10.03.2022 | Campus-Meldung

Rohstoffe aus Abwasser

Aus Abwasser Rohstoffe zurückgewinnen und den Klimaschutz vorantreiben: Das ist das Ziel des Forschungsprojektes RoKKa (Rohstoffquelle Klärschlamm und Klimaschutz auf Kläranlagen) unter Beteiligung der Universität Kassel. Fossile Rohstoffe und energieintensive Verfahren könnten so ersetzt werden.

Bild: ZVK - Zweckverband Klärwerk Steinhäule
RoKKa forscht u.a am Zweckverband Klärwerk Steinhäule in Neu-Ulm

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erproben mithilfe von Pilotanlagen in Erbach und Neu-Ulm Verfahren, um aus dem Abwasser in Kläranlagen Phosphor- und Stickstoffverbindungen für Düngemittel zu gewinnen. Daneben werden mit Mikroalgen Pflanzenstärkungsmittel und Bodenverbesserer für die Landwirtschaft erzeugt. Selbst das CO2, das bei der Herstellung von Biogas anfällt, wird abgetrennt und wieder zu einem Rohstoff für die chemische Industrie verarbeitet.

Im Pilotprojekt RoKKa wird gemessen, wie stark sich eine Stickstoffrückgewinnung auf die Klimabilanz der Kläranlagen auswirkt. Beim konventionellen Abbau von Stickstoffverbindungen aus Kläranlagen entsteht eine erhebliche Menge des Treibhausgases N2O, auch Lachgas genannt. Weiter wird erprobt, inwieweit die im Abwasser enthaltenen Nährstoffe Mikroalgen als Nahrung dienen. Algen benötigen zur Photosynthese neben Licht auch CO2. Dieses stammt aus der Biogasfaulung und wird mit Hilfe einer Aminosäurelösung abgetrennt.

Neuer Dünger und Klimaschutz - Beitrag der Universität Kassel

Beteiligt an der Universität Kassel ist das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft von Prof. Dr.-Ing. Tobias Morck. Es erforscht Reinigungsprozesse, um Abwasser als lokale Phosphorquelle für Düngemittel und für Mikroalgen zur Produktion von Pflanzenbiostimulanzien zu erschließen. Zudem beschäftigt sich das Forscherteam mit der Klimaverträglichkeit der in RoKKa untersuchten bioökonomischen Produktionsprozesse aus Abwasser.

An der nachhaltigen Bioraffinerie arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Forschungseinrichtungen des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB), der Universität Stuttgart, der Universität Kassel und der Technischen Universität Kaiserslautern gemeinsam mit den Unternehmen SolarSpring GmbH, Deukum GmbH, Nanoscience for life GmbH, Umwelttechnik-BW GmbH, der Stadt Erbach sowie dem Zweckverband Klärwerk Steinhäule.

Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg kofinanziert von der Europäischen Union.

Nähere Infos unter https://www.pure-bw.de/de/rokka-rohstoffquelle-klaeranlage

Kontakt
Prof. Dr.-Ing. Tobias Morck
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Kurt-Wolters-Str. 3
34125 Kassel
+49 561 804 2795
morck[at]uni-kassel[dot]de