05.12.2019 | Pressemitteilung

Passgenaues Grün für Bus und Bahn: Digitales Testfeld in Kassel erfolgreich

Mit intelligenter Technik wollen Stadt Kassel, Universität Kassel und regionale Verkehrsbetriebe den öffentlichen Verkehr effizienter und sicherer machen: Straßenbahnen und Busse, aber auch Rettungswagen kommunizieren direkt mit Ampeln und bekommen dadurch möglichst präzise Grünes Licht. In Kassel haben sich die neuen Funktionen in einem Testfeld bewährt. Die Ergebnisse wurden heute (5. 12.) bei einer Abschlussveranstaltung vorgestellt.

Bild: Stadt Kassel/Bernd Schoelzchen.
Bild: Stadt Kassel/'Bernd Schoelzchen.
von links: Prof. Dr.-Ing. Robert Hoyer (Universität Kassel, Leiter Fachgebiet Verkehrstechnik und Transportlogistik und Gesamtprojektkoordinator), Steffen Müller (Geschäftsführer NVV), Dr. Thorsten Miltner (Leiter Verkehrsmanagement im Straßenverkehrs- und Tiefbauamt, Stadt Kassel), Dirk Stochla (Stadtrat und Verkehrsdezernent, Stadt Kassel), Dr. Thorsten Ebert (Vorstand KVG).

Das Bundesverkehrsministerium hatte das Projekt VERONIKA mit rund 2,6 Mio. Euro gefördert. Davon gingen rund 1,0 Mio. Euro an die Universität und 1,6 Mio. Euro an die Stadt. VERONIKA steht für „Vernetztes Fahren des öffentlichen Nahverkehrs in Kassel“. Bordsysteme im ÖPNV-Fahrzeug und eine Komponente an der Kreuzung, die sogenannte Roadside Unit (RSU), tauschen dabei Daten aus. Dafür nutzen sie eine Funkschnittstelle nach dem Automotive-Kommunikationsstandard IEEE 802.11p (US) bzw. ETSI - ITS G5 (EU).

Die Stadt Kassel rüstete im Projekt 15 Ampeln mit RSUs und weiterer Technik aus, um den Datenaustausch zwischen Fahrzeugen und verkehrstechnischer Infrastruktur zu ermöglichen. Außerdem erhielten zehn Busse und fünf Straßenbahnen ein Bordsystem, das sogenannte Onboard Equipment. Die Anmeldeinformationen werden an einen Server der Stadt Kassel übertragen, der berechnet, zu welchem Zeitpunkt ein Fahrzeug die Kreuzung erreicht.

Der Verkehr in Kassel wird bereits heute verkehrsabhängig geregelt, die neue Technik soll die Ampeln aber in die Lage versetzen, die Grünphasen für die ÖPNV-Fahrzeuge noch genauer zu schalten. Davon profitieren auch Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer, die dann kürzer an den Ampeln warten müssen. Der bessere Verkehrsfluss soll zusätzlich zu einer Verringerung der ausgestoßenen Schadstoffe führen, so die Erwartung. Die Technik wurde im laufenden Verkehr auf den beiden Teststrecken von der Autobahnanschlussstelle Kassel-Auestadion bis Ständeplatz sowie der Anschlussstelle Kassel-Waldau bis Platz der Deutschen Einheit erprobt.

Das Fachgebiet Verkehrstechnik und Transportlogistik der Universität Kassel (Prof. Dr.-Ing. Robert Hoyer) entwickelte das System mit der Stadt Kassel und zwei Unternehmen aus Kassel und München. Praxispartner waren die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft AG (KVG) und die Bad Wildunger Kraftwagenverkehrs- und Wasserversorgungsgesellschaft mbH, in deren Fahrzeuge die Komponenten eingebaut wurden. Kooperationspartner war zudem der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV). 

Die Stadt Kassel befindet sich derzeit in Gesprächen, welche Dienste in einen Dauerbetrieb überführt werden können. Bereits im Gange ist die Ausstattung weiterer Ampeln mit Roadside Units, ermöglicht durch Förderungen von EU, Bund und Land. Bis 2023 soll das Kasseler Stadtgebiet großflächig mit der neuen Technik ausgestattet werden. „Auch in Zukunft werden wir hier in Kassel weiter an der Digitalisierung unserer Verkehrsinfrastruktur arbeiten, um die Chancen und Möglichkeiten der neuen Technologien zu nutzen“, bekräftigte Verkehrsdezernent Dirk Stochla.

Auch NVV-Geschäftsführer Steffen Müller bewertete die Ergebnisse des Projektes positiv: „Als einer der Projektpartner haben wir unser praktisches Knowhow gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen eingebracht. Für uns sind Entwicklungen, die den öffentlichen Nahverkehr als Teil des Straßenverkehrs verlässlicher und planbarer machen, ein großer Vorteil. Unsere Fahrgäste profitieren dann unmittelbar von pünktlicheren Verkehrsmitteln, die der Einsatz von intelligenter Verkehrstechnik ermöglicht. Daher haben wir sehr gerne unsere Expertise beigesteuert.“

KVG-Vorstand Dr. Thorsten Ebert ergänzte: „Digitalisierung ist ein wesentlicher Baustein für die Mobilitätswende und gerade für den ÖPNV spielt die Automatisierung der Verkehrsflüsse eine zentrale Rolle. Daher haben wir sehr gerne in dem Projekt Veronika mitgearbeitet.“

 

---

Hintergrund Projekt VERONIKA:

Die wissenschaftliche Begleitung und die Durchführung von Verkehrssimulationen sowie die Projektleitung lagen beim Fachgebiet Verkehrstechnik und Transportlogistik der Universität Kassel. Für die Installation und den Betrieb der Technik an der Straße war das Straßenverkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Kassel zuständig, ebenso für alle Anpassungen am Verkehrsmanagementsystem und an den Ampelschaltungen.

Das Projekt startete am 1.1.2017 und wird zum 31.12.2019 enden. VERONIKA war unter den ersten vier geförderten Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur aus der Förderrichtlinie „Automatisiertes und vernetztes Fahren auf digitalen Testfeldern in Deutschland“ (Förderkennzeichen: 16AVF1016).

 

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Robert Hoyer
Universität Kassel
Tel.: +49 561 804-2628
E-Mail: robert.hoyer[at]uni-kassel[dot]de