20.06.2023 | Porträts und Geschichten

Was mich antreibt – Nele Siebert

Kasseler Promovierende und ihre Themen: Aktivkohle aus Bioabfall zur Wasserreinigung

Bild: Lisa-Maxine Klein

Unser Abwasser enthält unter anderem Rückstände von Arzneimitteln und haushaltsüblichen Chemikalien, die am Ende in Flüssen und Gewässern landen. Einige Kläranlagen entfernen bereits mithilfe von Aktivkohle solche Spurenstoffe aus dem Abwasser. Konventionelle Aktivkohle wird allerdings aus Braun oder Steinkohle hergestellt, hat sehr hohe CO2 Äquivalente und ist dadurch klimaschädlich.

Im Graduiertenkolleg CirCles erforschen wir in mehreren Schritten, wie Aktivkohle aus urbanem Bioabfall hergestellt werden kann. Dieser ist vor Ort verfügbar und kann fossile Primärrohstoffe ersetzen, wodurch CO2 Emissionen vermieden werden. Ziel des Projekts ist es also, einen Kohlenstoff Kreislauf auf kommunaler Ebene zu schaffen, die Treibhausgas Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig Abfälle zu verwerten.

Mein Forschungsthema setzt relativ am Ende des mehrstufigen Prozesses an. Ich will herausfinden, wie man konventionelle durch biogene Aktivkohle ersetzen kann. Ist diese Substitution technisch möglich? Welche Folgen hat das? Ist biogene Aktivkohle überhaupt für den Einsatz in Kläranlagen geeignet? Um diese Fragen zu beantworten, untersuche ich verschiedene Aktivkohle Proben und analysiere, wie gut sie unterschiedliche Spurenstoffe aufnehmen. Die Proben werden von einer Agrarwissenschaftlerin hergestellt, die ebenfalls an CirCles beteiligt ist. Bisher arbeite ich mit Pulveraktivkohle, später werde ich auch granulierte Aktivkohle untersuchen. Beide Formen kommen in Kläranlagen zum Einsatz. Ich freue mich sehr darüber, am Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Ing. Tobias Morck zu promovieren. Ich habe vorher in Kassel Umweltingenieurwesen studiert und das Projekt schließt perfekt an meine Studienschwerpunkte und meine Masterarbeit über konventionelle Aktivkohle an. Und es ist ein aktuelles Thema: Bisher gibt es in Deutschland noch keine gesetzliche Regelung zur Entfernung von Spurenstoffen aus kommunalem Abwasser, weil diese überhaupt erst durch eine verbesserte Messtechnik großflächig nachweisbar wurden. Klar ist aber, dass wir mit unseren Ressourcen nachhaltiger umgehen müssen – und dafür entwickeln wir Methoden.

 

Dieser Beitrag erschien im Universitäts-Magazin publik 2023/2. Protokoll: Lisa-Maxine Klein