Brüder Grimm-Bestände: Stadt und Uni Kassel schließen Kooperationsvertrag und stellen wertvolle Dokumente weltweit zur Verfügung
Die Stadt Kassel und die Universität Kassel kooperieren noch enger, um wertvolle Bestände aus dem Nachlass der Brüder Grimm für Forschung und Stadtgesellschaft besser verfügbar zu machen. Dafür unterzeichneten Oberbürgermeister Bertram Hilgen und der Präsident der Universität, Professor Dr. Reiner Finkeldey, am Donnerstag, 20. Oktober, ein Vertragswerk zur Übergabe umfangreicher Grimm-Bestände an die Universitätsbibliothek. Das umfasst die Korrespondenz der Grimms mit ihrem Verleger, aber beispielsweise auch Zeichnungen. Laut dieser „Vereinbarung zur Zusammenarbeit zwischen der Universität Kassel und der Stadt Kassel mit dem Ziel der Bewahrung, Erschließung und des weiteren Aufbaus von Medienbeständen von und über Werk und Wirkung der Brüder Grimm“ soll zukünftig ein besserer Zugang für die Öffentlichkeit zu diesen Grimm-Materialien gewährleistet werden, indem die wertvollsten Teile digitalisiert und im Onlinearchiv der Universität Kassel ORKA kostenfrei bereitgestellt werden. Durch die Präsentation der Digitalisate in ORKA und die Aufnahme der bibliographischen Daten in den Online-Katalog KARLA sind die kostbaren und wichtigen Exemplare der Kasseler Grimm-Sammlung weltweit recherchierbar.
„Ihrer internationalen Bedeutung angemessen und die modernen Medien nutzend, präsentiert Kassel das Leben und Werk der Brüder Grimm auf verschiedenen Ebenen. Der Grimm-Nachlass selbst, die Sammlungs- und Forschungstätigkeit der Universität Kassel und die im Jahr 2015 von der Stadt Kassel eingeweihte GRIMMWELT Kassel zeichnen Kassel als den zentralen Grimm-Standort in Deutschland aus. Und mit der Kooperationsvereinbarung ist nun ein weiterer Meilenstein in der Umsetzung des dezentralen Kasseler Grimm-Konzeptes erreicht, mit dem das außerordentlich umfangreiche historische Erbe, das die Brüder Grimm und ihre Familien in Kassel hinterlassen haben, präsentiert, erforscht und archiviert werden kann“, sagte Oberbürgermeister Bertram Hilgen.
Der Präsident der Universität Kassel, Prof. Dr. Reiner Finkeldey, erklärte: „Die Vereinbarung und die Erschließung der Grimm-Bestände schaffen einen hervorragenden Rahmen für die Grimm-Forschung und ermöglichen und erleichtern viele neue Forschungsvorhaben – innerhalb der Universität, aber auch mit externen Partnern. Dies alles hilft uns, den Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften an der Universität Kassel weiter zu stärken und sichtbar zu machen, und es erhöht auch die Sichtbarkeit unserer Bibliothek, in der Stadtgesellschaft, aber auch national und international.“
Dorothée Rhiemeier, Leiterin des Kulturamts der Stadt Kassel, sagte: „Als wir uns Gedanken über die Neuaufstellung zum Thema „Grimm“ in Kassel machten, war es uns sehr wichtig, bei der zukünftigen Aufgabenwahrnehmung auch die in Kassel vorhandenen Stärken und Kompetenzen in den Blick zu nehmen. Die Murhardsche Bibliothek ist berühmt für ihre herausragenden Buch- und Autographenbestände. Hier gibt es bereits eine wertvolle Sammlung von und über die Brüder Grimm, die von wissenschaftlich ausgebildetem Personal betreut wird. Und auch die unmittelbare Nähe zur GRIMMWELT Kassel macht sie zu einem optimalen Ort. Es freut mich daher sehr, dass wir nach vielen Jahren nun mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung auch die rechtliche Grundlage geschaffen haben.“
Dr. Axel Halle, Leitender Bibliotheksdirektor der Universitätsbibliothek, sagte zur Vereinbarung: „Der Umgang mit Medienbeständen gehört zur Kernkompetenz der Universitätsbibliothek. Es freut mich daher besonders, dass die Stadt Kassel die Verantwortung über ihre Bestände in die Hand der Universitätsbibliothek Kassel legt.“
Die Unterzeichnung der Vereinbarung zur Zusammenarbeit fand im Rahmen eines Pressetermins im Foyer des Eulensaals der Murhardschen Bibliothek statt, bei dem exemplarisch das Digitalisat der von Ludwig Emil Grimm illustrierten kleinen Ausgabe der „Kinder- und Hausmärchen“ aus dem Jahr 1825 vorgestellt wurde. Das Original hat seinen festen Standort in der Dauerausstellung der GRIMMWELT Kassel. Es wurde jüngst digitalisiert und ist mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung ab Donnerstag, 20. Oktober, als neuestes Grimm-Digitalisat ebenfalls über ORKA zugänglich.
