Veranstaltungsreihe (R)Evolutionspsychologie: Perspektiven auf gender, queer und ‚race‘ in der Psychologie

Die studentisch organisierte Veranstaltungsreihe an der Universität Kassel findet ab 08.11.23 mittwochs oder donnerstags 18:15-19:45 Uhr statt. (Achtung Ausnahmen*)

(R)Evolutionspsychologie: Perspektiven auf gender, queer und ‚race‘ in der Psychologie

Um den Blick auf evolutionäre Prozesse in der psychologischen Lehre zu erweitern, ist diese studentisch organisierte Veranstaltungsreihe entstanden. Uns ist es wichtig Perspektiven Raum zu geben, die im Psychologiestudium nach wie vor vernachlässigt werden. Neben einem kritischen Blick auf Zusammenhänge zwischen Biologie und Geschlecht sowie Genetik und Evolution, möchten wir auch noch den Blick auf die Themen gender, queer und ‚race‘ in der Psychologie richten.

Hierzu wird es unter anderem Einblicke in psychoanalytische Überlegungen zu Rassismus und rassifizierenden Projektionen geben und danach gefragt, wie eigentlich queerende Psychologien aussehen (könnten). Vertiefend wird es auch noch einen Workshop für BIPoC-Studierende aller Fachrichtungen zu Machtverhältnissen und Psychotherapie geben. Die Veranstaltungsreihe ist fächer- und standortübergreifend offen für alle Interessierten.

Das Projekt Kritische Perspektiven auf Evolutionstheorien wird im Sonderfonds Strukturelle Chancengleichheit der Universität Kassel gefördert.

Wir freuen uns sehr auf Ihr/Euer Kommen!

Studierende des Projektteams

Mittwoch, 8.11.23 – Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, Hochschule Merseburg

VORTRAG: NUR ZWEI GESCHLECHTER? ZUM GESCHLECHT IN DER BIOLOGIE UND DEN AKTUELLEN GESELLSCHAFTLICHEN DISKUSSIONEN

(Nora-Platiel-Straße 6, Raum 0210, 18:15 -19:45)

Wir müssen sprechen – auch über biologisches Geschlecht (sex). Das wird mit den aktuellen gesellschaftlichen Debatten deutlich. Denn: In der Biologie ist schon länger klar, dass es nicht nur zwei Ausprägungsformen des Genitaltrakts gibt, sondern dass sich Genitalien individuell unterschiedlich entwickeln. Und auch evolutionsbiologisch richtet sich der Blick zunehmend auf Variabilität von Merkmalen. Doch populär kommt diese Sicht erst verzögert an. Heinz-Jürgen Voß führt hierfür Gründe an, erläutert biologische Geschlechtsentwicklung und zeigt darüber hinaus die pädagogischen Zugänge, die die biologischen Vorgänge korrekt darstellen und nach und nach in der Schule ankommen.

Kurz-Bio: Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß: Jg. 1979, Studium der Diplom-Biologie in Dresden und Leipzig. Promotion 2010 zur gesellschaftlichen Herstellung biologischen Geschlechts in Bremen. Seit Mai 2014 Professur für Sexualwissenschaft und sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg und seit 2022 Prorektor*in für Studium und Lehre. 
Informationen und Kontakt: www.heinzjuergenvoss.de.

 

Die Folien zum Vortrag finden Sie hier

*Donnerstag (online, 18:15-19:45), 16.11.23 – Prof. Dr. Kerstin Palm, HU Berlin

VORTRAG: GENETISCHE GRUNDLAGEN DER GESCHLECHTERVIELFALT

(dieser Vortrag findet NUR online statt, ZOOM-Link über die Website/QR-Code verfügbar)

Dem Zoom-Meeting beitreten:

https://conf-uni-kassel.zoom.us/j/92300313476?pwd=Ym9maFgyN3lXaEVnMmx5SER6WnM3UT09

Meeting-ID: 923 0031 3476

Kenncode: 648740

Evolutionstheoretische Überlegungen zu Geschlecht haben sich lange Zeit auf die genetische Festgelegtheit von Geschlechterdifferenz bezogen, die sowohl die körperlichen als auch kognitiven Merkmale beträfen. Neuere evolutionstheoretische Theorien eröffnen auf der Grundlage epigenetischer Forschung ganz neue Sichten auf den Zusammenhang von Genetik und Evolution der Geschlechter, die in diesem Vortrag vorgestellt werden.

Kurz-Bio: Kerstin Palm, promovierte Biologin, Habilitation in Kulturgeschichte der Biologie, seit 2013 Professorin für Gender & Science am Institut für Geschichtswissenschaften / Wissenschaftsgeschichte an der HU Berlin.

Die Folien zum Vortrag finden Sie hier

Mittwoch, 22.11.23 – Lalitha Chamakalayil, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

VORTRAG: PSYCHOANALYSE UND DIE MIGRATIONSGESELLSCHAFT: ALTLASTEN; THEORIEPERSPEKTIVEN UND FALLVIGNETTEN

(Nora-Platiel-Straße 6, Raum 0210, 18:15-19:45)

In dem Vortrag wird mit Frantz Fanon und M. Fakhry Davids psychoanalytischen Theoretisierungen zu Rassismus nachgegangen und an Fallvignetten diskutiert. Dann werden diese Erkenntnisse genutzt, um Herausforderungen und Entwicklungsbedarfe für eine rassismuskritische psychoanalytische und psychotherapeutische Praxis herauszuarbeiten.

