Friedrich Christian Delius
Friedrich Christian Delius übernahm im November 2004 die Grimm-Poetikprofessur an der Universität Kassel. Damit zeichnete die Kasseler Universität einen politisch denkenden und moralisch hoch engagierten Autor aus, der durchgehend unserer aktuellen Realität zugewandt ist.
Delius wurde 1943 in Rom geboren, er wuchs in Hessen auf, studierte Germanistik in Berlin und promovierte mit einer Arbeit über den Roman im bürgerlichen Realismus des 19. Jahrhunderts. Die Dissertation trägt den aparten Titel Der Held und sein Wetter. Er arbeitete als Verlagslektor erst im Wagenbach- und dann im Rotbuch-Verlag und ist seit 1978 freier Schriftsteller. Heute lebt er in Berlin und Rom.
Delius trat zunächst mit Gedichten hervor; hinzu kamen Theaterstücke und Hörspiele. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Romane und Erzählungen, die sich durch sehr genau erfasste Bilder unserer Lebensverhältnisse auszeichnen, deren Unwirtlichkeit und Befremdlichkeit bei Delius immer wieder zum Thema wird. Ihr ›Realismus‹ ist so gleichzeitig oft von ausgesprochen satirisch entlarvendem Charakter (Unsere Siemens-Welt, 1972). Das gilt auch für seine Betrachtung der deutsch-deutschen Wirklichkeit zum Beispiel in den Erzählungen Die Birnen von Ribbeck (1991) oder Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus (1995). Hier zeigt sich Delius zugleich als ein ausgesprochen vielseitiger und einfallsreicher Autor, der – in sprachlich souveräner Manier – wiederholt neue ästhetische Formen wählt und so die Leser:innen in immer wieder anderer Weise fesselt.
GPP-Veranstaltungsreihe mit Christian Delius
Friedrich Christian Delius bot am 3. November im Eulensaal der Murhardschen Bibliothek in Kassel eine Vorlesung unter dem Titel »Deutschland, ein Schlaraffenland – oder warum Friedrich Schiller Joschka Fischer einen Barbaren genannt hätte«, sowie am 4. und 5. November ein Seminar und eine Autorenlesung an.