Mehr Privatsphäre: Kasseler Forschende unterstützen Ansatz für alternative Suchmaschinen
Suchmaschinen im Netz finanzieren sich größtenteils durch die Auswertung und Vermarktung von Nutzerdaten, insbesondere für personalisierte Werbung. Dieses Vorgehen birgt das Risiko gezielter Manipulation. „Je mehr Daten wir preisgeben, desto manipulierbarer werden wir. Das ist unter anderem problematisch im Kontext von Wahlen, denn personalisierte Werbung kann auch das Wahlverhalten beeinflussen. Wir unterstützen durch rechtliche und anwendungsbezogene Forschung die Entwicklung eines offenen Webindex und verankern dabei von Anfang an zentrale Werte wie Datenschutz und Privatsphäre. Somit trägt das Projekt auch zur Stärkung der digitalen Souveränität in Deutschland und Europa bei“, so Priv.-Doz. Dr. Christian Geminn, Projektleiter und Rechtswissenschaftler an der Universität Kassel.
Ein offener europäischer Webindex erhöht außerdem die Vielfalt und Wahlfreiheit im Bereich der Internetsuche und fördert so die Informationsfreiheit, erklärt Dr. Stefan Voigt, Vorstandsvorsitzender der Open Search Foundation: „Der Suchmaschinenmarkt wird von wenigen großen Anbietern dominiert. Insbesondere Google besitzt einen erheblichen Marktanteil von etwa 90 Prozent. Für neue Suchmaschinen ist es derzeit nahezu unmöglich, in diesen Markt einzudringen und eigene Webindizes zu erstellen. Die hohen Kosten und technischen Anforderungen sind immense Markteintrittsbarrieren.“
Zurzeit entwickelt ein Konsortium aus insgesamt 14 europäischen Partnern einen unabhängigen offenen europäischen Webindex. Das Projektteam PriDI, bestehend aus Forschenden der Uni Kassel und der Open Search Foundation, ergänzt diese Entwicklung eines offenen Webindex mit rechtswissenschaftlicher und wirtschaftsinformatischer Expertise, um sicherzustellen, dass die neue Suchinfrastruktur den hohen Anforderungen an Datenschutz und Grundrechtswahrung gerecht wird. Zudem übertragen die Forschenden rechtliche Anforderungen in konkrete Maßnahmen, lassen diese durch potentielle Nutzerinnen und Nutzer bewerten und erstellen Handreichungen für Unternehmen sowie beteiligte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Hintergrund:
Das Projekt PriDI ist Teil der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Plattform Privatheit. Darin untersuchen Expertinnen und Experten interdisziplinär Fragestellungen zu Privatheit und Datenschutz in der digitalen Welt. Ziel sind ganzheitliche Lösungen für einen innovativen Datenschutz. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das gesamte Verbundprojekt für drei Jahre mit 1,29 Mio. Euro.
Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. Christian Geminn Mag. iur.
Telefon: +49 561 804-6088
E-Mail: c.geminn[at]uni-kassel[dot]de