkulturelle Bildung

E-Mail: mwestphal@uni-kassel.de