13.11.2019 | Campus-Meldung

Privatheit und Vertrauen im Web: Graduiertenkolleg weiter gefördert

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Graduiertenkolleg „Privatheit und Vertrauen für mobile Nutzerinnen und Nutzer“ für weitere viereinhalb Jahre und stellt dafür rund sechs Millionen Euro bereit. Beteiligt sind auch zwei Fachgebiete der Universität Kassel.

Bild: Blafield.

Spätestens seit Smartphones die Menschen global digital vernetzen und das Internet der Dinge immer mehr technische Geräte vernetzt, gehören der Schutz von Privatheit und Vertrauensbewertung zu den drängendsten Herausforderungen der Digitalisierung.

Privatheit und Vertrauen haben aber seit jeher auch elementare Bedeutung für Gesellschaft und Wirtschaft; deshalb müssen Psychologie, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften interdisziplinär mit der Informatik verknüpft werden, zumal digitale und reale Welt zunehmend verschmelzen. Wie können sich Nutzerinnen und Nutzer einerseits davor schützen, Privates im Internet unkontrolliert preiszugeben? Wie können sie andererseits von der kontrollierten Datenpreisgabe profitieren? Wie lässt sich die Vertrauenswürdigkeit der Prozesse, Daten und Akteure im Internet für die Nutzenden besser bewerten? Wie formieren sich – und wie handeln – digitale Kollektive in sozialen Netzwerken?

Fragestellungen wie diese bearbeitet seit 2015 ein Graduiertenkolleg (GRK) zum Thema „Privatheit und Vertrauen für mobile Anwenderinnen und Anwender“. Beteiligt daran sind seitens der Universität Kassel die Fachgebietsleiter Prof. Dr. Jörn Lamla, Fachgebiet Soziologische Theorie, und Prof. Dr. Gerrit Hornung, Fachgebiet Öffentliches Recht und IT-Recht. Die von Prof. Hornung betreuten rechtlichen Arbeiten sind maßgeblich im Forschungsbereich "Privatheit und Vertrauen in sensorgestützten Umgebungen" angesiedelt. Die Arbeiten, die von Prof. Lamla betreut werden, analysieren aus soziologischer Perspektive Soziale Medien als sozio-technisches System und die Rolle von Netzwerken für Aufbau und Verankerung von Vertrauen. Die Federführung des Graduiertenkollegs liegt bei der Technischen Universität Darmstadt, beteiligt ist des Weiteren die Goethe-Universität Frankfurt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat nun entschieden, das Kolleg für weitere viereinhalb Jahre und mit mehr als sechs Millionen Euro zu fördern.

Suche nach unbestechlichen Instanzen

Während das Graduiertenkolleg in seiner ersten Phase Privatheitsschutz und Vertrauensbewertung in großer Breite beforschte und neue Lösungen erarbeitete, trat die Europäische Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Mit ihr wurde endgültig klar, dass einzelne Nutzende ihre Privatheitsschutz-Rechte nicht wirklich wahrnehmen können, wenn sie auf sich allein gestellt die gesetzlich geforderten „wohlinformierten Entscheidungen“ treffen sollen.

Daher werden in der zweiten Phase des Kollegs unter anderem sogenannte Intermediäre erforscht: damit sind vertrauenswürdige Instanzen gemeint, die quasi als unbestechliche und perfekt ausgebildete Notare zwischen Nutzer und Internet-Akteure treten. Können ‚Digitale Kollektive‘ – vergleichbar mit der Open-Source-Bewegung für Softwareentwicklung – diese Aufgabe meistern oder eher überstaatliche Institutionen, womöglich sogar Software-Agenten auf Basis Künstlicher Intelligenz?

 

Kontakt:

Sebastian Mense
Universität Kassel
Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 561 804-1961
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