Literale Kompetenzen und Alphabetisierung
Literale Kompetenzen und Alphabetisierung im Deutschen als Zweitsprache
22. und 23. Januar 2016
Organisation: Jun.-Prof. Dr. Christine Czinglar, Zhenni Ma, Studierende des Seminars Literale Kompetenzen im Deutschen als Zweitsprache FB 02, Fachgebiet DaFZ Referent*innen: Prof. Dr. Tabea Becker, Prof. Dr. Anne Berkemeier und Stephanie Krupp, Dr. Alexis Feldmeier, Eva Gahl, Dr. Diana Feick, Maik Walter
Die Tagung ist bei den 70 Teilnehmenden, die vor allem der Universität Kassel angehören, inhaltlich auf großes Interesse gestoßen. Die Fachtagung war mit je drei Vorträgen und Workshops sehr abwechslungsreich, da die Schwerpunkte der Referierenden stark divergierten. Nach einer Begrüßung von Karin Aguado und einer kurzen Einführung von Christine Czinglar hielt Tabea Becker einen Vortrag über den Schriftspracherwerb in der Zweitsprache bei Kindern, in dem sie nicht nur für den Erstschrifterwerb sensibilisierte, sondern auch für die Aneignung weiterer Schriftsysteme, die u. a. in Graphemen oder der Leserichtung voneinander abweichen können. Einige Aspekte dieser Problematik griffen Anne Berkemeier und Stephanie Krupp in dem Workshop Alphabetisierung von SeiteneinsteigerInnen auf und stellten vielseitiges Material vor, das den Schrifterwerb in offenen Unterrichtssituationen unterstützt.
Die dritte Referentin, Diana Feick, legte ihren Fokus auf technikgestützte Lernarrangements. In ihrem Vortrag Digitale Medien in der DaZ-Alphabetisierung von SeiteneinsteigerInnen verwies Feick auf das Potenzial digitaler und vor allem mobiler Endgeräte, das von schriftunerfahrenen Deutschlernenden genutzt werden kann. Anschließend führte Eva Gahl einen Workshop zum Thema Bestimmung der Lernausgangslage und –entwicklung im Unterricht mit jungen Flüchtlingen durch. Sie stellte verschiedene Verfahren der Lernstandserhebung vor und betonte, dass die heterogene Gruppe der Jugendlichen mit Fluchterfahrungen gemäß ihrer Leistungen in Klassenverbänden zusammengeschlossen werden sollten. Des Weiteren hob Gahl die Signifikanz rekurrenter Lernstandsgespräche hervor, die gemeinsam mit Beobachtungsbögen die Grundlage für eine Profilanalyse bilden.
Der letzte Vortragende, Alexis Feldmeier, referierte über Alphabetisierung in Deutsch als Zweitsprache oder Deutsch als Zweitsprache mit Alphabetisierung. Neben fundierten Erfahrungen im Umgang mit der deutschen Schriftsprache, fehlt vielen DaZ-Lernenden kultursensitives Wissen wie Kenntnisse über das Bildungssystem des jeweiligen Bundeslandes oder Erfahrungen mit den vorherrschenden Lerntraditionen in deutschen Bildungsinstitutionen. Feldmeier plädiert dafür, die Kompetenzen der Lernenden zu berücksichtigen und sie zum Ausgangspunkt des Lernprozesses zu machen. Folglich setzt die Alphabetisierung im DaZ-Unterricht zunächst bei den mündlichen Kompetenzen an. Maik Walter schloss die Tagung mit seinem partizipativen Workshop Sprache bewegt! Theatertechniken in der Spracharbeit mit jugendlichen Flüchtlingen ab. Der Referent veranschaulichte wie sprachliche Strukturen mit körperlichen Erfahrungen gewinnbringend verbunden werden können und welche Besonderheiten bei szenischen Unterrichtseinheiten zu berücksichtigen sind.
Die Tagung zeichnete sich aufgrund der zahlreichen Anschauungsmaterialien der Vortragenden durch ihre Anschaulichkeit aus sowie durch eine Verschränkung von Theorie und Praxis. Die Referierenden gaben in interaktiven Phasen Gelegenheit, die Inhalte praktisch nachzuvollziehen.
Text: Ingrid Kutz, Studentin im MA DaFZ, Universität Kassel