Mit grünen Rohstoffen in die Klimawende?
Der Klimawandel ist auf der politischen Agenda angekommen. E-Mobilität, die Rolle neuer Technologien und die Hoffnung auf nicht-fossile Energieträger stehen im Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit. Kaum diskutiert wird jedoch die globale Tragweite solcher Strategien. Was bedeuten diese Vorschläge für die Förderung alter und neuer Rohstoffe sowie für traditionelle aber auch zukünftige Förderländer? Diese Fragen nahm das Verbundprojekt „Rohstoffextraktivismus“ als Ausgangspunkt für seine feierliche Projekteröffnung. Bei der Auftaktveranstaltung diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus politischen Institutionen sowie Zivilgesellschaft gemeinsam mit dem Projektteam die Frage „Mit grünen Rohstoffen in die Klimawende? Chancen und Risiken aus internationaler Perspektive“ und verdeutlichten die Relevanz des Projektthemas.
Nach Begrüßungsworten durch Prof. Dr. Michael Wachendorf, Vizepräsident für Forschung der Universität Kassel, und Prof. Dr. Michael Bölker, Vizepräsident für Forschung und Internationales der Philipps-Universität Marburg, stellte Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt (Universität Kassel) die zukünftige Arbeit des Projektverbundes vor. Im Anschluss diskutierten im Podium Johanna Beate Wysluch (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), Hannah Pilgrim (Arbeitskreis Rohstoffe, PowerShift e.V.) sowie Dr.-Ing. Sven-Uwe Schulz (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Deutsche Rohstoffagentur). Prof. Dr. Rachid Ouaissa (Philipps-Universität Marburg) moderierte die Diskussion.
In ihrer Begrüßung betonten die Vizepräsidenten beider Universitäten, dass das Forschungsprojekt nicht nur unterschiedliche Weltregionen in Verbindung bringt. Sie verdeutlichten auch, dass der Projektverbund zugleich das einzige universitätsübergreifende Projekt sei, welches durch die Verbindung der beteiligten Area-Schwerpunkte sowie der an beiden Universitäten angesiedelten BMBF-Merian Zentren die Kooperation beider hessischer Universitäten stärke.
Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt rückte in seinem Vortrag die internationale Bedeutung des Gesellschaftsmodells Extraktivismus in den Fokus, die dem Forschungsprojekt Aktualität und Relevanz verleiht. Burchardt unterstrich, dass einige wenige Länder durch neue Rohstoffe an Bedeutung gewinnen und sich auch globale Interaktionen verändern werden aber noch zu wenig über zukünftige Gewinner und Verlierer bekannt sei. Die Erforschung dieser Schattenseiten der Nachhaltigkeit setzt sich der Projektverbund zum Ziel.
Johanna Beate Wysluch plädierte dafür, dass Rohstoffe ihren Wert bekommen sollten und dieser Wert nicht nur ökonomisch und ökologisch, sondern auch sozial gedacht werden müsse. Dieser Diskussionspunkt wurde von Hannah Pilgrim aufgegriffen, die aufrief, in der Klimagerechtigkeitsdebatte auch die Frage nach Rohstoffgerechtigkeit zu stellen. Für Dr.-Ing. Sven-Uwe ist der Rohstofffrage in den vergangenen Jahrzehnten nicht die Aufmerksamkeit zuteilgeworden, welche sie in der politischen Debatte verdient. Auf dem Podium und im Publikum herrschte somit Einigkeit darüber, dass das Forschungsprojekt am Puls der Zeit ist.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Forschungsverbund der Universität Kassel und Philipps-Universität Marburg mit mehr als zwei Millionen Euro für eine erste Phase von drei Jahren. Neben den beiden Projektleitern Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt (Universität Kassel) und Prof. Dr. Rachid Ouaissa (Phillips-Universität Marburg) wird das Projekt von Dr. Hannes Warnecke-Berger (Universität Kassel) koordiniert.
Der Forschungsverbund vereint ein interdisziplinäres und internationales Team von Forschenden und Gastwissenschaftler:innen. Das Projektteam wird gemeinsam das Entwicklungsmodell Rohstoffextraktivismus ergründen und konzentriert sich in den Untersuchungen auf Länder, die ihre wirtschaftliche Produktion weitgehend auf den Abbau und den Export von nicht erneuerbaren Rohstoffen spezialisiert haben. Weltweit lebt mehr als die Hälfte der Staatenwelt von Rohstoffextraktivismus. Lateinamerika und der Maghreb stehen exemplarisch für dieses Modell und haben für Deutschland besondere Bedeutung.
Weitere Informationen zum Verbundprojekt finden Sie unter www.extractivism.de