Universität Kassel eröffnet Weg der Erinnerung
Wesentlicher Teil des „Weges der Erinnerung“ sind Informationstafeln an Gebäuden des ehemaligen Lok- und Waffenherstellers Henschel, die heute von der Universität genutzt werden. Weitere Tafeln befinden sich an Standorten von Henschel-Bauten, die nicht mehr existieren und von Neubauten der Hochschule ersetzt wurden. Die Tafeln arbeiten die Historie der Gebäude auf.
„Mit der Firma Henschel verbanden sich zunächst unternehmerische und soziale Leistungen, später aber auch die tiefe Verstrickung in das Unrechtsregime des Dritten Reichs“, sagte die Vizepräsidentin der Universität, Prof. Dr. Claudia Brinker-von der Heyde, am Montag (29. September) bei der feierlichen Einweihung. „Unsere Hochschule hat somit Grundstücke und Gebäude mit ambivalenter Geschichte übernommen. Mit dem ‚Weg der Erinnerung‘ trägt die Universität Kassel auch dazu bei, die Erinnerung an die Folgen und die Opfer von Gewaltherrschaft wach zu halten.“
Das Gelände am Holländischen Platz, das sich nördlich an die Kasseler Innenstadt anschließt, war ab Mitte des 19. Jahrhunderts Stammsitz der Firma Henschel. Sie erlangte mit dem Bau von Lokomotiven Weltruhm. In der Nazi-Diktatur produzierte Henschel aber auch Panzer und andere Rüstungsgüter. Tausende Zwangsarbeiter aus besetzten Staaten mussten im Krieg unter unmenschlichen Bedingungen für das Unternehmen arbeiten.
Einige Gebäude des Henschel-Werks am Holländischen Platz haben Krieg und Wiederaufbau überdauert und werden nun von der Universität Kassel genutzt, die dort ihren größten Campus unterhält. Dazu zählen das K36, das ursprünglich als Henschel-Verwaltungsbau diente und in dem heute die zentrale Verwaltung und das Präsidium der Universität untergebracht sind, oder das K10, das ebenfalls für Henschel-Büros gebaut wurde und in dem zurzeit vor allem Fachgebiete der Architektur, der Stadtplanung und der Landschaftsplanung ihren Sitz haben.
Von den geplanten zehn Informationstafeln stehen bereits sieben. Drei weitere werden aufgestellt, wenn die Bauarbeiten der Campus-Erweiterung nach Norden abgeschlossen sind. Zudem weisen zwei in das Pflaster eingelassene Kreise auf frühere Drehscheiben hin, die zum Rangieren der gefertigten Loks auf dem Firmengelände dienten; ein weiterer Kreis folgt ebenfalls nach Abschluss der Bauarbeiten, ebenso wie ein Kunstwerk, das an die politische und moralische Verantwortung der Wissenschaft erinnern wird. Im Netz ist der „Weg der Erinnerung“ virtuell begehbar unter www.uni-kassel.de/go/weg-der-erinnerung.
An die Eröffnung schloss sich eine Führung entlang des „Weges der Erinnerung“ an. In Zukunft soll es regelmäßige Führungen geben, die Termine werden noch bekannt gegeben. Gruppenführungen können auch unter der Adresse weg-der-erinnerung[at]uni-kassel[dot]de verabredet werden.
Die Idee zum „Weg der Erinnerung“ entstand im Zuge des 200. Henschel-Firmenjubiläums im Jahr 2010. „Aus dem Kreis der Studierenden kam damals der Wunsch, das Henschel-Erbe auch mit seinen kritischen Aspekten sichtbar zu machen“, sagte Sebastian Lotto-Kusche, damals studentisches Senats-Mitglied und heute Koordinator einer ehrenamtlichen Kommission des Senats, die das Projekt in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Asta entwickelte. Die Kosten betrugen rund 35.000 Euro, finanziert durch das Präsidium der Universität.
Hinweis an die Redaktionen: Fotos finden sich in Kürze auf uni-kassel.de
Kontakt:
Sebastian Lotto-Kusche
Koordinator Senatskommission „Weg der Erinnerung“
Email: weg-der-erinnerung[at]uni-kassel[dot]de
Sebastian Mense
Universität Kassel
Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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