Sarah Kirsch
Ihre Brüder-Grimm-Poetikprofessur für das Wintersemester 1995/96 hat die Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) an die Lyrikerin Sarah Kirsch verliehen.
Die Verleihung der Grimm-Professur 1996 schließt sich an zahlreiche Auszeichnungen an, die Sarah Kirsch bereits zuteil wurden, seit sie mit ihren Gedichtbänden Landaufenthalt (1967), Zaubersprüche (1973) und Rückenwind (1977) frühen Ruhm errang.
Geboren am 16. April 1935 in Limlingerode/Südharz, nach Abitur, Arbeit in einer Zuckerfabrik, Biologiestudium und zweijährigem Studium an der »Dichterschule« der DDR, dem Literaturinstitut Johannes R. Becher, arbeitete sie ab 1965 als freie Schriftstellerin. Seit ihrer Scheidung von Rainer Kirsch (1968) lebte sie in Ost-Berlin und arbeitete zugleich als Journalistin, Hörfunkautorin und Übersetzerin.
Zur politischen Grenzgängerin wurde sie 1977, als sie im Gefolge der Proteste gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns die DDR verließ und nach West-Berlin umzog. Seit 1983 lebt und arbeitet Sarah Kirsch in Schleswig-Holstein, dessen Landschaft und Natur seither ein großer Teil ihrer Gedichte gilt.
Einen stärkeren Zusammenhang mit der Literaturszene erhofft sich die GhK auch mit dem geänderten Auswahlverfahren für die Verleihung der Grimm-Poetikprofessur. Zum ersten Mal übertrug der Fachbereich Germanistik die Nominierung einem namhaften Kritiker und Kenner des literarischen Lebens der Gegenwart, der auch die Präsentation der neuen Grimm-Poetikprofessorin übernehmen wird: Mit Heinz Ludwig Arnold (Universität Göttingen) wurde dafür ein ausgewiesener Experte der deutschen Gegenwartsliteratur gewonnen.
GPP-Veranstaltungsreihe mit Sarah Kirsch
Sarah Kirsch hat am 16., 17. und 18. Januar im Gießhaus der GhK gelesen. Die Einführung am 16. Januar hat Heinz Ludwig Arnold übernommen, Herausgeber und Gründer der Literaturzeitschrift Text und Kritik. Das Thema des ersten Abends im überfüllten Gießhaus lautete »Von Haupt- und Nebendrachen«. In einer fesselnden eigenwilligen Vorlesung, in der sie ihre widersprüchlichen Empfindungen mit dem Literaturpublikum formulierte, ihre Lust am Schreiben auf »feinem toskanischem Papier« thematisierte, Autobiografisches behutsam in Verfremdendes übergehen ließ und – so gar nicht bereit sich feiern zu lassen – am Ende den begeisterten Applaus kaum wahrnimmt, präsentierte sich eine Dichterin hoher Ausstrahlung und Überzeugungskraft. Am 17. Januar […] sprach Sarah Kirsch »Von Dichtern und Prosadichtern«. Am 18. Januar ging der Abendveranstaltung ein Seminar mit Sarah Kirsch voraus, bevor sie aus ihrem Werk las.