Nora-Platiel-Preis zum ersten Mal verliehen
Während seiner Sommerschule verlieh der Forschungsverbund für Sozialrecht und Sozialpolitik (FoSS) gemeinsam mit dem Verein zur Förderung von Forschung und Wissenstransfer in Sozialrecht und Sozialpolitik e.V. die Auszeichnung. Vorgeschlagen werden konnten Studierende der Universität Kassel, der Hochschule Fulda und der Hochschule der Gesetzlichen Unfallversicherung in Bad Hersfeld. Das Preisgeld beträgt 2.000 Euro. Neben einer hohen wissenschaftlichen Qualität sollten die Arbeiten gesellschaftliche Relevanz aufweisen und beides verbinden.
In ihrer prämierten Thesis beschäftigt sich Fromm mit dem Modellprojekt „Sozialwirtschaft integriert: Neue Chancen in der Sozialwirtschaft - Qualifizierungsperspektive für Migrantinnen“. Das Vorhaben soll Frauen mit Migrationshintergrund auf eine Ausbildung im Bereich Pflege, Erziehung oder Hauswirtschaft vorbereiten. In Ihrer Abschlussarbeit im Rahmen des Studienganges „Soziale Arbeit: Interdisziplinäre Forschung in Theorie und Praxis“ analysiert sie die Verbindung von Geschlecht, Migration und Bildung. "Es ist für mich eine große Ehre, die erste Preisträgerin des Nora-Platiel-Preises zu sein. Während meiner Studienzeit an der Universität Kassel habe ich mich stets im Studierendenparlament politisch engagiert. Auch als Sozialarbeiterin und Sozialwissenschaftlerin ist es mein Anliegen, soziale Gerechtigkeit in Bezug auf die Gesellschaft im Allgemeinen und in Bezug auf die persönlichen Lebenswelten der Klient*innen zu fokussieren", erklärt sie bei der Preisverleihung. Frauen mit Migrationshintergrund stellen am Arbeitsmarkt immer noch eine marginalisierte Gruppe dar, deren vielfältige kulturelle, sprachliche und individuelle Ressourcen bislang nur unzureichend genutzt und gefördert werden. Anliegen Fromms Arbeit war es daher, die Bedürfnisse, aber auch Potenziale migrierter und geflüchteter Frauen herauszustellen und sich ihr als Zielgruppe für Arbeitsmarktintegrationsprojekte zu widmen.
Prof. Dr. Anne Walter, Mitglied der sechsköpfigen Jury, freut sich, dass es gelungen ist, eine wissenschaftlich anspruchsvolle Masterarbeit mit gesellschaftlich hoch relevantem Thema zu finden, die gleichzeitig den Praxisbezug herstellt und einen Wissenstransfer ermöglicht. „Die Abschlussarbeit der ersten Preisträgerin weist zudem einen direkten Bezug zu den Lebensthemen der Namensgeberin des Preises auf. Wir freuen uns auch sehr darüber, dass Prof. Dr. Sabine Hering als Laudatorin für diese erste Verleihung des Nora-Platiel-Preises gewonnen werden konnte“, so die Rechtswissenschaftlerin.
Benannt ist der Preis nach der Juristin und Sozialdemokratin Nora-Platiel (1896–1979). Nach dem Exil in Paris und Zürich kehrte sie 1949 nach Deutschland zurück und ließ sich in Kassel nieder. Hier war sie am Landgericht und am Oberlandesgericht tätig und wurde Kassels erste Landgerichtsdirektorin. Von 1954 bis 1966 war sie für die SPD Mitglied des Landtages und für mehrere Jahre stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion. Sie erwarb sich dort den Ruf der „besten Rednerin des Parlaments“. Mit ihrem sozialpolitischen und juristischen Engagement in Kassel sowie allgemein in Hessen gilt sie als Vorbild für den wissenschaftlichen Nachwuchs.