Kurz-Bio: Lalitha Chamakalayil ist Dipl.-Psychologin und forscht und lehrt an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW vor allem zu Verhältnissen sozialer Ungleichheit, Prozessen von Inklusion und Exklusion und zur Psychoanalyse in der Migrationsgesellschaft. Sie ist immer wieder im Empowermentkontext und in der Begleitung von Einzelpersonen und Teams im Kontext ungleichheitskritischer Supervision unterwegs.

 

 

Die Folien zum Vortrag finden Sie hier

*Donnerstag, 23.11.23 – Lalitha Chamakalayil, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

WORKSHOP: GESELLSCHAFTLICHE MACHTVERHÄLTNISSE UND PSYCHOTHERAPIE: REFLEXIONEN EIGENER EINGEBUNDENHEITEN IN INTERSEKTIONALER PERSPEKTIVE

(Nur für BIPOC und Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Es ist nicht notwendig, aktuell Psychologie zu studieren, BIPOC Menschen, die in diesem Bereich Interesse, Erfahrungen oder Zugangshürden haben, sind willkommen!)

(Mönchebergstr. 1, Raum 4003, 10:00-13:00)

Im Workshop wird es darum gehen, uns zu informieren (Machtverhältnisse und wie wirken sie, auch in Psychotherapie) und auszutauschen (Hürden, Erfahrungen und eigene Eingebundenheiten) und uns zu empowern (Strategien, Taktiken, Stärkungen). 

Kurz-Bio: Lalitha Chamakalayil ist Dipl.-Psychologin und forscht und lehrt an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW vor allem zu Verhältnissen sozialer Ungleichheit, Prozessen von Inklusion und Exklusion und zur Psychoanalyse in der Migrationsgesellschaft. Sie ist immer wieder im Empowermentkontext und in der Begleitung von Einzelpersonen und Teams im Kontext ungleichheitskritischer Supervision unterwegs.

 

Mittwoch, 29.11.23 – Dr. Julia Scholz, Universität zu Köln

VORTRAG: QUEERING PSYCHOLOGY!

(Nora-Platiel-Str. 6, Raum 0210, 18:15-19:45 Uhr)

Meint: Psychologie queeren und gleichzeitig eine queerende Psychologie. Ein Großteil der aktuellen Psychologien des europäisch und nordamerikanisch geprägten Raumes verfolgt ein Wissenschaftsverständnis, das nur schwer mit queerenden (queeraktivistischen und queertheoretischen) Kritiken in Einklang zu bringen ist. Im Vortrag stelle ich sowohl aktuelle Widersprüche zwischen queering und psychology als auch Dialoge, Brücken und Zusammenführungen vor. Anschließend können wir einen Blick darauf werfen, inwiefern und wo wir bereits queerende Psychologien finden können.

Kurz-Bio: Julia Scholz hat nach dem Psychologie Diplom über die wissenschaftstheoretischen Fragen einer queer(end)en Experimentalpsychologie promoviert. Seit 2017 arbeitet Julia als Studiengangkoordination des Masters Gender & Queer Studies in Köln und findet in den Gender und Queer Studies größere thematische Passung als in der trotzdem geschätzten Psychologie.

 

Die Folien zum Vortrag finden Sie hier

Mittwoch, 06.12.23 – Dr. Burcu Coşkun, IfP Berlin und HMU Potsdam

VORTRAG: INTERKULTURELLE PSYCHOTHERAPIE – DAS FREMDE IM SELBST

(Nora-Platiel-Str. 6, Raum 0210, 18:15-19:45)

Es werden zwei tiefenpsychologisch fundierte Langzeitfälle unter besonderer Berücksichtigung der interkulturellen Begegnung beschrieben und psychoanalytisch beleuchtet. Dabei wird auch der Versuch unternommen, den Begriff »Race«, welche aus den universitären Kulturwissenschaften stammt, in Verbindung zu den beschriebenen Fällen zu bringen sowie rassifizierende Projektionen und Interaktionen im (imaginären) Behandlungsraum zu erkunden.

Bio: Burcu Coşkun, Dr.med.univ., Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Psychoanalytikerin. Medizinstudium in Wien. Lebt in Berlin, Mitglied im PaIB/DPG und IPA. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die interkulturelle Psychotherapie / Psychoanalyse sowie die psychoanalytische Beschäftigung mit Gruppen- und gesellschaftspolitischen Prozessen. Oberärztin der psychosomatischen Tagesklinik im Theodor-Wenzel-Werk. Dozentin im psychoanalytischen Institut Berlin/IfP und an der Health and Medical University (HMU) Potsdam.

Literaturempfehlungen:

hier einige Literaturangaben für Sie und die Studierenden, die danach gefragt hatten:

Werke, die eine gute Einführung oder Zusammenfassungen bieten:

Praxis der interkulturellen Psychiatrie und Psychotherapie, W. Machleidt, U. Kluge, M. Sieberer, A. Heinz (Hrsg)

Klinische interkulturelle Psychotherapie - ein Lehr und Praxisbuch, Yesim Erim

Migration, Kultur und psychische Gesundheit - dem Fremden begegnen, W. Machleidt

 

psychoanalytische (Standard-)Werke:

Innerer Rassismus - eine psychoanalytische Annäherung an race und Differenz, M. Fakhry Davids

Unterwegs in der Fremde - psychoanalytische Erkundungen zur Migration, H. Utari-Witt, I. Kogan (Hrsg)

Immigration und Identität - psychosoziale Aspekte und kulturübergreifende Therapie, S. Akhtar

Psychoanalyse der Migration und des Exils, L. und R. Grinberg