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Digitale und gedruckte Edition der Rechtstexte von Burchard von Worms
Mit seinem Launch am 18. Mai wurde das Projekt der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei betonten die Redner die Notwendigkeit einer neuen Edition. Ein Argument ist, dass die aktuellste Version vor bald 500 Jahren erstellt wurde. Darüber hinaus ist das Ziel des Forschungsprojektes, eine multiperspektivische Analyse der Überlieferung, Rezeption sowie rechts- und kulturgeschichtlichen Bedeutung der Rechtssammlung Burchards von Worms zu erstellen und eine internationale Plattform für das Kirchenrecht etablieren.
Im Mittelpunkt des Projekts steht das vom Bischof Burchard von Worms verfasste „Decretum Burchardi“, welches im 11. und 12 Jahrhundert zu den Grundlagen der kirchlichen Rechtsbücher gehörte. Auch spätere Rechtsgelehrte bezogen sich noch lange auf diesen Rechtstext.
Beim Launch wurden unter anderem die drei Projektphasen vertieft, für die jeweils sechs Jahre vorgesehen sind. Anregungen für Phase eins gibt die Arbeit von Hartmut Hoffmann und Rudolf Pokorny aus dem Jahre 1991 zur Handschriftenüberlieferung. Denn ausgewählte Handschriften sind die Grundlage einer ersten kritischen gedruckten sowie der späteren Online-Publlikation. In der zweiten Phase erfolgt die Einarbeitung weiterer Überlieferungen in die digitale Edition. Um eine inhaltliche Vertiefung der Rezeptionsgeschichte der Texte Burchards geht es dann in der abschließenden dritten Phase.
Bewusst entschied sich das Forscherteam für eine gedruckte und eine digitale Version. Mit der Online-Variante soll die komplexe und vielschichtige Überlieferungsgeschichte dargestellt werden. Unter anderem könnten so zahlreiche Fassungen und Vorlagen berücksichtigt werden. Auch Verlinkungen von Handschriftendigitalisaten und zugehöriger Literatur wäre möglich. Die gedruckte Variante böte wiederum eine schnellere Übersicht, reduziere die Komplexität und sei langlebiger.
Eine Herausforderung war die Auswahl einer grundlegenden Abschrift von Burchards Rechtskodifikation für die Edition. Überliefert sind mehr als 80 Handschriften, darunter sechs, die direkt unter Aufsicht von Burchard im Wormser Skriptorium hergestellt wurden. Hier entschied sich das Team für die Frankfurter Handschrift, da diese am weitesten verbreitet ist. Auch technische Hürden wurden geklärt, unter anderem die Frage, welches Programm am besten für die Transkription der Texte geeignet ist.
Das Forschungsvorhaben 'Burchards Dekret digital' unter Leitung von Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner (Universität Kassel), Prof. Dr. Klaus Herbers (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Ludger Körntgen (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) ist Teil des Akademienprogramms, mit dem die Union der deutschen Akademien langfristig angelegte Forschungsvorhaben wie zentrale Editionen, Wörterbücher und Textcorpora als Wissensspeicher fördert. Das Projekt unter dem Dach der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz ist auf eine Förderdauer von 18 Jahren (2020-2037) angelegt.
Kontakt:
Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner
Universität Kassel
Fachbereich 05 – Gesellschaftswissenschaften
Professur Mittelalterliche Geschichte
Tel. +49 561 804-3104
E-Mail: ibaum[at]uni-kassel[dot]de
Sebastian Mense
Universität Kassel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 561 804 -1961
E-Mail: presse[at]uni-kassel[dot]de