Ringvorlesung: „recht extrem! Kultur – Macht – Sprache“
Der inhaltliche Schwerpunkt der Reihe liegt in diesem Jahr auf der kulturellen und sprachlichen Dimension extrem rechter Weltdeutungen, Ideologien und Denkmustern und entsprechenden Mobilisierungsstrategien. „Wir würden gerne in diesem Jahr wieder an die Ursprungsidee der Ringvorlesung anschließen und auch den zivilgesellschaftlichen Initiativen deutliches Gehör verschaffen“, so Prof. Dr. Sabine Ruß-Sattar, Professorin für Vergleichende Politikwissenschaft an der Uni Kassel und Julian Sehmer, Studiengangsleitung Bachelor Soziale Arbeit an der HAWK Holzminden, die gemeinsam die diesjährige Ringvorlesung organisieren.
Beim ersten Termin am 23.10.2023 erhalten Initiativen, die sich für Aufklärung, Gedenken, Gegenstrategien, Gewaltprävention und eine demokratische Gesellschaft einsetzen, die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Unter anderem werden Mitarbeitende der Bildungsstätte Anne Frank anwesend sein. Den Auftakt der Vorlesungen bildet am 30.10.2023 Dr. Wolfgang Kraushaar mit einem Vortrag unter dem Titel „Von Rathenau bis Lübcke: Die Gefährdung der Demokratie durch die radikale Rechte.“
Das Programm der Ringvorlesung gliedert sich in drei Blöcke:
Im ersten Block geht es um Grundlagen zum Verständnis des Rechtsextremismus. Dabei wird nach Kontinuitäten und Metamorphosen des Rechtsextremismus in Deutschland gefragt. Zudem werden zentrale Begrifflichkeiten wie „Rechtsextremismus” bzw. „Rechtsradikalismus“ geklärt, der Bedeutung und den Strategien beim Einsatz von Sprache durch extrem rechte Akteure nachgegangen und bestimmende gegenwärtige Entwicklungen, etwa in Bezug auf den politischen Konservatismus, diskutiert.
Im zweiten Block werden die gesellschaftlichen Arenen thematisiert, in denen sich extrem rechte Dynamiken zeigen, sowie Mittel und Formen ihrer Mobilisierung. Hier finden sich Vorträge zu Rassismus, Hatespeech und Hetze in den Sozialen Medien, antimuslimischem Rassismus und Antisemitismus, zum spezifischen Einsatz von Ästhetik durch neurechte Akteure, zu Queer- und Transfeindlichkeit, zu Arten und Weisen des Gedenkens und Erinnerns an rechtsextreme Taten und zu pseudowissenschaftlichen Inszenierungen durch neurechte Akteure.
Der dritte Block ist zivilgesellschaftlichen Gegenstrategien zur Ausbreitung rechtsextremer Denk- und Argumentationsmuster gewidmet. Dabei wird zum einen den journalistischen Umgangsweisen mit rechten Akteuren nachgegangen, zum anderen kommen zivilgesellschaftliche Initiativen gegen Rechtsextremismus erneut zu Wort.
Die letzte Sitzung am 29.01.2024 findet als Podiumsdiskussion statt, in der unter anderen Mitglieder der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, der Initiativen 6. April, NACHGEFRAGT und Offen für Vielfalt sowie der Bildungsstätte Anne Frank beteiligt sein werden.
Die diesjährige Vorlesung wird vom Präsidium der Universität, den Fachbereichen Humanwissenschaften, Geistes- und Kulturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften sowie dem Studienbereich Soziale Arbeit der HAWK in Holzminden ausgerichtet und von Lehrenden der Universität Kassel und der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Holzminden organisiert.
Hintergrund:
Die Ringvorlesung gegen Rechtsextremismus wurde 2012 nach der Selbstenttarnung des NSU-Trios und in Reaktion auf den Mord an Halit Yozgat unweit des Campus Holländischer Platz gegründet, um die zivilgesellschaftlichen Initiativen und Kämpfe um Aufklärung auch durch wissenschaftliche Analysen und eine gemeinsame Entwicklung von Gegenstrategien zu unterstützen. Seitdem findet sie jeden Winter an der Universität Kassel statt, zu der neben Studierenden und Mitarbeitende der Universität auch die gesamte Stadtgesellschaft eingeladen ist.