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Nachdenken über den Krieg: Umfangreiche Themenwoche im Mai
Ziel der Themenwoche #ukraine|krieg ist es, einen vielfältigen Austausch über die aktuelle geopolitische und humanitäre Krisensituation anzuregen. In Anglistik, Romanistik, Germanistik und Theologie sind knapp 40 Lehrveranstaltungen zum Krieg geplant: in Seminaren Vorlesungen und Vorträgen.
Das heißt: „Wir analysieren die Diskurse, Narrative und Bilder des Krieges. Wir diskutieren über den Zusammenhang von politisch-militärischer Autorität, Macht und (Des-)Information. Wir reflektieren die Ideologeme, Praktiken und Rhetoriken physischer, psychischer und struktureller Gewalt. Auch wenn wir das Unfassbare, das über Europa hereingebrochen ist, selbst noch nicht fassen können und mehr Fragen als Antworten haben, möchten wir nicht schweigen“, so die Veranstalter.
Studierende und Angehörige anderer Fachbereiche sind herzlich eingeladen. Die Plätze sind allerdings begrenzt. Bitte setzen Sie sich bei Interesse mit den jeweiligen Dozentinnen oder Dozenten für weitere Absprachen direkt in Verbindung.
Teilnehmende Dozentinnen und Dozenten mit ihren Veranstaltungen
Tamara Bodden u. Christine Riess (Germanistische Sprachwissenschaft): Zwei Vertiefungsseminare zum ‚Text‘ werden Mündlichkeit/Schriftlichkeit thematisieren: So wird z.B. eine Rede (Selenskyjs) als konzeptionell schriftliche Form mündlicher Rede untersucht, oder es werden ähnliche Ansätze verfolgt, die sich mit Texten und mündlichen Kommunikaten allgemein beschäftigen.
Dr. Robert Brandau (Evangelische Theologie): Im Seminar „Friedensethik“ werden die biblischen Grundlagen der Friedens- und Gewaltfrage erarbeitet, geschichtlichen Stationen betrachtet und vor der aktuellen Herausforderung des Ukraine-Kriegs diskutiert: Ist radikaler Pazifismus die christliche Option – wie steht es mit der Gewalt, die Recht und Frieden überhaupt erst schafft und sichert? Hat die atomare Bedrohung die Debatte grundlegend verändert?
Prof. Dr. Olaf Gätje (Germanistische Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik): Im Seminar „Sprache und Wirkung“ wird in der Themenwoche zum Krieg in der Ukraine die von der russischen Führung verordnete Sprachregelung zum Krieg in der Ukraine thematisiert, die den öffentlichen Diskurs in der russischen Gesellschaft einhegen soll und mit der bestimmte Narrative befördert werden.
Maria Gallinat (Germanistische Sprachwissenschaft): Im Seminar „Auf ein Wort“ geht es um Wörter in der Krise (Corona, Klima, Krieg) und ihr Diskriminierungspotenzial. Im Seminar „Literarisches Lernen“ in der Primarstufendidaktik geht es um sprachsensibles Literarisches Lernen, in der Themenwoche speziell um den ganzheitlichen Blick auf Menschen in Lehr-Lernsettings, der biografische Aspekte wie Migration und Flucht integriert und sprachliche Heterogenität mitbedenkt. Im Symposium „Aktuelle Kindheiten | Aktuelle Didaktiken“ wird mit eingeladenen Referenten und Referentinnen u.a. über ‚Coronakindheit‘ und Kindheit im Krieg als tagespolitisch aktuelle Themen diskutiert.
Katharina Gaida (Evangelische Theologie) / Prof. Dr. Mirja Kutzer (Katholische Theologie): Im gemeinsamen Seminar „Theologie im Kontext religiöser Pluralität. Positionen – Begegnungen – Kompetenzen“ wird zu ‚Religious Peacebuilding‘ gearbeitet, dabei werden der (mögliche) Beitrag von Religionen zu Krieg und Frieden (auch am Beispiel der Rolle der christlichen Orthodoxie im Ukraine-Krieg) und das Konzept des gerechten Friedens behandelt.
