30.01.2024 | Campus-Meldung

50 Jahre psychologische Beratung für Kasseler Studierende

Bei ihrer Gründung im Jahr 1973 gehörte sie noch zur damaligen Gesamthochschule Kassel, heute ist die Psychologische Beratungsstelle (PBS) Teil des Studierendenwerks: Seit fünf Jahrzehnten unterstützt sie Studentinnen und Studenten darin, studientypische Krisen zu überwinden, psychologische Belastungen zu bewältigen und ein Studium erfolgreich zu absolvieren.

Bild: Andreas Fischer.
Julia Thonfeld, Beate Schücking, Oliver Fromm.

Das Studierendenwerk feierte den 50. Geburtstag der PBS gestern (29. 1.) mit einer Veranstaltung, die eindrücklich zeigt, wie wichtig das Angebot ist. Gastrednerin Prof. Dr. Beate Schücking, Präsidentin des Deutschen Studierendenwerks (DSW), wies in ihrem Impulsvortrag darauf hin, wie sehr die multiplen Welt-Krisen sich auf die Studierenden durchschlagen:

„Während früher vorwiegend studienspezifische Anliegen wie Prokrastination, Stressbewältigung oder Arbeitsorganisation im Fokus der psychologischen Beratungen standen“, so Schücking, „sind heute der Umgang mit Angststörungen und depressiven Verstimmungen die vorherrschenden Symptomatiken in der psychologischen Beratung.“

16 Prozent aller Studierenden, so die Ergebnisse der 22. Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks, gaben 2021 an, von mindestens einer gesundheitlichen Beeinträchtigung betroffen zu sein, wovon 65 Prozent psychische Erkrankungen sind. (www.bmbf.de/sozialerhebung)

Julia Thonfeld, stellvertretende Geschäftsführerin des Studierendenwerks und zugleich Leiterin Beratung & Studienfinanzierung, und Universitätskanzler Dr. Oliver Fromm sind davon überzeugt, dass die PBS unmittelbar dazu beiträgt, Studienabbrüche zu vermeiden. Die Hochschule beteiligt sich an der Finanzierung der Beratungsstelle. „Wir wissen“, so Dr. Fromm, „dass dieses Geld bestens angelegt ist – je früher Studierende mithilfe der Beratung Wege aus Krisen finden, desto leichter können sie sich wieder auf ihr Studium konzentrieren und ihre akademische Zukunft sichern.“

Zukunftssicherung ist auch für Thonfeld ein zentrales Thema. Ihr geht es darum, dass die Finanzierung der Beratungsstelle dauerhaft gesichert werden kann und Studierende weiterhin nichts zahlen müssen, wenn sie Hilfe brauchen. Zurzeit arbeiten fünf festangestellte Beraterinnen und Berater in der PBS – mit einer Kapazität von insgesamt 90 Wochenstunden Beratungszeit. Allein im vergangenen Jahr nahmen sie fast 700 neue Anmeldungen entgegen und führten 2.046 Einzelgespräche.

Eine Statement-Runde, bei der Vertreterinnen und Vertreter von Studierenden, Hochschule und PBS-Team moderiert von HNA-Journalistin Katja Rudolph, aus unterschiedlichsten Perspektiven auf die PBS-Arbeit blickten, machte anschaulich, wie sehr die gesamte Hochschullandschaft vom schnellen, unkompliziert erreichbaren Angebot der Beratungsstelle profitiert.

Für die Beratungsstelle betonte Thonfeld die Bedeutung möglichst kurzer Wartezeiten: „Wer angesichts der bevorstehenden Prüfungsphase in Panik gerät und eine Lernblockade erlebt, der hat keine Zeit - hier braucht es schnelle Intervention.“  Die könne aber, so Thonfeld, nur mit einer ausreichenden Personaldecke gewährleistet werden. Nur so sei die PBS in der Lage, mit dem steigenden Beratungsbedarf Schritt zu halten.

Fazit der Geburtstagsfeier war deswegen die Forderung an Bund und Länder, den Studierendenwerken langfristig ausreichende finanzielle Mittel für die Beratungsangebote bereitzustellen und sie so zukunftssicher zu machen.
 

Hintergrund: Steigende Anmelde-Zahlen

2003 zählte die PBS 164 Neuanmeldungen bei 17.284 Immatrikulierten im WS 2002/2003, zehn Jahre später waren es 391 neue Anmeldungen bei 22.084 Studierenden im WS 2012/2013, 2023 stieg die Zahl der Neuanmeldungen auf 689 bei 23.006 Studierenden im entsprechenden WS 2022/23.

Neben Einzelgesprächen bietet die Beratungsstelle Mental-Health-Workshops zu den verschiedensten Themen, von Entspannungsverfahren bei Stress über Social-Media-Abhängigkeit bis hin zu Umgang mit Trauer oder Suizidalität, an.

„Wir sind für viele Anliegen der Studierenden da – oftmals helfen schon wenige Einzelgespräche, damit sie aus ihrer Krise finden. Bei Bedarf verweisen wir auch an niedergelassene Therapeutinnen und Therapeuten“, so die Psychologin und PBS-Mitarbeiterin Katja Hoffmann.