Neues Buch über Grimm’sche Grammatik zum 200-jährigen Jubiläum
Der größte Teil der "Deutschen Grammatik" ist in Kassel entstanden. Grund genug, sich zum 200-jährigen Jubiläum ihres ersten Erscheinens im Jahr 1819 näher mit diesem Thema zu befassen. Prof. Dr. Holger Ehrhardt, Forschungsschwerpunkt Werk und Wirkung der Brüder Grimm, ist Herausgeber des neuen Sammelbands Jacob Grimms „Deutsche Grammatik“. Ein Kasseler Beitrag zur Geschichte der deutschen Sprache, unter Mitarbeit von Marie-Louise Lange. Die Beiträgeillustrieren, unter welchen Bedingungen dieses Werk entstanden ist. Sie geben bisher nur wenig bekannte Blicke hinter die Kulissen und zeigen, wie unterschiedliche Lautgesetze im Einzelnen entdeckt wurden und welche Schwierigkeiten es beim Druck der Bände gab.
„Während es das Kasseler Märchenhaus in der Marktgasse sogar zum Postkartenmotiv geschafft hat, sind die meisten Orte, an denen die Deutsche Grammatik zwischen 1816 und 1840 entstanden ist, heute vergessen. Daran wird sich nun Entscheidendes ändern. Mit dem Buch ist verantwortungsvoll ein bedeutendes Stück Geschichte der Region Kassel aufgearbeitet worden“, sagte Ingo Buchholz, Vorstandsvorsitzender der Kasseler Sparkasse, bei der Buchvorstellung.
Jacob Grimms monumentale Arbeit zur Geschichte der deutschen Sprache ist nicht hoch genug einzuschätzen. Nach mehr als 20-jähriger Forschungstätigkeit lag die "Deutsche Grammatik" 1840 in vier Bänden mit einem Umfang von annähernd 5.000 Seiten vor. Der erste Band war bereits acht Monate nach seinem Erscheinen vergriffen. „Die Grimm‘sche Grammatik wurde gleich ein Bestseller. In heutigen Zeiten ist dies kaum mehr vorstellbar, dass das Interesse an sprachhistorischen Forschungen damals so groß war“, erklärte Renate Matthei, Geschäftsführerin des euregioverlages.
Es wird untersucht, wie die "Grammatik" aufgebaut und wie sie im Zusammenhang mit der Sprachwissenschaft ihrer Zeit zu verstehen ist. Ein Beitrag untersucht den Einfluss der „Deutschen Grammatik“ auf die deutsche Sprachwissenschaft, ein anderer verweist auf Irrtümer, die Jacob Grimm bei der Ausarbeitung unterlaufen sind. Zudem wird erörtert, wie sich die hessische Mundart in den frühen Briefen der Brüder Grimm niederschlägt und wie sie in ihren späteren Arbeiten mit diesem Phänomen umgehen. In einem abschließenden Beitrag werden die inzwischen vergessenen Entstehungsorte dieses wissenschaftlichen Großprojektes in Erinnerung gerufen.
Die Beiträge sind bebildert und wurden von Holger Ehrhardt, Hans-Werner Eroms, Walter Haas, Philip Kraut, Michail L. Kotin und Andrea Linnebach-Wegner verfasst.
Kontakt:
Prof. Dr. Holger Ehrhardt
Kurt-Wolters-Straße 5
34125 Kassel
holger.ehrhardt@uni-kassel.de