Prof. Dr. Andreas Gardt (Germanistische Sprachwissenschaft): Im Forschungskolloquium wird ein Themenblock „Sprachen des Krieges und der Diktatur“ eingefügt.
Prof. Dr. Andreas Gardt u. Dr. Paul Reszke (Germanistische Sprachwissenschaft): Im Seminar „Linguistische Ausstellungsforschung“ wird der Ukraine-Krieg mit Bezug auf konkrete künstlerische Arbeiten der kommenden documenta fifteen thematisiert.
Prof. Dr. Daniel Göske (Amerikanistische Literaturwissenschaft): In der Vorlesung „Make It New! American Literature 1860–1920“ geht es in der Themenwoche anhand von William Dean Howells Erzählung Editha u.a. um das Thema Krieg als Männerertüchtigung.
Prof. Dr. Liliana Gómez (Kunst und Gesellschaft): In der Ringvorlesung „Ästhetische Dimensionen des Politischen: Kunst, Aktivismus, Partizipation“ wird Jens Kastner ausgehend vom feministischen Kunstkollektiv Polvo de Gallina Negra über aktivistische Praxis von Kunst und Widerstand sprechen. Im Seminar „Künstlergespräche“ werden Gerichtsprozesse gegen Künstlerinnen und Kuratoren diskutiert, etwa gegen die russische Punk-Gruppe Pussy Riot (Gastreferentin ist Dr. Sandra Fimmel, Herausgeberin von Kunst vor Gericht und Osteuropa-Expertin).
Prof. Dr. Stefan Greif (Neuere deutsche Literaturwissenschaft): Im Seminar zu Goethes „Faust II“ wird in der Themenwoche anlassbezogen der Fokus auf verschiedene Formen von (physischer, psychischer, struktureller) Gewaltdarstellung gelegt.
Nicole Kasper (Germanistische Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik): Im Seminar „Zwischen Geolino und medizini. Journalistische Texte für Kinder gestern und heute“geht es u.a. auch darum, welche aktuellen/gesellschaftlichen Themen für Kinder aufbereitet werden – hier nun speziell der Ukraine-Krieg.
Prof. Dr. Tom Kleffmann (Evangelische Theologie): In einem Seminar über den Sündenbegriff wird über die philosophische und theologische Frage des gerechten Kriegs diskutiert.
Prof. Dr. Stefanie Kreuzer (Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft): In einem Lyrik-Seminar liegt der thematische Fokus auf Kriegslyrik und dem (Ukraine‑)Krieg. Im Seminar zur diesjährigen Grimm-Poetikprofessorin Doris Dörrie gilt es, die atomare Bedrohung im Kontext ihres Films „Grüße aus Fukushima“ (D 2016) zu thematisieren. Im Masterkolloquium wird über die tagespolitische Aktualität von (Geistes-)Wissenschaft anlässlich des Ukraine-Kriegs diskutiert.
Prof. Dr. Mirja Kutzer (Katholische Theologie): Im Seminar „Erfüllte Zeit – Einführung in die Eschatologie“ wird es um (eschatologische) Friedenskonzeptionen anhand von künstlerischen Darstellungen gehen: Vom (himmlischen) Frieden – Christliche Friedensvorstellungen als Reaktion auf Kriegserfahrungen.
Prof. Dr. Michael Mecklenburg (Ältere deutsche Literaturwissenschaft): In den mediävistischen Seminaren wird auf Narrative eingegangen, die Krieg als systematische und planvolle Handlungsform verstehen, die auf die Tötung der als gegnerisch wahrgenommenen Menschen abzielt und diese Kriegshandlungen diskursiv einbetten und begründen. Ein Fokus liegt auf der Kontinuität des vom Mittelalter bis heute bestehenden gewaltbasierten Männlichkeitskonzepts.
