Sommersemester 2025
Lehrveranstaltungen Sommersemester 2025
Dieses Seminar widmet sich einer umfassenden Kulturgeschichte des Britpop und beleuchtet dabei sowohl dessen musikalische als auch gesellschaftliche Dimensionen. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Britpop weit mehr war als nur ein Sound: Die Musikrichtungen und Künstler*innen, die seit den 1970er-Jahren den Boden bereiteten und in den 1990er-Jahren zum Inbegriff von „Cool Britannia“ wurden, stehen stets in engem Zusammenhang mit sozialen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen Großbritanniens. Indem wir die Entstehungsbedingungen, den Höhepunkt und die Nachwirkungen des Britpop-Phänomens bis in die 2010er-Jahre untersuchen, eröffnen wir einen spannenden Zugang zu Fragen der Identitätsbildung, Populärkultur und Nationalstolz im modernen Großbritannien.
Im Zentrum steht die Analyse von Musik, Songtexten (und Medienberichten), wodurch die Rolle des Britpop als kulturelle Ausdrucksform deutlich wird, die gesellschaftliche Veränderungen kommentierte und zugleich selbst mitgestaltete. Durch die Einbettung in historische Kontexte – von den wirtschaftlichen Umbrüchen der Thatcher-Ära bis hin zur New Labour-Regierung Tony Blairs – lassen sich Wechselwirkungen zwischen Popkultur und gesellschaftspolitischen Strömungen herausarbeiten. Dabei wird auch der Begriff „Cool Britannia“ kritisch reflektiert, indem wir fragen, wie bestimmte Bilder, Werte und Emotionen über Medien und Mode inszeniert wurden. Inhaltliche Ziele des Seminars sind das Kennenlernen wesentlicher Phasen des Britpop, das Verständnis für dessen Einbettung in die moderne Geschichte Großbritanniens und die Befähigung, Popmusik als historische Quelle methodisch angemessen zu interpretieren. Die Studierenden sollen zudem die Fähigkeit erwerben, kulturelle Phänomene kontextualisiert zu hinterfragen: Didaktische Ziele sind die Vermittlung und das Training historischer Methodenkompetenz, etwa im Umgang mit Musikaufnahmen und Medienberichten als Quellen, sowie die Schulung im kritischen Lesen wissenschaftlicher Texte zu Popkultur und Gesellschaft.
Das Seminar ist für Studierende im Bachelor Geschichte und Lehramtsstudierende konzipiert. Es fordert und fördert eine aktive Teilnahme, bei der sowohl fachwissenschaftliche als auch didaktische Perspektiven zusammengeführt werden, um den Facettenreichtum des Themenkomplexes „Britpop“ zu erschließen und auch für den Einsatz in schulischen Lernkontexten nutzbar zu machen.
Dieses Seminar nimmt die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zum Anlass, um das Zusammenspiel von digitalen Technologien und Geschichtswissenschaft kritisch zu beleuchten. Dabei steht ChatGPT als beispielhafter KI-Textgenerator im Mittelpunkt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, wie KI-Anwendungen historische Themen bearbeiten, Quellen interpretieren und Narrative erzeugen – und welche Gefahren sowie Chancen sich daraus für die Forschung und Vermittlung von Geschichte ergeben. Neben grundlegenden Fragen – etwa zur Verarbeitung und Interpretation historischer Quellen durch KI – werden auch methodische Reflexionen und historiographische Diskussionen angestoßen. Praktische Übungen (zum Beispiel die gemeinsame Erstellung von Texten mit KI) sollen Studierenden dabei helfen, das Potenzial für die Erschließung großer Datenmengen zu erkennen, aber auch die Risiken einer unreflektierten Nutzung digitaler Technologien zu beurteilen. Insbesondere die Sitzung zur Quellenkritik stellt die Frage nach „Fake History“ ins Zentrum und diskutiert den Missbrauch von KI zur Verbreitung verfälschter oder manipulativ selektierter Geschichtsdarstellungen.
Ein zentraler Aspekt des Seminars ist darüber hinaus die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen. Welche Verantwortung tragen Historiker*innen, wenn sie KI zur Recherche, Analyse und Darstellung historischer Ereignisse heranziehen? Welche Gültigkeit haben KI-generierte Texte für den wissenschaftlichen Diskurs, und wie lassen sich fehlerhafte oder tendenziöse Darstellungen identifizieren? Antworten auf diese Fragen werden auch in den Themen zur ethischen Reflexion und zur Automatisierung in der Geschichtswissenschaft gesucht.
Der Nationalsozialismus war deutlich geschlechtsbezogen organisiert. Das betraf nicht nur Felder beruflichen und öffentlichen Daseins, sondern auch ideologische Zuschreibungen mit Bezug zu einer antisemitisch, rassistisch und durch rigide Normalitäts- und Ordnungsvorstellungen strukturierten binären Geschlechterordnung. Aber nicht nur der Nationalsozialismus war geschlechtlich codiert, genauso hat die Erinnerungsarbeit bestimmte geschlechtsbezogene Narrative verstärkt und verfestigt.
