Re­fle­xi­on in der Leh­rer*in­nen­bil­dung im Rah­men ei­nes Lehr-Lern-La­bors Sportpädagogik

Nachdem sich der Ansatz zur Förderung und Evaluation der Reflexionsfähigkeit bei Sportstudierenden im Rahmen der Schulpraktischen Studien bewährt hat (Teilprojekt P02, PRONET 2015-2018), wird in der Folgestudie PRONET2 von 2019 bis 2023 das Anwendungsfeld reflexiver Praxisstudien ausgebaut und durch die Einrichtung eines Lehr-Lern-Labors Sportpädagogik institutionalisiert.

Inhaltlich wird die reflexive, videogestützte Fallarbeit unter dem Einsatz des Video-Portals „Unterricht unter der Lupe“ fortgeführt und durch weitere sportpädagogische und sportdidaktische Anwendungs- und Themenfelder (wie bspw. Heterogenität und Differenzierung, bewegter Unterricht) ergänzt. Dabei liegt der Fokus in PRONET2 nicht mehr vornehmlich auf der Förderung der Reflexionsfähigkeit. Durch die reflexive Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Unterrichtsszenarien soll auch die Entwicklung einer themenspezifischen Handlungskompetenz in den Blick genommen werden.

Lehr-Lern-Labore – die an der Universität Kassel zunächst als Studien- und Lernwerkstätten seit über 30 Jahren aufgebaut und entwickelt werden – ermöglichen eine Kompetenzentwicklung auf der Basis einer reflexiven, theoriegeleiteten Praxis. Aus hochschuldidaktischer Perspektive stellen sie damit bedeutsame Orte handlungsorientieren, reflexiven Lernens dar (Schude, Bosse & Klusmeyer, 2017). Grundsätzlich lassen sich dabei als Lehr-Lern-Formate das entdeckende Lernen (pädagogische Handlungskompetenzen erfahrungsbasiert anbahnen und ausbilden) und das forschende Lernen (pädagogische Forschungsvorhaben durchführen und Erkenntnisse gewinnen) unterscheiden (Wedekind & Schmude, 2017).

Davon ausgehend liegt – neben der inhaltlichen Ausdifferenzierung – ein zweiter Arbeitsschwerpunkt des Teilprojekts P02 auf der Konzeption und Einrichtung eines Lehr-Lern-Labors Sportpädagogik, in dessen Rahmen unterrichtsrelevante Themenstellungen an universitären und schulischen Lernorten pädagogisch aufbereitet, didaktisch erprobt und individuell reflektiert (Portfolio) werden. Die theoretischen Bezugspunkte bilden dabei bezogen auf die universitäre Lehrerbildung die Bereiche des pädagogischen Wissens (u.a. Baumert & Kunter, 2006) und mit Blick auf den schulischen Unterricht die Qualitätsdimensionen guten (Sport-) Unterrichts (u.a. Herrmann, Seiler & Niederkofler, 2016).

PRONET2 wird im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

Literatur

  • Baumert, J. & Kunter, M. (2006). Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9 (4), 469-520.
  • Herrmann, C., Seiler, S. & Niederkofler, B. (2016). „Was ist guter Sportunterricht?“ Dimensionen der Unterrichtsqualität. Sportunterricht, 65 (3), 77-82.
  • Schude, S., Bosse, D. & Klusmeyer, J. (Hrsg.). (2016). Studienwerkstätten in der Lehrerbildung. Wiesbaden: Springer.
  • Wedekind, H. & Schmude, C. (2017). Werkstätten an Hochschulen – Orte des entdeckenden und/oder forschenden Lernens. In M. Kekeritz, U. Graf, A. Brenne, M. Fiegert, E. Gläser & I. Kunze (Hrsg.), Lernwerkstattarbeit als Prinzip. Möglichkeiten für Lehre und Forschung (S. 185-200). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Projektleitung: Prof. Dr. Volker Scheid, Dr. Andreas Albert

Mitarbeiter: Tobias Hillebrand

Laufzeit: 01/2019 bis 12/2023