Polizeigewalt in den USA: Kasseler Forscherin rechnet mit weiteren Todesfällen

Ortlepp sieht in der Kette der Todesfälle zwar keine neue Entwicklung: „Übergriffe und einen strukturellen Rassismus gibt es seit langem in vielen amerikanischen Polizei-Einheiten, insbesondere in ländlichen Gebieten“, sagt Ortlepp. Neu sei vielmehr, dass landesweite Medienberichte über Polizeigewalt die Empörung in schwarzen Communities schüre. Diese Empörung führe aber nur bedingt zur Veränderung lokaler Verhältnisse. „Es ist daher leider damit zu rechnen, dass in naher Zukunft wieder ein afro-amerikanischer Mann durch Polizeigewalt stirbt“, prophezeit Ortlepp. 

Ortlepp zufolge sei die Polizei besonders in den Gebieten des Mittleren Westen mehrheitlich weiß. Häufig werde das sogenannte Racial Profiling eingesetzt, bei dem die Polizei Afro-Amerikaner ohne konkrete Verdachtsmomente überprüfe. Auf der anderen Seite sei Gewalt eine prägende Alltagserfahrung vieler afro-amerikanischer Großstadtbewohner. In Baltimore war ein 25-jähriger Afro-Amerikaner nach seiner Festnahme unter noch nicht ganz geklärten Umständen gestorben. 

Anke Ortlepp leitet das Fachgebiet Geschichte Großbritanniens und Nordamerikas an der Universität Kassel. Sie war zuvor u.a. von 2005 bis 2010 Research Fellow am German Historical Institute, Washington, D.C. Ortlepp forscht neben anderen Bereichen zur Geschichte und Gegenwart des Rassismus in den USA und organisiert in diesem Sommersemester eine Vortragsreihe mit dem Titel „#Post-Racism. US American Race Relations in Historical Perspective“ an der Uni Kassel. 

Kontakt: 

Prof. Dr. Anke Ortlepp
Universität Kassel
Fachgebiet Geschichte Großbritanniens und Nordamerikas
Tel.: +49 561 804-3743 (Sekr.)
Email: anke.ortlepp[at]uni-kassel[dot]de