Sonne versorgt neue Sporthalle: Gelungenes Beispiel für regionale Wertschöpfung
„Jedes Kilogramm CO2, das wir durch Erneuerbare Energie-Anlagen wie auf unserer neuen task-Halle vermeiden, ist ein kleiner Punktsieg gegen den drohenden Klimakollaps und ein wichtiger Baustein für die Energieproduktion der Zukunft,“ betonte Stadtbaurat Nolda. Möglich wurde die neue Halle durch das von Stadt und Universität initiierte Kooperationsprojekt Transfer- und Anwendungszentrum Sport in Kassel (task). Es beinhaltet eine enge Kooperation der beiden Institutionen mit dem Ziel, sportbezogene Projekte aus der wissenschaftlichen Forschungsarbeit in die sportpraktische Anwendung zu bringen. Die neue Sporthalle beheimatet auch einen 120 Quadratmeter großen Bewegungsraum sowie Büroräume für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Kassel und der Stadt Kassel, die an task-Projekten arbeiten.
Neue Photovoltaikanlage spart 15 Tonnen CO2 pro Jahr
Die Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von knapp 30 Kilowatt/Peak dient der Versorgung des Betriebs in der als Sportstätte von Schulen, Vereinen und der Universität genutzten Halle. Sie spart umgerechnet eine Menge von 15 Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr ein. Um diese Menge des klimaschädlichen Gases aus der Luft zu binden, müssten 1200 Buchen gepflanzt werden.
Realisiert wurde die Photovoltaikanlage dank der vor zwei Jahren vereinbarten Kooperation zwischen der Stadt Kassel und der Kasseler cdw Stiftung gGmbH. Dieser sieht jährliche Investitionen in PV-Anlagen auf Dächern von Gebäuden der Stadt Kassel mit einem Volumen von durchschnittlich 100.000 Euro durch die Stiftung als Schenkung an die Stadt Kassel vor. Die mit den Anlagen eingesparten Mittel für Energielieferungen werden laut dem abgeschlossenen Vertrag von der Stadt in weitere Anlagen oder Energieeinsparungen investiert – woraus sich eine Welle von klimafreundlichen Investitionen ergeben wird.
Nolda: Wegweisende Kooperation trägt zu regionaler Wertschöpfung bei
„Unsere wegweisende Kooperation mit der cdw Stiftung zeigt, wie Erneuerbare Energie-Anlagen nicht nur das Klima schonen, sondern durch intelligente Partnerschaften zugleich auch zur regionalen Wertschöpfung beitragen können“, hob Nolda hervor. Der regionale Ansatz werde auch sehr intensiv im Klimaschutzrat diskutiert, wie Prof. Dr. Martin Hein bestätigte. Der ehemalige Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck leitet und moderiert das Gremium, das seine Arbeit im Februar 2020 aufgenommen hat.
„Ich bin hoch erfreut über die Qualität des bisherigen Diskurses und über den gemeinsamen Konsens in der Zielsetzung, als Stadtgesellschaft den politischen Beschluss bis 2030 klimaneutral zu sein, mit zu tragen und zu gestalten“, berichtete Prof. Dr. Hein über die ersten Monate. „Mit dem Klimaschutzrat und den Themenwerkstätten ist es uns gelungen, bereits 100 Menschen für den verbindlichen Arbeitsprozess zu gewinnen – bis September werden etwa weitere 40 hinzukommen. Ich wünsche mir, dass dieses Engagement Wellen schlägt und allen Kasselerinnen und Kasselern vor Augen führt, dass wir die Jahrhundertaufgabe Klimaschutz gemeinsam meistern können und dafür jetzt ins Handeln kommen müssen.“
Dezentrale Energieversorgung wichtiger Baustein, um Klimawandel zu begrenzen
„Es ist uns als Stiftung wichtig, vom Wissen zum Handeln zu kommen. Die Begrenzung des Klimawandels ist die drängendste Aufgabe unserer Zeit, die dezentrale Energieversorgung auf Basis der Erneuerbaren Energien ist dabei einer der wichtigsten Bausteine“, erläuterte Thomas Flügge, Geschäftsführer der cdw Stiftung. „Die Energiewende muss jetzt umgesetzt werden. Wir freuen uns, dass sich die Region klar dazu bekannt hat und wir mit der Stadt Kassel und der Uni Kassel sehr motivierte Partner haben.“
Nach der ersten Anlage auf dem Dach des Schülerforschungszentrums Nordhessen an der Albert-Schweitzer-Schule und der Anlage auf dem Dach der task-Halle sind für 2020 in der Kooperation zwischen Stadt Kassel und cdw Stiftung bereits weitere drei Anlagen fest geplant. Sie entstehen teils auch mit Speicherlösungen auf den Dächern der Heidewegschule, Valentin-Traudt-Schule und Lückert-Schule.