Kasseler Grimm-Sammlung: Weiterer Ausbau und Ausstellungen
Ziel der Stadt Kassel und der Universität Kassel ist es zudem, den umfangreichen Bestand an Primär- und Sekundärliteratur sowie die historischen Zeugnisse im Zusammenhang mit Werk und Wirkung der Brüder Jacob, Wilhelm und Ludwig Emil Grimm, deren Familie und ihrem Umfeld weiter auszubauen.
Auch an Ausstellungen ist in der Kooperationsvereinbarung von Stadt und Universität gedacht, wobei sich die Institutionen gegenseitig bei der Bereitstellung der Bestände zu Ausstellungszwecken in der GRIMMWELT Kassel unterstützen. Hinsichtlich Anfragen anderer Museen für Ausstellungen zum Thema ist eine enge Abstimmung vereinbart.
Hintergrund:
Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm zählen zu den bedeutendsten Geistespersönlichkeiten ihrer Zeit und haben mit ihren Werken entscheidend zur Entstehung der modernen Germanistik sowie der Volkskunde beigetragen. Viele ihrer Arbeiten, deren Bedeutung bis in die Jetztzeit ungebrochen ist, nahmen in Kassel ihren Ausgangspunkt: so zum Beispiel ihre Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ oder das „Deutsche Wörterbuch“. In Kassel lebten und arbeiteten sie über 30 Jahre, sie haben damals das geistige Leben Kassels in hohem Maße mitgeprägt, sie sind auch heute ein wichtiges Element der Kultur in Kassel.
Hintergrund zur digitalisierten „Kleinen Ausgabe“:
Die illustrierte kleine Ausgabe der „Kinder- und Hausmärchen“ (KHM) aus dem Jahr 1825 wurde erstmals nach der zweiten Auflage der großen Ausgabe der KHM (1819) herausgegeben. Neu daran war, dass einige der Märchen durch den Malerbruder, Ludwig Emil Grimm, illustriert wurden. Die Brüder Grimm, die Textillustrationen kritisch gegenüber standen, hatten durch eine illustrierte englische Ausgabe der KHM festgestellt, dass dies durchaus verkaufsfördernd wirkte. Die illustrierte kleine Ausgabe war dann sehr erfolgreich, ist bis zum Tod der Brüder in zehn Auflagen erschienen und hat damit nicht unerheblich zum Welterfolg der „Kinder- und Hausmärchen“ beigetragen.
Foto von Briefen der Grimms (Foto: Harry Soremski) unter:
www.uni-kassel.de/uni/fileadmin/datas/uni/presse/anhaenge/2016/Grimm_Dokumente_SOREMSKI.jpg
Digitalisat der sogenannten „Kleinen Ausgabe“ der Kinder- und Hausmärchen:
http://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/1474536103347/1/
Informationen zu ORKA:
http://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/1474536103347/1/
GRIMMWELT Kassel - Ausstellungshaus zu Leben und Wirken der Brüder Grimm:
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