27.04.2020 | Campus-Meldung

Vom Wald auf den Teller

Wissenschaftler der Universität Kassel und der Georg-August-Universität Göttingen arbeiten an der besseren Vermarktung von Produkten aus der Agroforstwirtschaft.

Bild: Conrad Fink / wikimedia commons

Sie gehört zu den ältesten landwirtschaftlichen Methoden und fristet dennoch ein Schattendasein – mit dem Begriff der sogenannten Agroforstwirtschaft können viele Menschen auf Anhieb nichts anfangen. „Das bekannteste Beispiel für die Agroforstwirtschaft in Deutschland sind Streuobstwiesen“, sagt Prof. Dr. Tobias Plieninger. „Grundsätzlich geht es bei der Agroforstwirtschaft um die Kombination aus Forstwirtschaft mit Ackerbau oder Viehzucht“, schildert Prof. Plieninger weiter.

Diese Wirtschaftsweise hat vor allem im Mittelmeerraum eine lange Tradition: „Viele kennen beispielsweise die spanischen Korkeichenwälder“, sagt Lukas Flinzberger. Er ist Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Plieninger und hat sich gemeinsam mit Prof. Plieninger und Yves Zinngrebe in einem kürzlich publizierten Artikel mit den Möglichkeiten der Vermarktung von Produkten aus der Agroforstwirtschaft beschäftigt.

„Im Rahmen der Europäischen Landwirtschaftspolitik wird Agroforst bisher nicht ausreichend gefördert. Bis zur Anpassung der Förderungsmechanismen hin zu nachhaltiger Produktion, muss die Wirtschaftlichkeit der existierenden Agroforstsysteme gesichert werden“, sagt Yves Zinngrebe.

Einen Ansatzpunkt dafür sehen die Autoren im sogenannten Labelling. „Gerade in Fachkreisen wird häufig gefordert, ein neues Label für Agroforst-Produkte zu schaffen“, sagt Flinzberger. In ihrem Artikel legen die Autoren allerdings die Schwierigkeiten eines solchen Labels dar: „Ein neues Label leidet vermutlich unter der Unbekanntheit des Begriffs und der großen Vielfalt verschiedener Agroforstsysteme“, schildert Flinzberger weiter.

Als vielversprechender sehen die Autoren nach Interview mit rund 20 Expertinnen und Experten aus dem Mittelmeerraum dagegen einen Ansatz, der auf geographischen Herkunftsangaben aufbaut. „Als Einstiegspunkt böte sich hier offensichtlich das auf EU-Ebene etablierte System geographisch geschützter Herkunftsangaben an“ sagt Prof. Plieninger.

 

Ansprechpartner

Prof. Dr. Tobias Plieninger

Telefon +49 5542 98-1249
E-Mail-Adresse plieninger@uni-kassel.de