Fast zwei Milliarden Euro aus der und für die Region Nordhessen
Dass lokal ausgerichtete Projekte der dezentralen Energiewirtschaft einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Kassel. Daraus berichtete Dr. Ines Wilkens, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt dezentrale Energiewirtschaft: „Nach unseren Berechnungen sind in unserer Region zwischen 2000 und 2018 etwa 4,5 Milliarden Euro für erneuerbare Energien aufgewendet worden. Davon konnten 43 Prozent – also etwa 1,93 Milliarden Euro – in Nordhessen gehalten werden.“
Durch den Investitionsboom zwischen 2009 und 2012 habe die Photovoltaik mit etwa 61 Prozent hierbei den größten Anteil. Ähnlich sieht es für die Stadt Kassel aus: Hier wurden 149 Millionen Euro für erneuerbare Energien – hauptsächlich für Photovoltaik – in die Hand genommen. Davon wurden gut 60 Millionen Euro in Kassel und Umgebung gehalten. „Diese Effekte können nur durch stetige Investitionen auf dem hohen Niveau gehalten werden“, führte Dr. Wilkens aus.
Studie kann wichtige Impulse für Klimaschutzrat liefern
Diese Studie könne wichtige Impulse für die Arbeit des Klimaschutzrats der Stadt Kassel liefern, sagte dessen Moderator Prof. Dr. Hein. Der Klimaschutzrat tagt am 25. Juni 2020 zum zweiten Mal. Seit dem Auftakt im Februar haben sich die Mitglieder auch von den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht abhalten lassen und sich in Themenwerkstätten ausgetauscht.
Der Klimaschutzrat begleitet die Stadt Kassel auf dem Weg zu dem ambitionierten Ziel, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. In dem Gremium sind rund 30 relevante Institutionen und Organisationen aus der Kasseler Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vertreten.
Themenwerkstätten bereiten Beratungen im Klimaschutzrat vor
Stadtbaurat Nolda berichtete gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Hein über den bisher erfolgreichen Verlauf seit Einführung des Klimaschutzrats. Im Mai und Juni haben vier von acht Themenwerkstätten ihre Arbeit aufgenommen und bereits mehrfach getagt:
• Quartiere und Gebäude,
• Energieversorgung,
• Mobilität
• Akzeptanz, Kommunikation, Bürgerbeteiligung, Bildung.
In den Themenwerkstätten herrsche eine sehr konstruktive und produktive Arbeitsatmosphäre. Diese hat bereits die ersten zehn konkreten Maßnahmenvorschläge aus den verschiedenen Handlungsfeldern des Klimaschutzes hervorgebracht. Folgende fünf der bisher zehn erarbeiteten Maßnahmenvorschläge soll der Klimaschutzrat bereits in seiner zweiten Sitzung diskutieren:
• eine Wärmeleitplanung,
• eine Solarkampagne als Anschub für die Errichtung von Solaranlagen auf Gebäudedächern durch Motivation, Sensibilisierung, Information und gezielte Beratung,
• ein kommunales Akteurs-Netzwerk zur Förderung der Umsetzung der Energiewende in privaten Gebäuden,
• ein Maßnahmenpaket Mobilität und
• der Anschluss nahegelegener Gebäude an das Kasseler Fernwärmenetz sowie Netzausbau und -verdichtung in den Stadtteilen Waldau, Industriegebiet und Mitte.
Mit dem Start der Themenwerkstätten sind etwa 50 weitere Personen und somit insgesamt mehr als 100 Personen in den Gesamtprozess eingebunden. Weitere Themenwerkstätten konstituieren sich Ende August. „Bereits diese erste Bilanz ist gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wirklich beeindruckend und ermutigend mit Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen“, sagte Nolda. „Die Stadt Kassel bedankt sich bei allen Beteiligten sehr herzlich für das große, ehrenamtliche Engagement.“