Intersektionalität

Mehrdimensionales Verständnis von Vielfalt

Eine Strukturierung von „Diversität“ anhand verschiedener Merkmale orientiert sich an den gesetzlichen Grundlagen und geltenden Richtlinien gegen Diskriminierung.
Während Diversitätsmerkmale wie Alter, Geschlecht oder Hautfarbe häufig eine sichtbare Wahrnehmung erfahren, sind es vor allem Diversitätsmerkmale wie sozioökonomischer Hintergrund, kulturelle Herkunft, Religion/Weltanschauung, familiäre Situation oder chronische Erkrankung, die unsichtbar bleiben.
Um Chancengleichheit gewähren zu können, muss der Blick sowohl auf Unterschiede als auch auf Gemeinsamkeiten struktureller Benachteiligung gelenkt werden. So werden Hierarchien zwischen den verschiedenen Diversitätsmerkmalen vermieden.
Dies erfordert ein mehrdimensionales Verständnis von Vielfalt. Findet die Diskriminierung in einer konkreten Situation aufgrund mehrerer Merkmale statt, spricht man somit auch von Mehrfachdiskriminierung. Diskriminierungsmerkmale können dabei untereinander verwoben sein und äußern sich somit auch auf verschiedene Arten. Ein intersektionaler Zugang zu Diskriminierung beinhaltet die Überschneidungen der verschiedenen Differenzmerkmale. Das Zusammenspiel verschiedener Merkmale lässt es nicht zu, diese getrennt voneinander zu betrachten. Sie beeinflussen sich wechselseitig in einer spezifisch untrennbaren Art und Weise.

Beispiele für die intersektionale Verschränkung von verschiedenen Diskriminierungsformen:

  • Diskriminierung von einer Muslima, die ein Kopftuch trägt: spezifisch miteinander verwobene Form von Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Religion und Rassismus.
  • Diskriminierung von einem schwulen Elternpaar: spezifisch miteinander verwobene Form von Diskriminierung aufgrund von Familienstatus und sexueller Orientierung.

Eine übersichtliche Strukturierung von Diversitätsmerkmalen bietet das weit verbreitete – jedoch eher statisch ausgerichtete – Modell der „Four Layers of Diversity“ von Gardenswartz und Rowe (1995).

Grafik eines Rads mit 4 Kreisen. Von Innen nach Außen: Persönlichkeit, Innere Dimension, Äußere Dimension und Organisationale Dimension. Jeder Kreis ist wiederum in mehrere Abschnitte unterteilt. Innere Dimension wie Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, geistige und körperliche Fähigkeiten, nationale Herkunft/ Ehtnie, soziale Herkunft; äußere Dimension wie Wohnort, Einkommen, Gewohnheiten, Freizeitverhalten, Religion- und Weltanschauung, Ausbildung, Berufserfahrung, Auftreten, Elternschaft, Familienstand; Organisationale Dimension wie Funktion/ Einstufung, Arbeitsinhalt/ Arbeitsfeld; Departement/ Abteilung, Dauer der Beschäftigung/ des Studiums, Arbeits-/ Studienort, Forschungsinhalt/ Forschungsfeld, Art des Arbeitsverhältnisses.

Intersektionalität

Die Lebenserfahrungen von Menschen sind komplex und vielschichtig. Ein Mensch ist also nie ausschließlich "Frau" oder "mit Behinderung" oder "lesbisch". Die Diversitätsmerkmale sind miteinander verknüpft und voneinander abhängig. Damit ist auch Diskriminierung nicht eindimensional, also ausschließlich auf ein Merkmal bezogen, sondern vielschichtig und mehrdimensional.