Prof. Dr. Ilse Müllner (Katholische Theologie): In der Vorlesung „Die Psalmen“ werden die ‚Feindpsalmen‘ im Alten Testament diskutiert, wo das Thema Gewalt eine wichtige Rolle spielt. Somit geht es paradigmatisch um die Hermeneutik von Gewalttexten – und zwar etwa in jenen Psalmen, in denen der Beter das Eingreifen Gottes gegen die eigenen Feinde fordert (Ps 3,8; 139,19–22). Es ist zu fragen, wie solche Texte historisch verstehen zu verstehen sind, was sie in gegenwärtigen Kommunikationskontexten bedeuten und wie man in liturgischen Zusammenhängen damit umgehen kann? Im Seminar „Das Buch Ijob in Bibel und Rezeptionsgeschichte“ wird eine thematische Einheit zu ‚Biblischen Friedenshoffnungen‘ eingefügt.
Prof. Dr. Jennifer Pavlik (Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik): Im Seminar zu ‚Poetischer und kultureller Alterität‘ wird der Begriff des ‚Flüchtlings‘ ausgehend von Hannah Arendts Essay Wir Flüchtlinge problematisiert werden und ggf. anhand von Robert Menasses Roman Die Hauptstadt über die gemeinsame ‚Idee‘ von Europa diskutiert.
Prof. Dr. Nikola Roßbach (Neuere deutsche Literaturwissenschaft): Im Seminar „Geschichte der Lyrik III: Von der Romantik zum Naturalismus“ geht es in der Themenwoche um Revolutions- und Widerstandsgedichte des 19. Jahrhunderts.
Prof. Dr. Annegret Reese-Schnitker (Katholische Theologie): Die „Einführung in die Religionspädagogik“ wird das Thema des Ukraine-Kriegs in einschlägiger Weise behandeln.
Prof. Dr. Angela Schrott (Romanische Sprachwissenschaft): In den Veranstaltungen „Erzählen im Spanischen“, „Gesprächslinguistik Französisch“ und „Spanische Literatur linguistisch analysieren“ sind aktualitätsbezogene Diskursanalysen zum Krieg in der Ukraine bzw. den entsprechenden Diskursen in Frankreich, Spanien und Lateinamerika geplant.
Vanessa Sternath (Ältere deutsche Literaturwissenschaft): Im Seminar "Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache 2 (Hartmanns von Aue Der arme Heinrich)" werden die Darstellungen von Herrscherfiguren in mittelhochdeutschen Texten und von Selenskyi und Putin in aktuellen Zeitungsartikeln intersektional analysiert und miteinander in Bezug gebracht, um so Dynamiken physischer, psychischer und struktureller Herrschergewalt in ihrer multidimensionalen Verwobenheit aufdecken zu können.
Johannes Thüne (Katholische Theologie): Im Seminar „Der Befreiungstheologe Leonardo Boff“ werden in der Themenwoche Auszüge aus seinem Buch Fundamentalismus und Terrorismus gelesen, in dem er die These vertritt, dass es politischen Frieden nur bei gleichzeitigem religiösen Frieden geben werde. Ist die vertretene Position ‚Liebe überwindet Hass‘ naiv? Was sind sinnvolle Reaktionen?
Dr. Andreas Wicke (Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik): Im Seminar „Theatertext und Inszenierung“ geht es um politisches Theater am Beispiel von Milo Raus Die Moskauer Prozesse. Das „Kafka“-Seminar titelt in der Themenwoche „Deutschland hat Rußland den Krieg erklärt. – Nachmittag Schwimmschule.“ Franz Kafka und der Krieg – am Beispiel der Erzählung In der Strafkolonie. Das Seminar „Interkulturelle Literaturdidaktik“ diskutiert das Thema Flucht und Abschiebung anhand eines Kinderromans.
Prof. Dr. Jan Witthaus (Spanische Literaturwissenschaft): In der Vorlesung „Geschichte der lateinamerikanischen Natur: von Kolumbus bis zum Magischen Realismus“ wird es um das Thema ‚Der Diktator im Roman - Lateinamerikas Beitrag zur politischen Typenlehre‘ gehen.
Fragen gerne per E-Mail an die Initiatoren: Liliana Gómez, Stefanie Kreuzer, Michael Mecklenburg, Jennifer Pavlik und Nikola Roßbach.