Sport-Inklusionsmanagerin Katharina Tielmann
Das kann zum Beispiel Ju-Jutsu sein. Beim Ju-Jutsu müssen manche Techniken modifiziert werden, damit sie auch mit Rollstuhl gut funktionieren. „Aber Würgen geht auch im Sitzen“, weiß Katharina Tielmann aus eigener Erfahrung, denn die Sport-Inklusionsmanagerin beim Kultur- und Sportverein Baunatal hat den Kampfsport selbst schon ausprobiert. Hemmungen, einer Person im Rollstuhl an die Kehle zu gehen, habe in der inklusiven Gruppe niemand gehabt, berichtet sie und schmunzelt: „Eher war es für mich schwierig, Leute anzugreifen, die ich sympathisch finde.“
Ju-Jutsu kann auch für Menschen mit Behinderung eine effektive Methode zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sein – um dafür zu werben, sollen im Rahmen des DOSB-Projekts Videos gedreht werden, auch ein Ju-Jutsu-Workshop ist schon fest geplant. Regeln und Abläufe werden umgedacht, damit Inklusion gelingt. Das gilt auch für die inklusive Freizeitsportgruppe, die Katharina Tielmann initiiert hat und zu der inzwischen sogar Teilnehmende aus dem zwölf Kilometer entfernten Kassel kommen. „Schauen, was für alle geht“, sei die Devise, damit sich das Angebot stets an die Fähigkeiten und Defizite der Sportlerinnen und Sportler anpasst: „Da muss man flexibel sein.“
Zehn Jahre, nachdem die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft getreten ist, sei Inklusion viel mehr im Gespräch und in den Medien, stellt die 28-Jährige fest: „Ich selbst fühle mich sehr wohl und angenommen. Aber oft wird immer noch viel geredet, und man weiß nicht, wie man es umsetzen soll.“ Ihr Ansatz, damit das Miteinander im Sport, im Beruf und im Alltag besser klappt: sich in die Lage anderer versetzen und deren Perspektive einnehmen. „Wie würde ich mich fühlen, wenn jemand so mit mir umgeht?“, sei für sie dabei eine hilfreiche Frage.
Doch häufig seien die Lebenswelten von Menschen mit und ohne Behinderung noch sehr getrennt, blieben alle unter ihresgleichen, stellt Katharina Tielmann fest, die sich schon während ihres Studiums der Sozialen Arbeit an der Universität Kassel mit Inklusion im Sport befasst hat. „Viele Einrichtungen und Institutionen haben auf jeden Fall ihre Berechtigung. Aber sie sollten sich noch stärker nach außen öffnen.“ Um das im Sport zu erreichen, haben die Behindertenhilfe-Einrichtung Baunataler Diakonie Kassel (bdks) und der Kultur- und Sportverein Baunatal eine Kooperation gestartet: „Wir wollen mehr Berührungspunkte schaffen.“
Das Projekt des DOSB „Qualifiziert für die Praxis: Inklusionsmanager/innen für den gemeinnützigen Sport“ wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Ausgleichfonds und finanziert 22 Stellen für schwerbehinderte Menschen im gemeinnützigen Sport.
Dieser Text stammt ursprünglich von der Webseite des DOSB und wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.