Ludwig Harig
Im Januar 2001 erwartete die Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) ihren nächsten Brüder-Grimm-Gastprofessor. Mit Ludwig Harig kam ein Schriftsteller, den seine Großmutter gerne einen »Luftkutscher« nannte und dessen Reisen auch heute noch in Randgebiete und heikle Zonen der Vergangenheit führen.
Ludwig Harig erprobte in den 1950er Jahren im Umfeld der sprachexperimentellen Stuttgarter Schule um Max Bense eine Schreibweise, in der er versuchte, mit Mitteln der Konkreten Poesie gegen die herrschende Ästhetik der 1950er Jahre anzuschreiben.
Während der 1960er Jahre arbeitete er in verschiedenen Grenzbereichen der Literatur, insbesondere für das Hörspiel, auch hier mit dem Bemühen, mit sprachspielerischen Mitteln Kritik an ideologischen Kommunikationsformen zu üben.
Mit Harigs autobiografisch geprägten zwischen 1986 und 1996 erschienen Romantrilogie Ordnung ist das ganze Leben, Weh dem, der aus der Reihe tanzt und Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf wurde er auch einer breiteren literarischen Öffentlichkeit bekannt.
Ludwig Harig wurde am 18.7.1927 in Sulzbach/Saar geboren. Im Anschluss an seine Lehrerausbildung arbeitete er zunächst in Lyon. Von 1950–1970 war er Volksschullehrer in Dudweiler/Saar.
GPP-Veranstaltungsreihe mit Ludwig Harig
Seinen Kasseler Hörer:innen bot Harig in zwei Vorlesungen eine Auseinandersetzung mit dem Roman Der große Meaulnes, dem einzigen Buch des Franzosen Henri Alain-Fournier (1886–1914), von dem Harig in der ZEIT-Kolumne »Mein Jahrhundertbuch« schreibt: »Ein Jahrhundertbuch, auf das schon ein Jahr nach seinem Erscheinen der Staub einer gerade zu Ende gegangenen Zeit gefallen war – doch nicht liegen geblieben ist! Was es dichterisch ankündigt, erfüllt sich in der Wirklichkeit des Lebens.« Für Harig ist der Roman zu einem Kultbuch einer nach Frieden und Sinn suchenden französischen und deutschen Jugend geworden.