Ziel der interdisziplinären Exkursion ist deshalb sowohl das forschende Erarbeiten und die Analyse von geschlechtlichen Konstruktionen von Opfer- und Täter:innenschaft in der nationalsozialistischen Ideologie und Praxis als auch wie an sie erinnert wird. Exemplarisch soll dies anhand des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück untersucht werden, in dem die vergeschlechtliche Kategorisierung >Frau< scheinbar sehr klar hervortrat. Begleitet durch die Mitarbeiter:innen der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, sollen deshalb nicht nur die Lager (Frauenkonzentrationslager Ravensbrück und Jugendkonzentrationslager Uckermark) selbst besucht werden, sondern auch die Orte, an denen die Forschung zu ihnen stattfindet, wie das Archiv der Gedenkstätte. Zudem werden die Ausstellungen vor Ort besucht und untersucht. Ziel des gemeinsamen Lernprozesses ist es, sowohl der Geschichte selbst als auch der Erinnerung an die Geschichte analytisch begegnen zu lernen.
Das forschende Lernen vor Ort besteht deshalb aus zwei Ebenen. Zum einen soll vertieft werden, wie bestimmte Gruppen (Gefangene, Aufseherinnen, SS-Wächter) vergeschlechtlich wurden und wie wiederum die Behandlung der Gefangenen von ihren intersektional-vergeschlechtlichen Positionen abhing (etwa Unterschiede zwischen Jüdinnen, Widerstandskämpferinnen, sogenannten Asozialen, Prostituierten und sogenannten Kriminellen, Sintizza und Romnja, Lesben). Dazu werden gezielt Archivalien und Selbstzeugnisse ausgewertet. Zum anderen soll danach gefragt werden, wie sich die vergeschlechtliche Zuordnung heute in der Gedenkstätte darstellt, wie sie aufgegriffen wird bzw. wurde.
2017 fragte die englische Frühneuzeithistorikerin Erica Fudge, wie es wohl sei, eine Kuh zu sein bzw. welcher Fertigkeiten und Fähigkeiten es eigentlich bedürfe, die Geschichte von Kühen zu schreiben. Sie griff damit eine Frage auf, die der amerikanische Philosoph Thomas Nagel bereits Mitte der 1970er in Bezug auf Fledermäuse gestellt hatte. Neu an Fudges Vorgehen war jedoch, dass sie sich auf Erkenntnisse eines wachsenden Feldes von Forscher*innen berufen konnte, die die Frage nach der Tierperspektive in Tier-Mensch-Beziehungen seither kritisch, produktiv und interdisziplinär angegangen sind. Dieses Feld, die sogenannten Human-Animal Studies, versucht dabei unter anderem die Repräsentation von Tieren in Kunst, Medien und Literatur sowie die Frage nach der kulturell-symbolischen Bedeutung von Tieren zu erforschen. Die Rolle von Tieren und Tierbildern in Denksystemen und der Ideengeschichte westlicher Gesellschaften, Interaktionen zwischen Menschen und Tieren sowie Untersuchungen der tierbezogenen Praktiken bzw. der Behandlung von Tieren in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern wie u.a. Wissenschaft, Ökonomie, Landwirtschaft stellen weitere Themen dar, die in den Human-Animal Studies behandelt werden. Dieses Seminar ist eine Einführung in die historischen Human-Animal Studies, die mit Fokus auf die historische Dimension der Wirkmächtigkeit von Tieren auch einfach >Tiergeschichte< genannt wird. Entsprechend wollen wir uns mit den neuen Konzeptionen von Tiergeschichte beschäftigen und debattieren, wie sich der >Animal Turn< in der Geschichtswissenschaft niedergeschlagen hat.
Themen, die in diesem Seminar diskutiert werden sollen, reichen von theoretischen konzeptionen tier-menschlicher Annäherungen bis zu methodisch-handwerklichen Umsetzungen des Forschungsprogrammes der Human-Animal-Studies. Wir fragen: Sind Tiere (historische) Akteure und wie können wir das adäquat wiedergeben ? Oder sind sie doch bloß Repräsentationsfiguren außerhalb menschlicher Historiographie und ihren Zugriffen ? Anhand von empirischen Arbeiten zur Haus- und Nutztierhaltung und der Geschichte der Zoos werden wir zu eruieren versuchen, wie die Tiergeschichte mit diesen Fragen umgeht.
Ziel des Seminars ist es, grundlegende Aspekte der Human-Animal Studies und der Tiergeschichte zu rekapitulieren und anwenden zu können. Die Teilnehmer*innen sollen darüber hinaus in die Lage versetzt werden, die Relevanz theoretischer Konzepte für die Geschichtsschreibung zu erkennen
Die Veranstaltung wendet sich an Studierende, die im Arbeitsbereich der Sozial- und Kulturgeschichte, insbesondere auch der Tiergeschichte, eine Abschlussarbeit - BA, MA oder Staatsexamen - schreiben oder vorhaben dies zu tun. Sie bietet denjenigen, die bereits an ihrer Arbeit sitzen, die Möglichkeit Schwierigkeiten zu besprechen und Fragen zu klären und denjenigen, die noch auf der Suche nach einem Thema sind, Hilfe bei Themenfindung und dabei, das Thema richtig zuzuschneiden und eine Fragestellung zu entwickeln. Zudem soll die Veranstaltung alle Teilnehmer:innen dabei unterstützen, ihre Arbeiten in aktuelle Forschungskontexte einzubinden. Dazu haben Sie die Möglichkeit auch gemeinsam zentrale, themenrelevante Sekundärliteratur zu diskutieren