Kosten der energetischen Sanierung von Mietwohnungen fair teilen
Das Projekt trägt den Titel FLAMME (Fairness, Lastenverteilung und Akzeptanz des Mietrechts bei Modernisierungen für Energieeffizienz). Es untersucht, wie Kosten und Nutzen für energetische Modernisierungen aufgeteilt werden können. Sollten Vermietende die Sanierungskosten tragen, weil die Bausubstanz maßgeblich über den Heizenergieverbrauch bestimmt, oder die Mietenden, die Heizkosten sparen? Wie sollen Heizkosten generell verteilt werden? Welche Aufteilung sieht das Mietrecht vor? Was wäre fair und würde dem langfristigen Charakter der Sanierung, dem Interesse der Vermietenden an der Refinanzierung der Sanierung sowie der Bereitschaft von Mietenden gerecht, mehr Miete für niedrigere Heizkosten oder klimaschonendes Wohnen zu zahlen? Welchen Anteil an den Kosten soll die Gesellschaft übernehmen?
Die Forschenden untersuchen rechtsökonomisch und -ethisch die Umlagesysteme des deutschen Mietrechts sowie neue Umlagemodelle: beispielsweise die Integration der Modernisierungsumlage ins Betriebskostenrecht, die Nutzung von Staffelmietverträgen, Konzepte wie das Warmmietensystem in Schweden oder ein energetischer Mietspiegel. Auf Basis von Sanierungsbeispielen, die die Erreichung der Klimaziele bei typischen Mietgebäuden sicherstellen, werden zu den dabei aus den Umlagesystemen resultierenden Belastungsverteilungen die Interessengruppen befragt, um zu erheben, welche Umlagesysteme von wem als fair wahrgenommen werden. Diese könnten die Akzeptanz der gesellschaftlich notwendigen Modernisierungsmaßnahmen steigern.
Partner aus Forschung und Praxis
Der Verbund vereint Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Ingenieurswissenschaft. Die Volkswirtschaftliche Perspektive bringt die Universität Kassel als Verbundleiterin ein:
Das Fachgebiet Grundlagen des Rechts, Privatrecht und Ökonomik des Zivilrechts untersucht, wann sich Modernisierungen Lohnen. „So können wir antizipieren, welche Handlungsanreize das Recht setzt und somit Vorschläge für eine Gesetzgebung machen, die möglichst kosteneffizient und fair ist“, erläutert Fachgebietsleiter und Verbundkoordinator Prof. Dr. Georg von Wangenheim.
Prof. Dr. Heike Wetzel, Leiterin des Fachgebiets Mikroökonomik und empirische Energieökonomik, leitet die Haushaltsbefragungen. Wetzel: „Durch die Analyse von Fairnessaspekten identifizieren wir, welche Personengruppen bestimmte Umlagesysteme als fair wahrnehmen und wo möglicherweise Akzeptanzprobleme für die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen liegen.“
Neben der Universität Kassel sind das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e. V. München – FIW München, das Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden – ITG Dresden und das Umweltbundesamt – UBA beteiligt. Gefördert wird das Vorhaben für drei Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Förderlinie „Energiewende und Gesellschaft“ des 7. Energieforschungsprogramms. Die Fördersumme übersteigt knapp die Millionengrenze, rund die Hälfte geht nach Kassel.
Im Begleitkreis vertreten sind Interessengruppen der Mietenden und Vermietenden. Dabei sind: der Deutsche Mieterbund, der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Haus & Grund Deutschland - Zentralverband der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer e.V., der Verband Privater Bauherren und der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Er wird ergänzt durch weitere Interessensgruppen; ihre Mitarbeit zugesichert haben das Deutsche Energieberater Netzwerk DEN e.V., der Bundesverband Energieeffiziente Gebäudehülle BuVEG, die Landeshauptstadt München und deren Wohnungsbaugesellschaft WBG München, sowie die Vonovia SE.
Kontakt:
Prof. Dr. Georg von Wangenheim
Universität Kassel
Leiter des Fachgebiets Grundlagen des Rechts, Privatrecht und Ökonomik des Zivilrechts
Telefon +49 561 804-1946
E-Mail g.wangenheim[at]uni-kassel[dot]de
Sebastian Mense
Universität Kassel
Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0561 804-1961
E-Mail: Presse[at]uni-kassel[dot]de