09.02.2021 | Pressemitteilung

Grimm-Poetikprofessur 2021 geht an Terézia Mora

Die Autorin Terézia Mora erhält die diesjährige Grimm-Poetikprofessur der Universität Kassel. Damit wird die Ungarndeutsche für ihr literarisches Schaffen geehrt. An der nordhessischen Universität wird sie voraussichtlich im Juni drei Veranstaltungen halten.

Bild: Antje Berghäuser
Terézia Mora in Berlin 2019 – Pressefotos zum Erscheinen ihres Romans Auf dem Seil (2019)

Als Prosaautorin hat Mora (*1971) mittlerweile zwei Erzählungsbände und vier Romane publiziert. Nach ihrem frühen Erzählungsband Seltsame Materie (1999) und dem Roman Alle Tage (2004) folgte über die Dauer eines Jahrzehnts eine Romantrilogie, die von dem zugleich extremen und kuriosen Leben des IT-Spezialisten Darius Kopp erzählt. Die Trilogie reicht von Der einzige Mann auf dem Kontinent (2009) über Das Ungeheuer (2013) bis hin zu Auf dem Seil (2019). Der Protagonist verbringt zunächst beruflich erfolgreiche und privat glückliche Zeiten in Berlin. Als er mit dem Suizid seiner ungarischstämmigen Frau konfrontiert wird, macht er sich mit der Urne seiner Frau im Gepäck auf die Suche nach ihrer Herkunft, reist nach Ungarn und weiter durch Osteuropa. Im dritten Teil strandet er schließlich mittellos als Gelegenheitsarbeiter, Touristenführer und Pizzabäcker auf Sizilien, bevor er mit seiner schwangeren, minderjährigen Nichte zurück nach Berlin in ein neues Leben aufbricht.

Terézia Mora erhielt für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2018 den Büchner-Preis. Ihre fiktionalen Texte beeindrucken durch „eminente Gegenwärtigkeit und lebendige Sprachkunst, die Alltagsidiom und Poesie, Drastik und Zartheit vereint“, hieß es damals bei der Preisverleihung. „Die Textwelten sind“ – so die Organisatorin der Grimm-Poetikprofessur Prof. Dr. Stefanie Kreuzer – „von einem Figurenpersonal bevölkert, das häufig Sonderlinge, prekäre Existenzen, moderne Nomaden, unglücklich wirkende Einzelgänger und skurrile, sympathische Fremde versammelt. Für Terézia Moras Erzählen sind anschauliche Schilderungen und visuell eindrückliche Welten charakteristisch. Ebenso treten selbstreflexive Momente und spielerisch experimentelle Elemente hervor, die die erzählten Welten mitunter ironisch brechen. Exemplarisch anzuführen sind etwa durchgestrichene Wörter, graphisch strukturierte Textanordnungen oder textlich nebeneinander platzierte simultane Erzählstränge und -perspektiven sowie damit einhergehend verschiedene individuelle Leserichtungen.“

Veranstaltungen

Die öffentlichen Veranstaltungen der Grimm-Poetikprofessur 2021 werden voraussichtlich zwischen dem 8. und 10. Juni stattfinden. Der Auftakt erfolgt mit der digitalen Antrittsvorlesung „Agoraphobiker auf Aussichtsplattformen“ über Zoom. Anstelle einer Lesung ist die Online-Premiere eines filmischen Porträts von, mit und über Terézia Mora geplant. Den dritten Teil bildet ein Poetik-Seminar, das im Rahmen des von Prof. Dr. Stefanie Kreuzer geleiteten Begleitseminars hochschulöffentlich mit begrenzter Teilnehmerzahl stattfinden wird. Die genauen Termine werden noch bekanntgegeben.

Die Brüder-Grimm-Poetikprofessur

Die Poetikprofessur wird seit 1985 von der Universität Kassel vergeben und zurzeit von der Kasseler Sparkasse gestiftet. Bisher wurden bereits bedeutende Autor/-innen, Dramatiker/-innern und Filmemacher/-innen geehrt – darunter etwa Herta Müller (1998), Volker Schlöndorff (2011) und Felicitas Hoppe (2019). In öffentlichen Veranstaltungen reflektieren die Preisträger/-innen künstlerische Prozesse und ihre Werke.   

 

Informationen der Presseankündigung finden Sie auf der GPP-Homepage
 

Kontakt:
Prof. Dr. Stefanie Kreuzer
Neuere dt. Literaturwiss./Medienwiss.
Universität Kassel
Institut für Germanistik
stefanie.kreuzer[at]uni-kassel[dot]de
Brüder-Grimm-Poetikprofessuer